Das Jahr der Flut
Kopf. »Wir waren im Buenavista«, sagt Zeb. »Da müssen sie wohl eine Weile gewesen sein − oder sonst jemand. Es sah alles danach aus. Dann haben wir’s noch mit einigen anderen Ararats probiert, aber Fehlanzeige. Sie müssen weitergezogen sein.«
»Hast du ihm gesagt, dass in der Wellness-Klinik jemand gewohnt hat?«, frage ich Croze. »In dem kleinen Zimmer hinter den Essigfässern? Mit dem Laptop?«
»Klar«, sagt Croze. »Das war er selbst. Zusammen mit Rebecca und Katuro.«
»Aber den Verrückten haben wir gesehen, der durch die Gegend humpelt und mit sich selbst labert«, sagt Shackie. »Der auf ’nem Baum schläft, unten am Meer. Er hat uns aber nicht gesehen.«
»Ihr habt ihn nicht erschossen?«, fragt Elfenbeinspecht. »Er könnte ansteckend sein.«
»Wozu die Munition verschwenden?«, fragt Schwarznashorn. »Der macht’s sowieso nicht mehr lange.«
*
Als die Sonne tiefer steht, machen wir draußen im Garten Feuer und essen Nesselsuppe mit Fleischbrocken − was für Fleisch das ist, weiß ich nicht genau − und Klette und etwas Käse aus Mo’Hairmilch. Ich erwarte eigentlich, dass sie ihre Mahlzeit mit »Liebe Freunde, wir sind die letzten Menschen auf der Welt, lasst uns Dank sagen« oder irgendeinem Gärtnerspruch beginnen, tun sie aber nicht; wir essen einfach nur.
Nach dem Essen reden sie darüber, was als Nächstes ansteht. Zeb sagt, dass sie Adam Eins und die Gärtner finden müssen, bevor sie von irgendwem oder irgendwas geschnappt werden. Morgen will er nach Sinkhole und auf dem Felsen Eden, in Trüffelhäusern und anderen Häusern nachschauen, in die sie sich zurückgezogen haben könnten. Shackie sagt, er wolle mitgehen, und Schwarznashorn und Katuro sagen dasselbe. Die anderen müssen dableiben, um das Lehmhaus gegen Hunde und Schweine zu verteidigen und gegen die beiden Painballer, falls sie wieder auftauchen.
Dann erzählt Elfenbeinspecht von Toby, und dass Blanco jetzt tot ist, und Zeb schaut Toby an und sagt: »Gut gemacht, Baby.« Toby und Baby, ich trau meinen Ohren nicht; genauso gut könnte man Gott als Aufreißer bezeichnen.
Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und sage, dass wir unbedingt Amanda finden und sie aus den Händen der Painballer befreien müssen. Shackie sagt, er ist dabei, und ich glaube, er meint es ernst. Zeb sagt, es tue ihm sehr leid, aber entweder − oder, das müssten wir einsehen. Amanda ist nur eine Person, und Adam Eins und die Gärtner sind viele; und Amanda hätte sicherlich Verständnis. Dann sage ich: »Gut, dann geh ich eben allein«, und Zeb sagt: »Sei nicht albern«, als wäre ich immer noch elf Jahre alt.
Dann sagt Croze, er will mich begleiten, und ich drücke ihm die Hand und sage danke. Aber Zeb sagt, er wird im Lehmhaus gebraucht, sie kommen nicht ohne ihn aus. Wenn ich warte, bis er und Shackie, Nashorn und Katuro zurück sind, sagt er, schickt er drei Männer mit Spraygewehren mit mir mit, dann hätten wir viel bessere Chancen.
Aber ich sage, dafür reicht die Zeit nicht, denn wenn die Painballer Amanda eintauschen wollen, heißt das, sie hängt ihnen zum Hals raus und kann jeden Moment umgebracht werden. »Ich weiß, wie so was läuft«, sage ich. »Es ist genau wie im Scales mit den Zeitarbeitern − sie ist Ausschussware, also muss ich sie wirklich sofort finden, und ich weiß, es ist gefährlich, aber das ist mir egal.« Ich fange an zu weinen.
Alle schweigen. Dann sagt Toby, dass sie mich begleitet. Sie wird ihr eigenes Gewehr mitnehmen − sie ist eine ganz passable Schützin, sagt sie. Vielleicht haben die Painballer ihre letzte Spraygewehrbatterie aufgebraucht, was unsere Chancen erhöhen würde.
Zeb sagt: »Das ist keine sehr gute Idee.« Toby hält inne, dann sagt sie, sie habe zurzeit keine bessere, schließlich könne sie mich nicht allein durch den Wald spazieren lassen: Das wäre reiner Mord. Und Zeb nickt und sagt: »Seid extrem vorsichtig.« Also ist die Sache geregelt.
Die MaddAddams hängen für mich und Toby zwei Hängematten aus Paketband in das große Zimmer. Toby redet immer noch mit Zeb und den anderen, also lege ich mich als Erste schlafen. Mit einer Mo’Hairdecke ist die Hängematte ziemlich bequem, und obwohl ich mir große Sorgen mache, wie ich Amanda finden soll und was dann passiert, schlafe ich endlich ein.
*
Als wir am nächsten Morgen aufstehen, sind Zeb, Shackie, Katuro, Nashorn schon weg, aber Rebecca sagt zu Toby, dass Zeb im alten Sandkasten eine Karte in den Sand gezeichnet hat mit dem
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