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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Hemden, Jeans und ein gelbes Band am linken Oberarm.
    Jets.
    Moresby starrte die niedrigen Baumstümpfe an. Der Farmer, dem das Feld zwischen dem Fuß des Abhangs und der in fünfhundert Meter Entfernung vorbeiführenden Eisenbahnlinie gehörte, hatte damit begonnen, sie zu roden und zu einem Haufen aufzutürmen. Der Major betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Wenn er einen Angriff gegen den Zaun geführt hätte, wären die Granatwerfer hinter den Baumstümpfen und hinter dem Holzstapel daneben in Stellung gegangen. Nur dort standen sie einigermaßen gedeckt.
    Er hielt sein Gewehr schußbereit, während er den Holzstapel beobachtete. War das nicht eine Bewegung? Ja, dort am rechten Rand wurde ein Arm sichtbar. Moresby zielte, schoß und hörte einen gellenden Schmerzensschrei. Der Bandit hielt sich den Arm mit der anderen Hand, während er aufsprang und in geduckter Haltung zu den Baumstümpfen hinüberhetzte, hinter denen Moresby den anderen Granatwerfer vermutete.
    Er bot ein leichtes Ziel. Der Major folgte ihm mit der Mündung seines Gewehrs. Als der Fliehende die Baumstümpfe schon fast erreicht hatte, drückte Moresby ab. Der Mann brach zusammen, stürzte aus vollem Lauf nach vorn und blieb bewegungslos liegen.
    Der Abschußknall des Granatwerfers war ein groteskes Echo.
    Moresby wartete noch eine halbe Sekunde, bevor er das Gesicht in den Armen vergrub. Er hatte richtig vermutet: Der Granatwerfer stand hinter den Baumstümpfen. Die Granate schlug ein und zerfetzte diesmal Metall, anstatt nur Steine und Erdbrocken aufzuwirbeln. Moresby sah sich um und stellte fest, daß das Elektroauto einen Volltreffer abbekommen hatte. Metallsplitter regneten um ihn herab. Er zog wieder den Kopf ein.
    Der Splitterregen hörte auf. Moresby schoß wütend auf die Baumstümpfe, um den Werferschützen einzuschüchtern. Dann wartete er auf einen Schuß aus dem zweiten Granatwerfer. Aber die Granate kam nicht. Moresby hörte nur den Wind und einzelne Schüsse vom Osttor her. Er grinste zufrieden, als er erkannte, daß der zweite Granatwerfer offenbar ausgefallen war. Er richtete sich auf und schoß kniend auf die Baumstümpfe. Obwohl er ein gutes Ziel bot, wurde sein Feuer nicht erwidert. Er hatte also nur einen Granatwerfer gegen sich einen Werfer, hinter dem ein Zivilist hockte. Ein gottverdammter, ahnungsloser Zivilist!
    Moresby suchte das Gelände hinter dem Zaun nach den Verteidigern ab, nach dem Korporal und seinen Leuten, von denen er vorhin über Funk gehört hatte. Sie hätten ihn unterstützen müssen, als er das Feuer auf die Banditen, eröffnete. Er entdeckte drei von ihnen an der Innenseite des Zauns in der Nähe des brennenden Lastwagens, aber sie konnten nicht mehr schießen. Der Stahlhelm eines vierten Mannes lag zwölf oder fünfzehn Meter von Moresby entfernt auf der zerwühlten Erde. Er wurde auf eine schwache Bewegung in einem Granattrichter aufmerksam und fand dort den einzigen Überlebenden. Ein blasses, schmutziges Gesicht sah aus dem Loch zu ihm auf.
    Moresby kroch über den Trichterrand und ließ sich zu dem Soldaten hineinfallen.
    Der Mann trug Korporalsstreifen auf dem linken Arm und hielt den Tragriemen eines Funkgeräts in kraftlosen Fingern; der andere Arm und das Gerät fehlten, waren von einer detonierenden Granate abgerissen worden. Der Verwundete bewegte sich nicht, als Moresby neben ihm erschien. Er starrte hilflos die Stelle an, wo eben noch Moresbys Gesicht gewesen war. Der Major streifte den Rucksack ab und gab dem Korporal aus seiner Feldflasche zu trinken. Etwas Wasser blieb im Mund des Verwundeten zurück, aber das meiste lief über sein Kinn und wäre versickert, wenn Moresby es nicht aufgefangen und über das Gesicht des anderen verteilt hätte. Er versuchte, dem Mann wenigstens einen Schluck Wasser einzuflößen.
    Der Korporal schüttelte schwach den Kopf. Moresby setzte die Feldflasche ab, weil er erkannte, daß der andere nicht schlucken konnte. Statt dessen goß er sich Wasser in die hohle Hand und wusch damit das staubige Gesicht des Verwundeten. Der Korporal schloß dankbar die Augen. Er hatte noch keinen Laut von sich gegeben, und Moresby wußte, daß es zwecklos war, auf ihn einzureden.
    Moresby richtete sich auf und spähte über den Rand des Granattrichters. Hinter den Baumstümpfen war deutlich ein Fuß bis zum Knöchel zu erkennen. Moresby hob langsam sein Gewehr, zielte bedächtig und schoß in den Knöchel. Er hörte einen lauten Schmerzensschrei und Flüche, die ihm

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