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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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abgeschlossen.
    Chaney war davon überzeugt, daß er im November 1980 nicht mehr hier sein würde. Der Major und er würden die Station verlassen haben. Er hielt nichts von Kristallkugeln, hellseherischen Fähigkeiten, Vorausahnungen und Horoskopen – das alles überließ er Moresby –, aber diese Überzeugung war unerschütterlich.
    Er war im November 1980 nicht hier.

11
     
    Brian Chaney spürte kaum merkliche Veränderungen in ihrem Verhältnis zueinander. Sie ließen sich nicht genau definieren, aber der Unterschied war da.
    Gilbert Seabrooke gab am Abend ihrer Rückkehr eine Siegesparty, und der Präsident rief aus Washington an, um den drei Mutigen zu gratulieren. Die Party war nicht so ungezwungen und fröhlich, wie sie hätte sein können. Chaney verzichtete auf den Champagner und trank lieber Bourbon – aber auch den nur mäßig. Major Moresby wirkte in sich gekehrt, abweisend und nachdenklich, als grüble er über irgendein wichtiges Problem nach. Chaney vermutete, daß er in Gedanken bei dem unerwarteten Machtkampf war, der in zwei Jahren ausbrechen würde. Moresby hatte dem Präsidenten auch im Namen der anderen gedankt und sich ungeschickt bemüht, Meeks seine Loyalität zu versichern. Chaney hatte sich für ihn geniert.
    Arthur Saltus tanzte. Er nahm Katrina für sich in Beschlag, obwohl sie ihm mehrmals zuflüsterte, sie müsse sich jetzt auch um Chaney und den Major kümmern. Chaney wollte nicht abklatschen. An jedem anderen Abend, auf jeder anderen Party vor diesem Tag in Joliet hätte er versucht, so oft wie möglich mit Katrina zu tanzen. Aber jetzt spürte er in ihr die leichte Veränderung, die er auch an den anderen wahrnahm. Die zahllosen Informationen, die sie aus der Zukunft zurückgebracht hatten, beeinflußten ihre gegenwärtigen Auffassungen, und selbst der glänzende äußere Rahmen dieser Siegesfeier änderte nichts daran.
    Seabrooke hatte auch einen Fremden eingeladen: den Verbindungsmann des Senatsausschusses. Chaney merkte, daß der andere ihn heimlich beobachtete.
     
    Der Besprechungsraum bot das gewohnte Bild.
    Major Moresby studierte wieder eine Karte der Umgebung von Chicago und verfolgte mit dem Zeigefinger die Straßen zwischen Joliet und der Metropole. Arthur Saltus betrachtete die Fotos, die er in Joliet aufgenommen hatte. Am besten schien ihm eine Gegenlichtaufnahme zu gefallen, die eine hübsche Blondine an einer Bushaltestelle zeigte. Das Bild verriet in Komposition und Ausschnitt die Hand eines Experten.
    »Mr. Chaney?« sagte Kathryn van Hise.
    Er drehte sich nach ihr um. »Ja, Miss van Hise?«
    »Die Ingenieure haben mir versichert, daß es keine Zeitfehler mehr geben wird. Sie haben das Gyroskop inzwischen überprüft und eine winzige Undichtigkeit beseitigt. Das war eine bedauerliche Panne, die sich nicht wiederholen wird.«
    »Aber ich komme gern als erster an!« wandte Chaney ein. »Die anderen brauchen sich nicht überall vorzudrängen.«
    »Das kommt nicht wieder vor, Sir.«
    »Vielleicht nicht. Woher wissen Sie das?«
    Katrina betrachtete ihn nachdenklich.
    »Die nächsten Ziele liegen jeweils ein Jahr auseinander, damit wir einen besseren Überblick bekommen, Sir. Haben Sie an einen bestimmten Zeitpunkt gedacht?«
    »Dürfen wir uns einen aussuchen?« fragte Chaney überrascht.
    »Innerhalb gewisser Grenzen, Sir. Mr. Seabrooke möchte, daß jeder von Ihnen einen Vorschlag macht. Falls Sie darauf verzichten wollen, wird das Datum von Mr. Seabrooke und den Ingenieuren festgesetzt.«
    Chaney sah zu Moresby hinüber. »Welches Datum haben Sie genommen?«
    »Den vierten Juli 1999.«
    »Warum gerade den?«
    »Er ist schließlich bedeutsam!«
    »Vielleicht.« Chaney wandte sich an Saltus. »Und Sie?«
    »Meinen Geburtstag, Zivilist – den dreiundzwanzigsten November 2000. Eine hübsche runde Zahl, was? Mein fünfzigster Geburtstag.« Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Vielleicht nehme ich eine Pulle mit und begieße mir richtig die Nase!«
    Chaney runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Hören Sie, Mister, fangen Sie ja nicht wieder von Jericho an!« warnte Saltus ihn. »Sonst jagt Seabrooke Sie zum Teufel. Halten Sie sich gefälligst an die Spielregeln. Wie wär’s mit Weihnachten im Jahr 2001?«
    »Nein.«
    »Spielverderber! Was wollen Sie überhaupt?«
    »Nichts. Mir ist alles recht.«
    »Suchen Sie sich etwas aus!« drängte Saltus.
    »Mir ist jedes Datum recht.«
    »Mr. Chaney, ist irgend etwas nicht in Ordnung?« fragte Katrina besorgt.
    »Nur das«,

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