Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jahr der Krisen

Das Jahr der Krisen

Titel: Das Jahr der Krisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Don Stanley, Leon Turpins Verwaltungsassistent, durch das Läuten seines Vidphons geweckt.
    Er setzte sich benommen auf und schaffte es, den Hörer im Dunkeln zu finden. »Ja?« sagte er und schaltete das Licht an. Seine Frau lag neben ihm im Bett und schlief weiter.
    Auf dem Vidschirm kam die Physiognomie eines hohen TE-Forschers ins Bild. »Mr. Stanley, wir rufen Sie statt Mr. Turpin an. Jemand von der Leitung muß es erfahren.« Die Stimme des Forschers war nervös vor Anspannung. »Der QB ist unten.«
    »Wo unten?« Stanley konnte sich noch nicht richtig konzentrieren.
    »Sie haben ihn abgeschossen. Weiß Gott, wie. Gerade eben, vor knapp zehn Minuten. Wir wissen nicht, ob wir versuchen sollen, einen anderen hochzubringen, um ihn zu ersetzen, oder ob wir warten sollen.«
    Stanley sagte: »Vielleicht ist der QB ganz einfach ausgefallen. Vielleicht ist er noch oben und segelt defekt herum.«
    »Er ist überhaupt nirgends da oben – wir haben eine Menge Instrumente, die in der Lage sind, das festzustellen. Sie wissen, einen Satelliten aus dem Orbit herunterzuholen, das erfordert eine ziemlich exakte und weit entwickelte Waffentechnik. Es ist nicht leicht zu schaffen.«
    Noch halb im Schlaf, hatte Don Stanley eine vorübergehende, schlaftrunkene Vision von einer gewaltigen Armbrust mit einer Sehne, die eine Meile weit zurückgezogen werden konnte. Er schüttelte die Vision ab und sagte: »Vielleicht sollten wir Woodbine morgen nicht hinüberschicken. Wir wollen ihn nicht verlieren.«
    »Ganz gleich, wie Sie und Mr. Turpin entscheiden«, sagte der Forscher. »Aber früher oder später müssen wir formellen Kontakt mit ihnen aufnehmen, nicht wahr? Warum also nicht sofort. Mir scheint, daß wir es uns – im Hinblick auf ihr Manöver gegen den QB – nicht leisten können abzuwarten. Wir müssen wissen, was sie besitzen.«
    »Wir machen weiter«, entschied Stanley, »aber wir werden dafür sorgen, daß Woodbine von Firmenpolizei begleitet wird. Und wir werden die ganze Zeit, die er dort ist, mit ihm in Funkkontakt bleiben.«
    »Firmenpolizei«, sagte der Forscher verächtlich. »Was Woodbine braucht, ist die Armee der Vereinigten Staaten.«
    »Wir wollen nicht, daß sich die Regierung in diese Angelegenheit einmischt«, sagte Stanley scharf. »Wenn die TE nicht damit fertig werden kann, dann schließen wir den Porter und geben die Verbindungsstelle auf. Vergessen die ganze Sache.« Er fühlte sich gereizt. Das wirft ein völlig neues Licht auf alles, diese Sache mit dem QB, erkannte er. Diese Leute sind in keiner Hinsicht – jedenfalls in keiner wichtigen Hinsicht – hinter uns zurückgeblieben. Denen können wir keinen Korb voller Glasperlen im Austausch gegen Nordamerika andrehen. Er erinnerte sich an den Lederbeutel mit ungeschliffenen Diamanten, der in dem Gleiter gefunden worden war. Sie mögen vielleicht nicht in der Lage sein, Steine zu bearbeiten, dachte er, aber zumindest wissen sie, was wirklich wertvoll ist. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob man einen Beutel voll Rohdiamanten mit sich herumträgt, oder, sagen wir, einem Beutel voll Muscheln.
    »Sie haben noch ein Team auf der anderen Seite, nicht wahr?« sagte Stanley. »Sie haben sie nicht wieder hierher zurückbeordert.«
    »Sie sind da«, sagte der Forscher, »aber sie halten sich lediglich bereit, warten auf den Tagesanbruch und die Gruppe von Universitätsprofessoren sowie die linguistischen Geräte, all das Zeug, das versprochen worden ist.«
    »Wir wollen mit diesen Leuten nicht in eine Rauferei verwickelt werden«, sagte Stanley, »selbst wenn sie an unseren Satelliten herangekommen sind. Die TE will Industrieverfahren von ihnen, will ganz konkret ihr Know-how in Sachen Eisen- und Stahlwaren feststellen. Verderben wir das nicht, okay?«
    »Okay«, stimmte der Forscher zu, »und viel Glück.«
    Don Stanley hängte ein, saß eine Zeitlang da, erhob sich dann und ging in die Küche seines Komapts, um sich etwas zu essen zu machen.
    Der morgige Tag wird ziemlich interessant werden, dachte er. Ich wünschte, ich würde mitgehen, aber im Hinblick darauf denke ich, daß ich auf dieser Seite bleiben werde. Schließlich bin ich ein Schreibtischmensch, kein Tatmensch – soll das jemand anders machen. Jemand wie Woodbine, der dafür bezahlt wird, Risiken einzugehen. Genau deshalb haben wir ihn eingestellt.
    Er beneidete Woodbine nicht.
    Und dann fiel ihm ganz plötzlich ein, daß ihm der alte Leon Turpin befehlen könnte mitzugehen. Und in diesem Fall

Weitere Kostenlose Bücher