Das Jahr der Maus

gerade genug Platz, sich zwischen Hawks und Mattison zu drängeln. Er spannt sich an, stemmt die Schulter gegen den Wagen und zieht eine große Show ab, um zu demonstrieren, daß er seine ganze Kraft einsetzt.
    »Hey, sei vorsichtig, überanstreng dich nicht!« sagt Mattison zu ihm.
    »Leck mich, Matty«, erwidert McFlynn mürrisch. »Das ist alles, was ich zu sagen habe, leck mich.«
    »Ein andermal«, sagt Mattison, während es ihnen mit Hilfe von McFlynns zusätzlicher Kraft schließlich gelingt, die große Pumpe endgültig an ihren neuen Standort zu befördern, ganz herumzuschwenken und die Räder zu arretieren.
    Die Männer treten keuchend zurück und holen nach der schweren Arbeit tief Luft. Aber die Sache ist noch nicht ausgestanden. Prochaska tritt auf McFlynn zu und sagt noch etwas in der harten Sprache zu ihm, die Mattison für Tschechisch hält. McFlynn zeigt Prochaska erneut den Finger. Vielleicht gibt es doch noch eine Schlägerei. Nein. Sie begnügen sich damit, einander wütend anzustarren, wie es scheint. Mattison wirft McFlynn einen raschen Blick zu und sieht durch dessen Sichtscheibe, daß sein Gesichtsausdruck unerwartet komplex geworden ist. Er wirkt trotzig, aber vielleicht auch ein kleines bißchen beschämt. Gewissensbisse? Ein Anflug von Schuldbewußtsein wegen seiner dummen Arbeitsverweigerung, weil ihm jetzt klar wird, daß er gerade in diesem Moment tatsächlich dringend gebraucht wurde und sie alle verarscht hat, indem er die Brocken hingeschmissen hat? Besser spät als nie, denkt Mattison.
    Prochaska ist aber noch nicht fertig damit, McFlynn wissen zu lassen, was er von ihm hält: Er wirft ihm ein paar rauhe slawische Kraftausdrücke an den Kopf, und McFlynn, der wahrscheinlich ebensowenig wie Mattison weiß, was Prochaska zu ihm sagt, antwortet verdrießlich mit ein paar leisen Drohungen, die mit den üblichen englischen Invektiven gewürzt sind.
    Die Sache gerät ein bißchen außer Kontrolle, denkt Mattison. Er muß etwas tun, aber er weiß nicht so recht, was. Doch zuerst muß er sich um einen Lavastrom kümmern.
     
    Tatsächlich gerät die Lava ebenfalls ein bißchen außer Kontrolle. Nicht, daß sie ernsthaft den Weg zum Wie-heißt-er-noch-Park und zum Was-fürn-Reservoir einschlüge, noch nicht. Ein dünnes kleines Rinnsal tröpfelt in dieser Richtung über den rechten Rand von Mattisons Damm, aber das ist keine große Sache. Der Hauptstrom bewegt sich immer noch von Osten nach Westen. Das eigentliche Problem ist, daß aus dem Boden neben der ursprünglichen Quelle neue Ströme entspringen und daß es jetzt sechs oder sieben sind anstatt drei. Ein roter Schimmer dringt durch das Grau und Schwarz des Damms, ein Zeichen dafür, daß die heiße neue Lava sich einen Weg zwischen Sektionen des erstarrten Materials hindurch bahnt. Das heißt, was jetzt herauskommt, ist dünner als zuvor.
    Dünnere Lava bewegt sich schneller als dicke Lava. Manchmal bewegt sie sich sehr schnell. Und auch die Richtung des Stroms kann ein bißchen unberechenbar werden.
    Die Pumpe ist an ihrem neuen Standort in Stellung und bereit, Wasser zu verspritzen, aber dafür braucht sie zunächst mal das Wasser. Mattison wartet immer noch auf die Bestätigung, daß die Schläuche in seinem Rücken verlegt und an andere Hydranten angeschlossen sind. Er sieht Nicky Herzog ein Stück weit in einer der Nebenstraßen zu seiner Rechten, wo er neben einem dicken Schlauch kniet und mit einem Verbindungsstück herumhantiert.
    »Kann’s losgehen?« fragt ihn Mattison.
    »Gleich fertig«, antwortet Herzog. Er richtet sich auf und setzt zu dem Handzeichen an, daß die Wasserleitung vollständig steht. Doch auf einmal scheint er zu erstarren und dreht sich auf sehr merkwürdige Weise ruckartig von einer Seite zur anderen, nur von der Taille an aufwärts, ohne die Beine zu bewegen. Überdies hat er die Arme steif über den Kopf gehoben, erst den einen, dann den anderen, als würde er plötzlich von einem elektrischen Strom gekitzelt.
    Einen Moment lang kapiert Mattison nicht, was da los ist. Dann sieht er, daß der Lavastrom auf der äußersten Rechten, der bereits ein wenig über den Damm getreten war, sich mit einem der neueren und dünneren Ströme vereinigt hat und erheblich breiter und schneller geworden ist. Überdies hat er die Richtung geändert und läuft, von einem grünen Toyota-Lieferwagen, den jemand mitten auf der Straße stehenlassen hat, in zwei Zangenarme geteilt, sehr rasch direkt auf Herzog zu.
    Herzog steht