Das Jahr der Maus
ja, egal. McFlynn ist ein totaler Scheißkerl, ein absolut erbärmlicher Hurensohn, aber das war trotzdem eine Wahnsinnsnummer, die er da abgezogen hat. »Ich dachte schon, du wärst weggegangen, um deine Kaffeepause zu machen«, sagt Mattison.
»Leck mich, Matty«, erklärt ihm McFlynn und latscht zur Seite davon.
Herzog ist bei Bewußtsein, jedenfalls halbwegs, aber er wirkt benommen. Mattison reißt seine Sichtscheibe auf, schnippt mit den Fingern vor seiner Nase, bringt ihn dazu, die Augen aufzumachen.
»Geh zum Laster rüber und setz dich hin«, befiehlt er ihm. »Ruh dich ’ne Weile aus. Du hast dienstfrei.«
»Ja«, sagt Herzog abwesend. »Ja. Ja.«
Und zieh dir ’n paar ordentliche Bourbons rein, um dich zu beruhigen, wenn du schon dabei bist, denkt Mattison, sagt es aber natürlich nicht. Herrgott, er hätte jetzt selbst nichts gegen einen kleinen Schluck. Aber das liegt nun mal nicht drin.
»Na schön«, sagt er und läßt den Blick über Hawks, Prochaska, Snow und ein paar der anderen schweifen, Foust und Doheny, die von hinten gekommen sind, um zu sehen, was los ist. »Also, wo waren wir gerade?«
Der Schlauchabschnitt, den Herzog überwacht hat, ist natürlich von dem neuen Lavastrom vernichtet worden, und der Toyota-Lieferwagen steht inzwischen bis zu den Türgriffen in der Lava. Aber aus anderen Straßen kommen weitere Schlauchleitungen, und sie müssen noch einen Damm bauen, bevor sie für heute Schluß machen können.
Nach all den Vorfällen mit McFlynn und dann mit Herzog wird Mattison jetzt ein bißchen müde, merkt jedoch, daß er anfängt, auf Autopilot zu laufen. Groggy, aber mit absolutem Selbstvertrauen bringt er das Wasser wieder in Gang und findet einen Weg durch eine weitere günstig gelegene Gasse, so daß er eine zweite Linie von Lava-Blöcken an der neuen Front errichten kann, ungefähr zehn Meter südlich von dem Toyota. Sie brauchen etwa eine Viertelstunde voller schneller Manöver und gewagter Tänzchen, um den Strom endgültig zum Stehen zu bringen.
Dann kann Mattison seine Aufmerksamkeit dem Bau des größeren Damms widmen, der dieses ganze Schlamassel unter Kontrolle bringen und die Lava stauen soll, bevor sie noch weiteren Schaden anrichtet. Er stapft hin und her, erteilt fast wie ein Schlafwandler Befehle, gibt den Leuten Anweisung, Schläuche neu zu verlegen und den Anstellwinkel der Pumpe zu ändern, und sie gehorchen ebenfalls wie Schlafwandler. Das war ein sehr langer Tag. Normalerweise machen sie keine zwei Jobs an einem Tag, und Mattison hat vor, Donna DiStefano zu bitten, mit den Citizens-Service-Verwaltern zu reden, wenn er zurückkommt.
Große, zerklüftete Blöcke aus schwarzem Stein bilden sich jetzt überall in der Mitte der Straße und ziehen sich in einem Bogen nach außen Richtung Süden, wo der Lavastrom-Ausreißer gewesen war. Die Sache ist also weitgehend unter Kontrolle. Mittlerweile ist ein anderes Team von Citizens-Service-Leuten eingetroffen, und Mattison denkt, wenn er selber schon so müde ist, dann müssen die anderen in seiner Crew, die nicht seine übermenschliche körperliche Ausdauer besitzen und noch in gewissem Maße von den medizinischen Nachwirkungen ihrer erst kürzlich überwundenen schlechten Gewohnheiten gehandikapt sind, beinahe schon umfallen. Er bittet Barry Gibbons, die Erlaubnis der Vulkanzentrale einzuholen, daß sie abziehen dürfen. Gibbons braucht ungefähr fünf Minuten, um durchzukommen – in der Vulkanzentrale muß heute der Teufel los sein –, aber schließlich kriegt er die Genehmigung.
»In Ordnung, Jungs«, ruft Mattison laut. »Das war’s für heute. Alle Mann zurück auf den Transporter!«
Die Heimfahrt legen sie weitgehend schweigend zurück. Die Sache in San Dimas war für sie alle äußerst strapaziös. Mattison merkt, daß Herzog auf einer Seite des Lasters steht und McFlynn auf der anderen, und daß sie in verschiedene Richtungen schauen. Er fragt sich, ob Herzog den Anstand gehabt hat, McFlynn wenigstens für das zu danken, was er getan hat. Wahrscheinlich nicht. Aber Herzog ist ja auch ein Idiot.
Mattison kann für eine ganze Weile nicht aufhören, über diese kleine Episode nachzudenken. Hauptsächlich über McFlynns abstruses Verhalten. Den Rest des Pumpenteams in einem kritischen Moment grundlos im Stich zu lassen, lässig beiseite zu treten und Prochaska, Hawks und Snow die schwere Schlepperei allein zu überlassen, obwohl er gewußt haben mußte, daß seine Kraft gebraucht wurde. Und dann
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