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Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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hatte die Zukunft mit fliegenden Autos zu tun und absolut nichts mit der Vorstellung, jemals hierher zurückzukehren. Je näher ich der Holzhütte in dem Wald kam, in der jetzt mein Vater, nein, mein Halbbruder und Stiefvater lebte, umso mehr bedauerte ich es, immer noch keine Waffe zu besitzen.
    Ich hielt also mehrmals an, kaufte mir Reservekanister, füllte sie mit Benzin als Brandbeschleuniger, erwarb Sprühdosen zusammen mit einem Feuerzeug als mögliche Flammenwerfer. Ich hatte vor, die Hütte abzubrennen. Bei einer Tankstelle gab es lange Klappmesser, wie sie von Anglern benutzt werden. Ich nahm eines und steckte es seitlich in meinen Stiefel.
    Salina und mein Onkelbruder Frederik hatten den Geländewagen in einen hervorragenden Zustand versetzt. Sogar die Roststellen an den Kotflügeln waren verschwunden. Als die beiden mir das Fahrzeug übergaben, strahlten sie frisch gewaschen. Der Preis für den Wagen war gerecht und keine Wohltätigkeit. Dass er doch günstig gewesen war, erfuhr ich von einem Tankwart. Er fragte, ob ich den Wagen verkaufen würde, und machte mir ein höheres Angebot.
    Auf dem Wege, ein besserer Mensch zu werden, würde ich bei dem zweiten Wagen mehr hinlegen müssen. Bei dem geflammten Cabrio stellte sich die Reaktivierung als schwieriger heraus. Salina musste Ersatzteile über einen Spezialversand für Oldtimer bestellen. Ich hatte eine weitere Rate angezahlt. Salina erzählte mir, sie habe bereits einen weiteren Wagen angekauft, den sie mit ihrem Vater zusammen herrichten wollte. Sie wisse zwar, dass Frederik jederzeit einen Rückfall haben könnte, aber die Aufgabe, die beiden Wagen wieder instand zu setzen, habe ihn motiviert und vom Alkohol weggerissen.
    Ich war ein guter Mensch, ob ich es wollte oder nicht.
    Ich verzögerte die Fahrt, trank an einem Imbiss eine Tasse Kaffee. Schließlich erreichte ich am Mittag den Hang am Wald. Ich hielt an und stieg aus. Hier begann wie damals ein holpriger Weg mit tiefen Fahrspuren. Die Bäume waren teilweise abgeholzt. Zum Tal hin war eine Schonung mit jungen Kiefern entstanden. Den Beginn des Weges wies ein Schild als Privatweg aus. Das hatte es damals noch nicht gegeben.
    Ich fuhr weiter, der Wagen tanzte in den Spuren, bis ich den Zaun und das Eingangstor erreichte. Auf dem Gelände waren wild wachsende Birken dicht an dicht in die Höhe geschossen. Sie verstellten den Blick auf die Hütte. Das Tor hatte kein Schloss, es hing schief in den Angeln. Ich hob es an und drückte es so weit auf, dass ich mich hindurchzwängen konnte. Es gab keinen richtigen Weg mehr auf dem Gelände. Wenn mein Vater, Stiefvater, Halbbruder, hier hauste, so bekam er wohl selten Besuch und verließ die Hütte kaum. Die Zweige der Birken und Büsche peitschten mich, bis ich feststellte, dass die Hütte nicht mehr da war. Ein Platz mit einem zerbrochenen Betonfundament, verkohlte, zerfallene Holzreste, teilweise von Moos bewachsen.
    Hatte ich die Hütte damals doch angezündet, und war sie, während Großvater mit mir davonfuhr, restlos abgebrannt? Ich suchte das Gelände nach weiteren Spuren ab, fand einen Müllberg aus Bierdosen, Flaschen und Plastikbeuteln.
    Ich ging zum Auto zurück. Ein Mann mit einem Gewehr, Jägerhut, Jogginganzug und Hund schnüffelten daran herum.
    »Sind Sie in der Lage, eine Berechtigung zum Betreten des Privatgeländes vorweisen zu können?«, fragte der Mann, ohne mich zu begrüßen. Der Hund schloss sich mit einem Gebell an, bis der Jäger ihn an der Leine zog.
    »Ich habe das Schild gelesen. Gehört das Gelände Ihnen?«
    »Wenn Sie das Schild gesehen haben und in der Lage waren, es zu lesen und voll inhaltlich zu verstehen, hätten Sie ebenso in der Lage sein müssen, daraus Schlüsse für Ihr Verhalten zu ziehen, nämlich das Nichterscheinen auf diesem Platz.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin der offiziell Berechtigte zum Töten von Unberechtigten, mit allen Vollmachten und Befugnissen, deshalb rate ich Ihnen, unverzüglich in den Wagen zu steigen und das Gelände, das Sie ohne Genehmigung betreten haben, zu verlassen.«
    »Ich interessiere mich dafür.«
    »Ich fordere Sie hiermit nachdrücklich zum zweiten Mal auf, sich zu entfernen. Kraft meines Amtes darf ich nach dem dritten Mal von der Schusswaffe Gebrauch machen.«
    »Was für ein Amt?«
    »Wie ich Ihnen schon mitteilte, obliegt mir die Aufrechterhaltung von Pflicht und Ordnung in diesem Wald. Der Aufenthalt von unbekannten und unbefugten Personen ist nicht gestattet. Den Weisungen

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