Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
sie unbedingt aufhalten, Korporal! Ich kann keinen Mann entbehren. Wir haben hier Rot drei! Ende.‹
    Das Gewehrfeuer verstummte, als das Funkgerät abgeschaltet wurde.
    Arthur Saltus starrte das Tonbandgerät mit wachsender Besorgnis an, weil er zu ahnen begann, was geschehen sein mußte. Er hörte Moresby weiterarbeiten. Der Major leerte klirrend Patronen in seine Taschen; das Rascheln war die Landkarte, die ausgebreitet wurde.
    Stimme: ›Adler eins! Die Banditen greifen uns an – sie greifen von Nordwesten an. Ich habe ein Dutzend gezählt. Sie liegen auf dem Abhang unter dem Zaun. Sie haben zwei Granatwerfer! Kommen.‹ Die dumpfen Abschüsse und das Krachen explodierender Granaten übertönten die heisere Stimme fast.
    Stimme: ›Sind sie schon durch den Zaun? Kommen.‹
    Stimme: ›Negativ … negativ. Der brennende Lastwagen hält sie auf. Wahrscheinlich versuchen sie es jetzt anders … vielleicht schießen sie ein Loch in den Zaun … Kommen.‹
    Stimme: ›Halten Sie sie auf, Korporal. Das ist nur ein Scheinangriff; wir haben den Hauptangriff hier. Ende.‹
    Stimme: ›Verdammt noch mal, Leutnant, wir …‹ Schweigen.
    Die Pause dauerte nicht lange.
    ›Chicago, hier Moresby, Luftaufklärung. Kommen‹, sagte der Major. ›Chicago, hier Moresby, Luftaufklärung. Kommen.‹
    Arthur Saltus hörte, wie Moresby mit der Außenwelt in Verbindung zu treten versuchte, und verfolgte betroffen den Dialog zwischen ihm und Sergeant Nash irgendwo westlich von Chicago. Eine Relaisstation in Baja California bedeutete, daß die Steuerimpulse in Richtung Osten abgestrahlt worden waren: die Rakete mit dem Atomsprengkopf war also von dort gekommen. Die Chinesen hatten endlich Rache für ihre beiden zerstörten Städte genommen, und der Michigan-See war jetzt so radioaktiv verseucht wie das Gebiet um Yungning.
    Aber wer hatte die Rakete ins Ziel gelenkt? Wer waren die Banditen? Was verbarg sich hinter der Bezeichnung Jets? Doch offenbar keine Flugzeuge …
    Stimme: ›… und sich zu uns durchschlagen. Wir liegen westlich der Marineausbildungsstelle, aber Sie würden bereits vorher auf unsere Posten stoßen. Nehmen Sie sich vor den Jets in acht, Sir. Sie sind schwer bewaffnet und greifen sofort an. Kommen.‹
    Moresby bedankte sich und unterbrach die Verbindung.
    Im Lautsprecher knackte es. Das war William, der sein Funkgerät ausschaltete. Unmittelbar danach verstummte das Hintergrundgeräusch, weil das Tonbandgerät abgestellt worden war. Arthur Saltus wartete. Er wartete auf eine weitere Mitteilung, die William nach seiner Rückkehr auf Band gesprochen haben mußte. Das Band lief lautlos ab, bis seine eigene Stimme plötzlich laut sagte: »Halt!«
    Saltus runzelte die Stirn. Er ließ das Tonband bis zu Ende ablaufen, ohne noch etwas zu hören. Moresby war nicht hierher zurückgekehrt – aber Saltus wußte, daß der Major keinen Versuch machen würde, das Hauptquartier der Fünften Armee innerhalb der Fünfzigstundengrenze zu erreichen, wenn er sich dorthin durchkämpfen mußte. Er würde vielleicht versuchen, nach Joliet vorzudringen, falls das gefahrlos erschien, aber er konnte nicht die Absicht gehabt haben, weit in feindliches Gebiet vorzustoßen. Er hatte das Gebäude verlassen; er war nicht zurückgekommen.
    Aber Saltus war noch nicht zufrieden. Irgendeine Kleinigkeit stimmte nicht ganz; irgend etwas war ihm im Unterbewußtsein aufgefallen. Er starrte das Tonbandgerät lange an, während er darüber nachdachte. Dann stellte er die Bourbonflasche weg, spulte das Tonband zurück und hörte es sich zum zweitenmal an.
    Da … das war es!
    Der Lautsprecher verstummte, als das Tonbandgerät ausgeschaltet wurde. Im Hintergrund war kein Geräusch mehr zu hören, und William hatte keine Abschiedsworte hinzugefügt. Nichts deutete darauf hin, daß William das Gerät jemals wieder berührt hatte. Das Tonband hätte bis zu dieser Stelle ablaufen dürfen. Aber es war weitergelaufen. Saltus schaltete das Gerät nochmals ein, sah auf seine Uhr und stellte fest, wie groß die Zeitspanne zwischen Williams letztem Handgriff und seinem eigenen ›Halt!‹ war.
    Zwischen dem Knacken, als das Gerät ausgeschaltet wurde, und Saltus’ Stimme lagen eine Minute vierundvierzig Sekunden. Dafür war jemand verantwortlich, der den Schutzraum nach William betreten hatte. Jemand hatte die Lebensmittelvorräte geplündert, Winterkleidung angezogen und die auf Tonband gesprochene Nachricht abgehört. Jemand hatte das Gerät noch eindreiviertel

Weitere Kostenlose Bücher