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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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sein? Hatte das Team sich wieder aufgelöst?
    Weder Seabrooke noch Katrina hatten jemals Andeutungen über die Zukunft des Teams gemacht. Chaney hatte angenommen, es würde sich nach der Chicago-Expedition auflösen, und nicht daran gedacht, sich freiwillig für weitere Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Allerdings mit einer Ausnahme: Falls eine Reise in die Vergangenheit auf dem Programm stand – am liebsten nach Palästina noch vor Ankunft der römischen Zehnten Legion –, würde er seinen Entschluß wieder rückgängig machen.
    Er folgte jetzt der E Street.
    In der Umgebung des Swimming-pools schien sich nichts verändert zu haben. Das Kino war noch geschlossen; auf dem Parkplatz davor herrschte gähnende Leere. Der Offiziersklub war hell beleuchtet, aber im Mannschaftsklub waren alle Fenster dunkel. Chaney ging über den weichen Rasen zum Swimming-pool. Das große Becken war mit einer Plane abgedeckt, die Liegestühle lagerten in den Umkleidekabinen, die bunten Sonnenschirme waren verschwunden. Der Anblick des Swimming-pools rief Erinnerungen wach, die nicht zu einem kalten Novemberabend paßten.
    Chaney wandte sich ab und marschierte ziellos durch die Station. Sie wirkte in jeder Beziehung normal. Auf den Straßen fuhren Autos an ihm vorbei; er war der einzige Fußgänger. Er hörte ein Flugzeug über sich und hob den Kopf, aber die Maschine flog irgendwo über den tiefhängenden Wolken auf der Luftstraße zwischen Chicago und St. Louis. Der Triebwerkslärm verstummte. Chaney spürte einen Tropfen auf dem Gesicht und sah die ersten feuchten Schneeflocken fallen.
    Er machte sich auf den Weg zurück.
    Auf dem kleinen Parkplatz hinter dem Laborgebäude standen drei Autos nebeneinander. Seine Gefährten waren also zurückgekommen, anstatt in Joliet im Gefängnis zu schmachten – obwohl es schrecklich leicht sein mußte, dieses Gefängnis von innen kennenzulernen. Chaney legte eine Hand auf die Motorhaube des ersten Wagens. Sie war noch warm. Auch das zweite Auto stand erst seit kurzem dort. Er lief zu seinem Wagen, um die Ausrüstungsgegenstände zu holen, die er auf dem Sitz zurückgelassen hatte.
    Die beiden Schlüssel paßten in das Doppelschloß. Die Tür bewegte sich zur Seite. Irgendwo unter ihm ertönte ein Klingelzeichen.
    »Saltus! He, dort unten – Saltus!«
    Das schmerzhafte Geräusch eines ZVF-Starts traf Chaney wie ein Hammerschlag. Das Fahrzeug kehrte zu seinem Ausgangspunkt zurück, während er die Schiebetür hinter sich zuknallte.
    »Saltus?«
    Eine blonde, muskulöse Gestalt erschien in der offenen Tür des Schutzraums.
    »Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt, Zivilist?«
    Chaney lief die Treppe hinab und nahm zwei oder drei Stufen auf einmal. Arthur Saltus erwartete ihn unten mit einem halben Dutzend Filmkassetten in der Hand.
    »Dort draußen, dort draußen«, antwortete Chaney. »Ich habe mir diese gottverlassene Station angesehen, überall herumgeschnüffelt und durch alle Fenster gestarrt. Wir sind nicht mehr hier, glaube ich, Kapitän – entlassen und nach Hause geschickt, das Gebäude ist abgesperrt. Hoffentlich haben wir eine anständige Prämie bekommen.«
    »Haben Sie etwas getrunken, Zivilist?«
    »Nein, aber ich könnte einen Drink brauchen. Haben wir Scotch da?«
    »Sie haben etwas getrunken«, behauptete Saltus. »Wohin sind Sie verschwunden? Wir haben in der ganzen Stadt nach Ihnen gesucht.«
    »Sie hätten in die Bibliothek kommen sollen.«
    »Natürlich! Da sieht man den Wissenschaftler. Was halten Sie von 1980, Mister?«
    »Es gefällt mir nicht, und es wird mir noch weniger gefallen, wenn ich darin leben muß. Dieser Schwächling ist wieder Präsident geworden, Saltus! Die absolute Mehrheit in achtundvierzig Staaten! Haben Sie die Wahlergebnisse gesehen?«
    »Natürlich. William erstattet eben Seabrooke Bericht, und Seabrooke ruft den Präsidenten an, damit er heute abend feiern kann. Aber ich wähle ihn nicht, Mister – ich weiß, daß ich ihn nicht gewählt habe. Wenn ich nach 1980 in den Vereinigten Staaten lebe, suche ich mir einen Staat aus, der für seinen Gegenkandidaten gestimmt hat.«
    »Alaska, Hawaii und Utah.«
    »Wie ist Utah?«
    »Trocken, einsam und radioaktiv.«
    »Gut, dann eben Hawaii. Wollen Sie nach Florida zurück?«
    Chaney schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich in Alaska sicherer.«
    »Sie haben doch keine Schwierigkeiten bekommen?«
    »Nein, durchaus nicht. Ich bin freundlich und höflich gewesen, habe überall gelächelt und bin keinem Polizisten

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