Das Jahr der stillen Sonne
auf die Zehen gestiegen.« Chaney grinste. »Aber ich wüßte gern, welche Ausrede man sich einfallen läßt, wenn die Sache mit dem Strafzettel hierher verfolgt wird.«
Saltus sah ihn fragend an.
»Ich habe zu lange geparkt und einen Straf Zettel bekommen«, erklärte Chaney ihm. »Dafür sollte ich fünf Dollar in einen Umschlag stecken und in einen Kasten werfen. Das habe ich nicht getan. Ich habe eine Lanze für die Freiheit gebrochen, Kapitän, und einen Zettel geschrieben.«
»Mit welchem Text?«
»We shall overcome.«
Saltus lachte schallend. »Dafür setzt Seabrooke Sie an die Luft, Mister!«
»Das kann er nicht mehr. 1980 bin ich weit fort. Haben Sie die Zeitungen gelesen?«
»Wir haben alle mitgebracht! William hat sie wahllos zusammengekauft und als erstes sein Horoskop gelesen. Er war etwas bedrückt. Offenbar waren die Aussichten nicht gerade rosig.« Saltus drehte sich um und deutete auf die Zeitungen auf der Werkbank. »Ich bin eben dabei, sie zu fotografieren.«
Chaney beugte sich über die aufgeschlagene Zeitung. »Ich habe nur die Wahlresultate und einen Leitartikel gelesen.« Einen Augenblick später rief er aufgeregt: »Haben Sie das gesehen? China hat Formosa überfallen und besetzt!«
»Lesen Sie erst weiter«, forderte Saltus ihn auf. »Das ist schon ein paar Wochen her, aber jetzt ist in Washington der Teufel los, weil Kanada die Annexion Formosas befürwortet. Manche Politiker sind dafür, die diplomatischen Beziehungen zu Kanada abzubrechen und Truppen an der Grenze aufmarschieren zu lassen. Das wäre herrlich! Dabei können wir neue Feindseligkeiten brauchen, wie wir ein Erdbeben brauchen – nämlich gar nicht!«
Chaney versuchte zwischen den Zeilen zu lesen. »China will kanadischen Weizen, und Kanada will chinesisches Gold. Das ist seit dreißig Jahren ein Dorn in Washingtons Auge. Wenn diese Meldungen zutreffen, liefert Kanada genug Weizen für zwei oder drei chinesische Provinzen. Daß der Kaufpreis nicht bekanntgegeben wird, ist bedeutungsvoll – China hat mehr als nur Weizen gekauft. Die kanadische Zustimmung zur Invasion Formosas gehört wahrscheinlich zu dem Handel. Gerissen, nicht wahr, Kapitän?«
»Die Gelben schießen auch verdammt gut. Das habe ich Ihnen schon erzählt. Ich kann sie nicht leiden, aber ich gebe zu, was wahr ist.« Er blätterte die Zeitung um und nahm die nächste Seite auf. »Wann sind Sie heute morgen angekommen? Warum waren Sie als erster hier?«
»Ich bin um fünf vor acht angekommen. Warum das so war, weiß ich nicht.«
»Der alte William war ganz empört, Mister. Sie haben die vorgesehene Reihenfolge durcheinandergebracht.«
»Ich habe keine Erklärung dafür«, sagte Chaney ungeduldig. »Es ist einfach passiert. Das Gyroskop ist anscheinend doch nicht so gut, wie die Ingenieure behaupten. Wann sind Sie angekommen?«
»Auf die Minute pünktlich. William hat sich um drei oder vier Minuten verspätet. Das wird Seabrooke nicht gefallen, möchte ich wetten.«
»Ich habe auch keine Freudentänze aufgeführt«, erklärte Chaney ihm. »Ich dachte, Sie und der Major würden hier auf mich warten. Ich frage mich nur, was bei einer längeren Reise passiert. Ob dieses Gyroskop überhaupt imstande ist, das Jahr 2000 zu finden?«
»Falls es das nicht schafft, sind wir ohne Kompaß im Nebel unterwegs, Mister.« Saltus blätterte um und machte die nächste Aufnahme. »Dann müssen wir zurück und einen neuen Anlauf nehmen.« Er grinste plötzlich. »Menschenskind, haben Sie sich die Mädchen angesehen?«
»Nein«, gab Chaney zu, »ich habe nicht sonderlich auf sie geachtet. Habe ich viel versäumt?«
»Allerdings! Ich habe mit ihnen gesprochen, ich habe sie fotografiert, ich habe mir eine Telefonnummer geben lassen, ich bin mit einer blonden Schönheit zum Essen gegangen. Das Mittagessen zu zweit hat nur vierzehn Dollar gekostet – das ist nicht zuviel, wenn man es genau nimmt. Die Leute sind hier auch nicht anders als wir, Mister. Sie sind freundlich und sprechen Englisch. Joliet ist ein guter Hafen für einen Landurlaub!«
»Aber sie müssen doch wie wir sein«, wandte Chaney ein. »Wir sind hier nur zwei Jahre weit in der Zukunft.«
»Das war ein Scherz, Zivilist.« Saltus drückte wieder auf den Auslöser und blätterte um.
»Entschuldigung«, murmelte Chaney.
»Können Sie schweigen, Mister?«
»Ja«, antwortete Chaney vorsichtig. »Worum handelt es sich denn?«
»Sie dürfen es nicht einmal William oder Katrina erzählen«, erklärte
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