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Das Jahr der Flut

Das Jahr der Flut

Titel: Das Jahr der Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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brauchen keine Klamotten, die essen nur Blätter, die schnurren wie Katzen. Perfekt ist für mich was anderes.« Er lacht. »Mehr so was wie du.«
    Darüber gehe ich hinweg. »Das denkst du dir doch gerade aus.«
    »Nein, ich schwör’s«, sagt Croze. »Die kriegen so total blaue Schwänze. Dann haben sie Gruppensex mit lauter Frauen mit blauen Ärschen. Ist der Hammer.«
    »Das ist jetzt ein Witz, oder?«
    »Ich hab sie selbst gesehen«, sagt Croze. »Wir sollen ihnen nicht zu nahe kommen, sagt Zeb, damit sie wegen uns keinen Schaden kriegen. Aber Zeb meint, aus der Ferne könnten wir sie uns ruhig angucken, wie im Zoo. Er sagt, sie sind ungefährlich − wir sind gefährlich für die.«
    »Wann kann ich sie sehen?«
    »Nachdem wir uns die Painballer vorgenommen haben«, sagt Croze. »Ich müsste dich aber begleiten. Da unten gibt’s noch einen anderen Typen − der schläft auf ’nem Baum, redet mit sich selbst, verrückt wie ’ne Tüte Schlangen, nichts gegen Schlangen. Wir lassen ihn in Ruhe − kann gut sein, dass er infiziert ist. Der soll dich auf keinen Fall belästigen.«
    »Danke«, sage ich. »Dieser Crake, in diesem Paradies-Projekt-Gebäude. Wie sah er aus?«
    »Ich hab ihn nie gesehen«, sagte Croze. »Weiß ich nicht.«
    »Hatte er einen Kumpel?«, frage ich. »In diesem überkuppelten Ding?« Als Glenn das eine Mal mit Jimmy im Scales war, wurde definitiv was Großes ausgeheckt.
    »Nashorn meint, mit Kumpeln hätte er nichts am Hut gehabt. Aber irgendeinen hatte er wohl mit da drin, abgesehen von seiner Freundin − die beiden sollten das Marketing übernehmen. Nashorn meint, den Typ hätte man sich schenken können. Der hat nur blöde Witze gerissen und zu viel gesoffen.«
    Wenn das mal nicht Jimmy war, denke ich. »Hat er’s nach draußen geschafft?«, frage ich. »Aus der Kuppel raus? Zusammen mit den blauen Menschen?«
    »Woher soll ich das wissen? Kümmert doch eh keinen«, sagt Croze. Aber mich kümmert’s. Ich will nicht, dass Jimmy tot ist. »Du bist ganz schön ungnädig«, sage ich.
    »Bleib locker«, sagt Croze. Er legt mir den Arm um die Schulter, lässt seine Hand wie zufällig auf meine Brust fallen. Ich nehme die Hand weg. »Okay«, sagt er enttäuscht. Er küsst mich aufs Ohr.
    *
    Ich weiß nur, dass ich als Nächstes von Croze geweckt werde. »Sie sind wieder da«, sagt er. Er rennt nach draußen, und ich ziehe mich an, und als ich rauskomme, steht Zeb im Garten, und Toby umarmt ihn. Katuro ist auch da und ein Mann, den sie Schwarznashorn nennen; er ist wirklich ein bisschen schwarz. Shackie ist auch da, er grinst zu mir rüber. Er hat noch nichts von Amanda und den beiden Painballern gehört. Croze wird es ihm sagen müssen. Wenn ich es tue, wird er mir Fragen stellen, und ich hab nur schlimme Antworten.
    Langsam gehe ich rüber zu Zeb − ich fühle mich schüchtern und Toby lässt ihn los. Sie lächelt − kein dünnes, sondern ein richtiges Lächeln −, und ich denke, sie kann immer noch hübsch sein.
    »Kleine Ren. Du bist erwachsen geworden«, sagt Zeb zu mir. Er ist grauer als damals, als ich ihn zuletzt gesehen hab. Er lächelt und drückt mir kurz die Schulter. Ich muss wieder an seinen Gesang denken unter unserer Dusche, damals bei den Gärtnern; ich muss daran denken, wie nett er manchmal zu mir war. Ich möchte, dass er stolz auf mich ist, weil ich überlebt habe, auch wenn es größtenteils reine Glückssache war. Ich finde, er könnte ruhig ein bisschen erstaunter und glücklicher darüber sein, dass ich lebe. Aber er hat bestimmt gerade viel um die Ohren.
    Zeb, Shackie und Schwarznashorn haben Spraygewehre und Rucksäcke dabei, und jetzt machen sie ihre Rucksäcke auf und entleeren sie. Sojadinendosen, ein paar Flaschen − sieht nach Alkohol aus − und eine Handvoll Kickriegel. Drei Päckchen Spraygewehrbatterien.
    »Aus den Komplexen«, sagt Katuro. »Bei vielen stehen die Tore offen. Da wurde schon jede Menge geplündert.«
    »Bei KryoGenie war alles dicht«, sagt Zeb. »Die haben wahrscheinlich gedacht, die könnten die Sache da drinnen aussitzen.«
    »Zusammen mit ihren Tiefkühlköpfen«, sagt Shackie.
    »Ich glaube kaum, dass jemand rausgekommen ist«, sagt Schwarznashorn. Das tut mir leid, denn Lucerne muss in dem Komplex gewesen sein, und bei all ihrem späteren Mist war sie immerhin meine Mutter, und ich hab sie mal geliebt. Ich sehe zu Zeb rüber − er vielleicht auch.
    »Habt ihr Adam Eins gefunden?«, fragt Elfenbeinspecht.
    Zeb schüttelt den

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