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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Besuch vor sechzehn Monaten den gleichen Staub vorgefunden hatte. Der alte Knabe würde sich darüber geärgert haben. Als Saltus die Tür des Schutzraums öffnete, wurde die Beleuchtung automatisch eingeschaltet – aber auch hier waren einige Leuchtstoffröhren durchgebrannt. Irgend jemand verdiente einen Anpfiff wegen schlampiger Instandhaltung dieser Einrichtungen. Saltus blieb hinter der Tür stehen, griff nach seiner Flasche und schraubte sie auf.
    Seine Stimme hallte von den Wänden wider.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
    Für kurze Zeit war er jetzt fünfzig Jahre alt.
    Saltus trank einen großen Schluck Bourbon, schmatzte genießerisch und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. Dann sah er sich neugierig in dem Schutzraum um. Jemand hatte die Lagerbestände geplündert – jemand hatte die für Saltus reservierten Vorräte teilweise verbraucht und das Verpackungsmaterial zurückgelassen. Hier wurde also nicht nur schlecht geputzt, sondern auch geplündert!
    Er sah eine Gaslaterne in der Nähe der Tür auf dem Boden stehen und griff nach ihr, um zu fühlen, ob sie etwa noch warm war. Sie war kalt. Propangas entwich zischend, als Saltus das Ventil öffnete. Viele Kartons mit Verpflegung waren aufgeschnitten, geleert und in einer Ecke zu einem unordentlichen Haufen gestapelt worden. Daneben lagen einige Wasserbüchsen. Saltus griff nach der nächsten, um die Qualität des Trinkwassers zu prüfen, aber die Büchse war leer. Er trank wieder aus seiner Flasche, machte einen Rundgang durch das Lager und stellte fest, daß die Bestände nicht mehr so ordentlich gestapelt waren, wie er sie in Erinnerung hatte.
    Ein großer Karton mit Kleidungsstücken war aufgerissen worden. Er enthielt nur noch einige pelzgefütterte Parkas. Wie viele fehlten, war schwer zu schätzen.
    Aus dem Schuhregal fehlten zwei, nein, drei Paar Stiefel. Auch ein Bündel Handschuhe schien unvollständig zu sein, aber Saltus konnte nicht beurteilen, wie viele fehlten. Jemand hatte sich hier im Winter eingekleidet. Dieser Jemand konnte nicht der Major gewesen sein: Er hatte am vierten Juli ankommen sollen. Oder hatte das Gyroskop gründlich versagt und ihn ein halbes Jahr später abgesetzt? Saltus drehte sich um und zählte die geöffneten Kartons und leeren Wasserbüchsen. Von diesen Vorräten hatte William nicht leben können – nicht sechzehn Monate lang. Damit wäre er vielleicht durch den ersten Winter gekommen, wenn er dazu noch Wild geschossen hätte. Aber diese Möglichkeit war ziemlich unwahrscheinlich.
    Saltus trat an die Werkbank. Auf der Arbeitsfläche sah er ein unglaubliches Durcheinander. Am auffälligsten waren die drei gelben Kartons, die früher nicht dort gestanden hatten. Der erste war leer. Saltus riß den zweiten auf und fand darin eine kugelsichere Weste, die er sofort anzog. Dann trank er wieder einen Schluck Bourbon und betrachtete nachdenklich die Unordnung auf der Werkbank. Es sah William nicht ähnlich, so ein Durcheinander zu hinterlassen – aber einige dieser Gegenstände mußte er in der Hand gehabt haben.
    Auf der Werkbank standen ein Tonbandgerät und eine weitere Gaslaterne. Daneben lagen leere Schachteln, die Gewehrmunition enthalten hatten, Tonbandkassetten, eine ausgebreitete Landkarte und die Dienstgradabzeichen von der Uniform des Majors. Saltus glaubte zu wissen, was das bedeutete. Er beugte sich über das Tonbandgerät. Das Band war nur einige Minuten lang gelaufen.
    Saltus drückte auf den Sprechknopf und sagte: »Halt!« Dann spulte er das Band zurück und spielte es ab.
    ›Hier Moresby‹, klang es aus dem Lautsprecher. ›Vierter Juli 1999. Ankunftszeit zehn Uhr fünf auf meiner Uhr, vier Uhr zehn auf der Wanduhr. Leiter am ZVF fehlt. Überall eine dünne Staubschicht. Schutzraum und Vorräte intakt, aber Wasser kaum noch genießbar. Bereite mich auf den Ausstieg vor.‹
    Dann waren im Hintergrund verschiedene Arbeitsgeräusche zu hören.
    Arthur Saltus trank aus seiner Flasche, während er wartete. Er starrte wieder Williams abgelegte Rangabzeichen an.
    Stimme: ›… um die Nordwestecke in südlicher Richtung vor – also auf Sie zu, Korporal. Geschätzte Stärke: zwölf, fünfzehn Mann. Achtung, sie haben Granatwerfer! Kommen.‹ Im Hintergrund wurde geschossen.
    Stimme: ›Verstanden. Wir haben hier ein Loch im Zaun. Irgendein Hundesohn hat versucht, mit einem Lastwagen durchzubrechen. Der Wagen brennt noch. Vielleicht hält sie das auf. Kommen.‹
    Stimme: ›Sie müssen

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