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Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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dir besorgt hatte, damit's es dir besorgt? Haha, gut was? Du weißt doch, dieses Schulmädchen ...«
    »Was redest du?« Ich stand auf. »Ich glaube, du erzählst Märchen. Dir ist wirklich das Gehirn geschmolzen. Hör auf damit! Das ist doch alles nicht wahr. Alles Müll.« Ich schüttelte den Kopf. »Hör auf mit dem Quatsch!«
    Er sah nicht hoch, rieb sich die Stirn. »Doch, doch, doch. Dieses Mädchen. Also, die für die Schularbeiten, wie hieß die noch? Karina? Nein, Katia. Katia hieß sie doch, oder? Er hat sie für dich bezahlt. Was willst du? Ist in Ordnung, völlig in Ordnung. So ist das nun mal. Ich hab es selbst mit ihren Eltern besprochen. Die wollten auch das Geld. Die Weiber machen für Geld alles. Du wirst beschissen, wo du hinguckst. Geld stinkt. Es stinkt nach Fisch. Glaub mir das.«
    Eine Schabe oder ein Käfer mit einer Maserung auf dem braunen Rücken, als wären es versteinerte Adern, suchte zwischen all dem Müll auf dem Fußboden einen Weg. Ich trat nach ihm, verfehlte ihn. Ich fluchte.
    Mein Vaterbruderschwätzer sah mich an, runzelte die Stirn. »Nimm es nicht persönlich. Komm, beruhige dich. Ist schon alles in Ordnung. Sind doch bloß Frauen. Komm, Gordon, du warst doch sonst nicht so. Ich hab dich immer bewundert, wie eiskalt du warst. Super. Knallhart. Ein Killer. Ehrlich, ich wäre dir gern ein Vater gewesen. Ich durfte es nicht. Das musst du mir glauben. Oft genug habe ich den Alten von schlimmen Dingen abgehalten, die er mit dir vorhatte. Ich hab dich beschützt, so gut ich konnte. Wirklich. Das musst du mir glauben. Was ich nicht verstehe, ist: Wenn er nicht tot ist, wieso ist das Geld auf einem Konto mit deinem Namen? Verdammt, wahrscheinlich ist er nicht bei Sinnen. Völlig durchgeknallt.«
    Er räusperte sich, holte Schleim aus der Kehle, sammelte ihn im Mund und spuckte in eine Ecke. »Auch alles egal. Egal, egal, egal. Der Alte steckt sicher in einem Altersheim, wird so gut gepflegt, dass er nicht sterben kann. Vielleicht sollten wir ein bisschen nachhelfen. Hm, wie wär's? Wir beide. Ich lenke ihn ab, und du schneidest ihm von hinten die Kehle durch. So was kannst du doch. Oder wir zünden das Gebäude an. Was meinst du, machst du mit? Und dann her mit dem Geld! Einmal richtig dick nach Fisch riechen, was? Das wär's doch.«
    Er rieb sich das Gesicht, stöhnte. Dann trank er den Rest des Bieres.
    »Ich rede hier und rede und rede. Und wir kommen nicht zum Wesentlichen. Entschuldige bitte.« Frank Godin versuchte sich aus seinem Sessel zu ziehen. »Du kommst doch nicht etwa in seinem Auftrag?« Er ließ sich wieder fallen, deutete auf den Schreibtisch, angelte nach der heruntergefallenen Karte. »Die Karte liegt extra für ihn hier, falls er mal vorbeikommt. Ich will ja ein braver Junge sein.«
    »Nein, ich weiß nichts von ihm. Ich weiß nicht mal genau, wo er lebt. Er ist mir im Augenblick auch vollkommen egal.«
    Frank zog die Karte auf seine Knie, glättete sie. »Damals wollte er diese verdammten Gebirge entziffern. So ein Blödsinn, Berge sollten irgendwie Buchstaben sein oder so etwas Ähnliches. Er suchte ein Alphabet, das aber ganz anders aussieht als unseres. Schablonen schneiden musste ich, Formen vergleichen. Nie habe ich eine idiotischere Aufgabe bekommen. Ich frage dich: Verstehst du das? Er sagte, ich bekäme keine präzisen Anweisungen, das würde nur die Entschlüsselung verhindern. Vorgaben verbarrikadieren den Geist, hat er gesagt. Ich begreife schon, was das sollte. Er hielt mich für blöd, für schwachsinnig. Es war alles ausgemachter Unsinn. Nicht mit mir.«
    Mein Vaterbruder lachte, als wollte er damit seine Kehle vom Schleim befreien. »Der Alte war noch nie richtig im Kopf. Ich sollte ihm nachts mal die kleine Punkerin in sein Heim schicken, damit sie seine Palme schüttelt, was? Und dann ab ins Grab! Aber möglicherweise vermacht er ihr dann noch sein Geld, und wir gehen leer aus, was?«
    Er beugte sich vor, hämmerte mit der Faust auf die Fernbedienung. Das Bild eines brennenden Wagens blieb auf dem Bildschirm stehen.
    »Es tut mir leid um dich, ehrlich, aber ich konnte damals nicht anders. War einfach eine blöde Situation. Musst du mir glauben. Es tut mir auch leid um Martin. Der wollte meine Liebe nicht, sondern die von seinem Großvater. Es war eben alles verkehrt. Verquirlte Kacke eben. Scheiße, um den Schornstein gewickelt. Was du auch machst ... es ist verkehrt. Ha, nur Frederik hat es richtig gemacht. Der ist ein Held. Sitzt jetzt irgendwo in

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