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Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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müßte er mitgehen – oder er würde seinen Job verlieren. Und in den heutigen Zeiten seinen Job zu verlieren war kein Spaß.
    Sein Appetit war verschwunden. Don Stanley verließ die Küche und kehrte in sein Bett zurück. Trübe war er sich dessen bewußt, daß er mit solchen Gedanken im Sinn wahrscheinlich nicht in der Lage sein würde, wieder einzuschlafen.
    Es stellte sich heraus, daß er damit recht hatte.

 
10
     
    Weil der defekte Jiffi-Scoutporter rechtmäßig Darius Pethel gehörte, konnte man es ihm effektiv nicht verwehren, zusammen mit der Gruppe höchster wissenschaftlicher und linguistischer Experten, die am Morgen aufbrachen, hinüberzugehen. Punkt acht Uhr in der Frühe kam er in den Hauptverwaltungsbüros der TE in Washington D.C. an. Er trug ein sorgfältig gebügeltes und gestärktes weißes Hemd und eine neue Krawatte. Er fühlte sich zuversichtlich. Die TE-Angestellten behandelten ihn voller Respekt, seit er ihnen den beschädigten Porter übergeben hatte. Schließlich konnte er ihn zurückfordern … und das war noch das wenigste, ließ Pethel durchblicken.
    Zwei Angestellte der Firma, beide angespannt, begleiteten ihn zu Mr. Turpins Büro im neunzehnten Stockwerk, lieferten ihn dort ab und eilten sofort davon. Jetzt war er auf sich allein gestellt.
    Der Vorstandsvorsitzende der TE flößte Darius Pethel keine Ehrfurcht ein. »Morgen, Mr. Turpin«, sagte er zur Begrüßung. »Ich hoffe, ich komme nicht zu spät.« Er war nicht sicher, wo sich die Gruppe versammelte. Wahrscheinlich unten, in den unterirdischen Labors in der Nähe des Porters.
    »Hmph«, machte der Alte, sah ihn schief an, wobei sich der runzelige Hals wie der eines Truthahns drehte. »Oh ja, Pedal.«
    »Pethel.«
    »Sie wollen also mit allem auf dem laufenden bleiben, nicht wahr?« Leon Turpin betrachtete ihn und lächelte ein dünnes, fröhliches Lächeln.
    »Ich möchte auf dem laufenden bleiben, richtig«, sagte Pethel. Er hob hervor: »Schließlich ist er mein Eigentum.«
    »Oh ja, das ist uns sehr bewußt, Mr. Pethel. Sie sind ein höchst wichtiger Faktor bei allem, was geschieht. Da Sie ein Geschäftsmann sind, werden Sie auf dieser Mission zweifellos nützlich sein; Sie können Handelsbeziehungen mit diesen Leuten aufbauen. In der Tat erwarten wir, daß Sie damit anfangen, ihnen Porter zu verkaufen.« Leon Turpin lachte. »Schon gut, Mr. Pethel. Gehen Sie schon einmal nach unten in die Labors und schließen Sie sich der Gruppe an. Fühlen Sie sich hier bei der TE wie zu Hause. Tun Sie alles, wozu Sie Lust haben. Was mich selbst betrifft, so bleibe ich hier. Ein Ausflug nach drüben ist genug für einen Mann meines Alters. Ich bin sicher, Sie wissen dies zu würdigen.«
    In dem Bewußtsein, daß man sich über ihn lustig gemacht hatte, verließ Darius Pethel Mr. Turpins Büro und nahm den Lift nach unten. Die Wut schwelte in ihm, und er sagte sich: Und ich kann doch eine wichtige Rolle bei dem ganzen Unternehmen spielen. Die Leute auf dieser alternativen Erde können eine verbesserte Transportmöglichkeit noch besser gebrauchen als wir. Schließlich scheinen sie – nach dem, was der Fernseh-Nachrichtensprecher gesagt hat – im Vergleich zu uns etwas zurückgeblieben zu sein. Da war doch etwas von einem primitiven Schiff oder Flugzeug. Etwas, das in unserer Welt schon seit mehreren Jahrhunderten veraltet ist.
    Der Lift entließ ihn auf die bewachten unteren Etagen des Gebäudes, und er schritt den Korridor entlang, folgte den an die Wände gemalten Anweisungen, und kam in das eigentliche Hauptlabor.
    Als er die Labortür öffnete, fand er sich einem Mann gegenüber, den er schon viele Male im Fernsehen gesehen hatte. Es war der republikanisch-liberale Präsidentschaftskandidat Jim Briskin, und Pethel blieb vor Ehrfurcht und Überraschung stehen.
    »Machen wir eine Aufnahme von Ihnen, wie Sie an der Eingangsschlaufe stehen«, sagte ein Fotograf gerade zu Briskin. »Würden Sie bitte hinübergehen?«
    Briskin tat ihm den Gefallen und ging zu dem Porter.
    Das ist ein Hammer, begriff Pethel. Unser nächster Präsident ist hier, zusammen mit mir. Ich frage mich, was geschehen würde, wenn ich ›Hallo‹ zu ihm sagen würde. Ob er mir antwortet? Wahrscheinlich, weil er ja im Wahlkampf ist. Wenn er erst einmal im Amt ist, wird er das nicht mehr nötig haben.
    Pethel sagte bescheiden zu Jim Briskin: »Hallo, Mr. Briskin. Sie kennen mich nicht, aber ich werde für Sie stimmen.« Er hatte sich soeben entschlossen – daß er

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