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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hinüber.
    O Gott, dachte Darius Pethel, als er den Kunden erkannte. Haben wir seinen Scoutporter noch nicht repariert? Er stand auf, wußte, daß er persönlich gebraucht wurde, um den Mann zu beschwichtigen; dies war Dr. Lurton Sands, und seiner jüngsten häuslichen Schwierigkeiten wegen war er in letzter Zeit anspruchsvoll und leicht erregbar.
    »Ja, Doktor«, sagte Pethel, als er auf ihn zuging. »Was kann ich heute für Sie tun?« Als ob er das nicht wüßte. Mit seinen Versuchen, Myra loszuwerden, dafür aber im Gegenzug seine Geliebte, Cally Vale, zu behalten, hatte Dr. Sands genug Probleme. Er war in der Tat auf die Benutzung seines Jiffi-Scoutporters angewiesen. Anders als bei den anderen Kunden würde es nicht möglich sein, diesen Mann abzuwimmeln.
     
    Während er reflexmäßig an seinem großen Lenkstangen-Schnauzbart zupfte, sagte Präsidentschaftskandidat Jim Briskin zaghaft: »Wir stecken in einer Sackgasse, Sal. Ich sollte dich rausschmeißen. Du versuchst, mich als Abziehbild der Farbigen hinzustellen, und dabei weißt du, daß ich zwanzig Jahre damit zugebracht habe, der weißen Machtstruktur schönzutun. Offen gesagt: Ich denke, wir hätten mehr Glück, wenn wir versuchen würden, die weißen Stimmen zu bekommen, nicht die farbigen. Ich bin an sie gewöhnt, auf sie kann ich einwirken.«
    »Damit liegst du falsch«, sagte sein Wahlkampfmanager, Salisbury Heim. »Deine Wirkung – hör zu und begreif das, Jim – funktioniert bei dem dunklen Jungen und seiner Frau, die eine Heidenangst haben, daß es ihre einzige Aussicht ist, als Flakkies in einem Regierungslagerhaus zu enden. ›Flaschenkinder; abgefüllt und unter Verschluß‹, wie sie es nennen. In dir sehen diese Leute …«
    »Aber ich fühle mich schuldig.«
    »Warum?« fragte Sal Heim.
    »Weil ich ein Schwindler bin. Ich kann die Lagerhäuser des Amtes für SÖW nicht schließen, das weißt du. Du hast es mich versprechen lassen, und seither schwitze ich Blut und Wasser bei dem Versuch, mir vorzustellen, wie es gemacht werden könnte. Und es gibt keine Möglichkeit.« Er betrachtete seine Armbanduhr; es blieb eine Viertelstunde, bis er seine Rede halten mußte. »Hast du die Rede gelesen, die Phil Danville für mich geschrieben hat?« Ergriff in seine unordentliche, ausgebeulte Manteltasche.
    »Danville!« Heims Gesicht verzog sich. »Ich dachte, du seist ihn losgeworden – gib mir das Ding.« Er packte die zusammengefalteten Blätter und begann, sie zu überfliegen. »Danville ist ein Idiot. Schau.« Er wedelte das erste Blatt vor Briskins Gesicht herum. »Wenn es nach ihm geht, wirst du den Verkehr von den Vereinigten Staaten nach Thisbes Satellit verbieten. Das ist Wahnsinn! Wenn das Goldene Tor geschlossen wird, wird die Geburtenrate wieder dorthin hochschnellen, wo sie war – was dann? Wie schafft es Danville, dem zu begegnen?«
    Nach einer Pause sagte Briskin: »Das Goldene Tor ist unmoralisch.«
    Hitzig sagte Heim: »Sicher. Und Tiere sollten Hosen tragen.«
    »Es muß einfach eine bessere Lösung geben als diesen Satelliten.«
    Heim verfiel in Schweigen, als er weiter in die Rede hineinlas. »Und er läßt dich diese veraltete, gründlich angezweifelte Technik der Planetenbewässerung von Bruno Mini befürworten.« Er warf die Papiere auf Jim Briskins Schoß. »Wo landest du also? Du setzt auf einen planetarischen Besiedlungsplan, der vor zwanzig Jahren ausprobiert und aufgegeben worden ist, und du befürwortest die Schließung des Goldenes-Tor-Satelliten. Du wirst populär sein, Jim, nach dem heutigen Abend. Aber bei wem populär? Gib mir bloß eine Antwort: Auf wen zielt das ab?« Er wartete.
    Es herrschte Schweigen.
    »Weißt du, was ich denke?« sagte Heim gleich darauf. »Ich denke, dies hier ist deine umständliche Art, aufzugeben. Zu sagen: Zum Teufel mit der ganzen Sache. So schüttelst du die Verantwortung ab; ich habe dich dasselbe im Konvent tun sehen – mit dieser verrückten Weltuntergangsrede, die du gehalten hast, diese morbide Neugier, die noch immer jedem ein Rätsel ist. Aber zum Glück warst du bereits nominiert. Für den Konvent war es zu spät, dich abzulehnen.«
    Briskin sagte: »Ich habe in dieser Rede meine echten Überzeugungen ausgedrückt.«
    »Was – daß die Zivilisation jetzt zum Untergang verdammt ist, wegen dieser Überbevölkerungssache? Ein paar bessere Überzeugungen sollte der erste farbige Präsident schon haben.« Heim erhob sich und ging zum Fenster. Er stand da, sah hinaus, auf die

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