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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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und riegelten dadurch die Gebäude ab; sie schienen diesen Befehl erwartet zu haben. Die beiden Generäle drangen nun mit schußbereiten Waffen in den Konferenzraum ein und erklärten dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten, sie und alle übrigen Zivilisten stünden unter Militärarrest. Admiral Elstar schloß sich ihnen an. Er gab bekannt, die Vereinigten Stabschefs würden die Regierungsgewalt für unbestimmte Zeit vorläufig übernehmen und sähen sich zu diesem Eingreifen gezwungen, weil die amerikanischen Kriegsanstrengungen nachgelassen hätten. Der Präsident nahm diese Mitteilung gefaßt auf und leistete keinen Widerstand; er bat auch seine Mitarbeiter, jegliche Gewaltanwendung zu vermeiden und mit den Offizieren zusammenzuarbeiten.
    Die Zivilisten wurden im Konferenzraum eingesperrt. Sobald sie allein waren, holten sie Gasmasken aus einem Versteck und setzten sie auf. Als draußen Granatwerferfeuer begann, gingen sie unter dem großen Tisch in Deckung.
    Um ein Uhr funktionierte die Stromversorgung wieder. Die letzten Schüsse fielen.
    FBI-Männer mit Gasmasken brachen die Eingangstür des Hauptgebäudes auf und meldeten dem Präsidenten, die Rebellion sei niedergeschlagen. Die Vereinigten Stabschefs und die meuternden Truppen waren durch Gas kampfunfähig gemacht und von FBI-Agenten entwaffnet worden. Die Verluste waren gering. Grinnell, Brandon und Elstar waren unverletzt geblieben.
    Hubschrauber brachten den Präsidenten und seine Mitarbeiter nach Washington zurück, wo der Präsident eine improvisierte Ansprache hielt, die über alle Fernsehsender übertragen wurde und mit der er den mißglückten Staatsstreich bekanntgab. Der Kongreß wurde zu einer Sondersitzung einberufen und stellte das Land auf Wunsch des Präsidenten unter Kriegsrecht. Damit war die Affäre erledigt.
    Ein Sprecher des Weißen Hauses gab zu, die Pläne der Verschwörer seien lange vorher bekannt gewesen, aber er weigerte sich, die Quelle dieser Information zu nennen. Seiner Darstellung nach hatte das FBI nur nicht schon früher eingegriffen, weil es darauf angekommen war, genau zu erfahren, welche Truppenteile hinter den Stabschefs standen. Der Sprecher dementierte Berichte, in denen behauptet wurde, das Wachpersonal sei mit Nervengas kampfunfähig gemacht worden, und weigerte sich, die Frage zu beantworten, in welchem Gefängnis die Stabschefs auf den Hochverratsprozeß warteten. Auch die Zahl der eingesetzten FBI-Agenten wurde nicht bekanntgegeben; es hieß nur, eine größere Gruppe von ihnen habe den Präsidenten und seine Mitarbeiter unter Einsatz des eigenen Lebens befreit.
     
    Brian Chaney nahm nicht wahr, daß das Licht für kurze Zeit dunkler wurde, und hörte weder das Gummiband gegen sein Trommelfell schnellen noch den Hammer zuschlagen und langsam abprallen. Daß er allein war, merkte er erst, als er sich umdrehte und Arthur Saltus nicht mehr sah.
    »Saltus!« rief Chaney laut.
    Keine Antwort.
    Er ging zur Tür und rief in den Korridor: »Saltus!«
    Ein hallendes Echo, dann wieder Schweigen. Der Korvettenkapitän stieg jetzt in der Vergangenheit aus dem ZVF.
    »Hören Sie, Saltus, ich habe Ihnen noch etwas zu sagen! Wieviel wollen Sie wetten, daß der Präsident nicht seine eigene Haut unter dem Tisch im Konferenzraum riskiert hat? Ich behaupte, daß er ein Double nach Camp David geschickt hat!« Chaney trat auf den Korridor hinaus und schloß die Tür hinter sich. »Wir haben ihm den Tip gegeben, Sie Idiot! Wir haben ihn von der Verschwörung und seiner Wiederwahl informiert! Glauben Sie wirklich, daß er den Mut hätte, sich in eine so gefährliche Situation zu begeben? Trauen Sie ihm das zu, Saltus?«
    Die Fernsehkameras beobachteten ihn.
    Chaney hörte das ZVF zurückkommen, machte kehrt und betrat wieder den Schutzraum. Die Zeitungen waren aufgestapelt, seine Ausrüstung lag auf der Werkbank, die Kleidungsstücke hingen wieder an ihrem Platz. Er war angekommen und würde jetzt abreisen, ohne viele Spuren zu hinterlassen.
    Sein Blick fiel auf den Umschlag mit Katrinas Informationen, der Ausweiskarte und dem Personalausweis. Kühl, unpersönlich, reserviert. Arthur Saltus’ Frau hatte ihm letzte Anweisungen für das Verhalten in der Zukunft gegeben. Sie wohnte noch hier in der Forschungsstation und arbeitete weiterhin an dem Geheimprojekt. Und falls Saltus nicht an die Front versetzt worden war, lebte er mit ihr zusammen.
    Aber das Gebäude, in dem sie ihre Zimmer gehabt hatten, war dunkel und

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