Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
immer noch nicht, welcher Geheimdienst das Free Forée Movement unterstützt hat.«
»Warum nur einer?«
»Wie meinst du das?«
»Es kommen alle Möglichen infrage. Nicht nur unsere, auch solche aus China, Nigeria oder Südafrika. Alle, die scharf aufs Erdöl sind.«
»Aber von dem Ölvorkommen vor Île de Forée hat doch niemand gewusst, außer ASC und der Firma, mit der ihr zusammenarbeitet.«
»ASC hat es auch nicht gewusst. Wir haben’s gehofft. Das kann genauso auf andere zutreffen. Ich meine, was kostet es denn schon, eine bunt zusammengewürfelte Rebellenarmee zu unterstützen? Verglichen mit dem Nutzen, den es bringt, sich Freunde zu machen. Wenn du der Sache nachgehst, wird sich bestimmt herausstellen, dass Ferdinand Poe ein halbes Dutzend Gönner hatte. Und einige davon haben wahrscheinlich auch Iboga unterstützt. Der Aufwand dafür ist ein Taschengeld im Verhältnis zum möglichen Nutzen. Es war jedenfalls schlau von ASC, so viel in die Erdölsuche zu investieren. Wer wird beim zukünftigen Präsidenten Poe bessere Karten haben – die Leute, die ihnen die Maschinengewehre bezahlt haben, so wertvoll sie auch waren, oder diejenigen, die für den künftigen Reichtum des Landes gesorgt haben?«
»Ich frag ihn einfach«, sagte Janson.
»Wie bitte?«
»Ich treffe mich gleich mit ihm.«
»Worum geht es?«
Janson beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben und den Sicherheitschef der American Synergy Corporation ein bisschen zum Grübeln zu bringen. »Um einen Job.«
»Sie sehen besser aus, Mr. President«, lächelte Janson.
»Vorläufiger Präsident«, korrigierte ihn Ferdinand Poe. Der alte Mann wirkte schwach, doch seine Wangen hatten tatsächlich wieder etwas Farbe angenommen. Man hatte ihm die Haare geschnitten, ihn rasiert, ihm einen blauen Baumwollpyjama angezogen und ihn an einen Tropf gehängt. Seine Augen waren ein wenig trüb, eine Folge der Schmerzmittel, wie Janson vermutete, genauso wie seine manchmal etwas undeutliche Aussprache, wenngleich seine Stimme kräftig war. »Nach Jahren im Busch«, fügte er mit einem angedeuteten Lächeln hinzu, »kann man die heilende Wirkung von zwei Nächten in einem richtigen Bett gar nicht hoch genug einschätzen.«
»Ich kann mir vorstellen, eine siegreiche Revolution schadet auch nicht«, meinte Janson.
Poe schien mit der Feststellung gar nicht einverstanden zu sein. »Unsere Revolution haben wir vor fünfunddreißig Jahren gegen Portugal ausgefochten«, erwiderte er etwas barsch. »Unser Krieg gegen Iboga war keine Revolution: Es war die Verteidigung der Demokratie gegen einen Staatsstreich.«
»Da haben Sie sicher recht«, räumte Janson ein. Die gereizte Antwort drückte wahrscheinlich Poes Wissen aus, dass die schweren Zeiten für sein Land nach diesem langen Krieg noch lange nicht vorbei waren.
Poe deutete aus dem Fenster auf den Palast auf der anderen Seite des Hafens. »Das ist ein wichtiger Unterschied. Sehen Sie den Platz beim Präsidentenpalast? Die Revolution auf Île de Forée entzündete sich vor fünfzig Jahren auf diesem Fleck, als die portugiesischen Landbesitzer die Armee überredeten, Demonstranten anzugreifen, die gegen die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen protestierten. Sie haben wahrscheinlich nie von dem Massaker gehört. Ihr Vietnamkrieg war damals das große Thema, doch Portugal hatte bereits ähnliche Gräueltaten in Mosambik verübt. Was bei uns passierte, war nichts Neues mehr. Doch das Massaker hier in Porto Clarence hat uns in gewisser Weise zu einer Nation werden lassen.«
Sein Blick verdunkelte sich in der Erinnerung. »Die Soldaten befahlen den Männern, Frauen und Kindern, sich in getrennten Reihen aufzustellen. Ich war damals Lehrer, die kleinen Jungen waren fasziniert von den Flugzeugen, die über uns kreisten, und von den Hubschraubern. Dann begannen sie mit Maschinengewehren zu schießen.
Die Leute flüchteten. Die Soldaten jagten sie in Jeeps und gepanzerten Wagen und trieben sie zum Kai, wo viele ins Wasser sprangen. Ich werde nie vergessen, was mein Vater zu mir sagte, als er im Sterben lag: ›Was hier passiert, nützt nur den Reichen, die das ganze Land in der Hand haben.‹« Poe schüttelte angewidert den Kopf. »Sie schlachteten fünfhundert von uns ab. Der Hafen war voller Haie, die die Leichen fraßen. Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
»Über einen, der sich auch bereichert hat.«
»Was heißt das?«
»Ihr Stabschef hat mir erzählt, dass Iboga das Land ausgeplündert hat.«
»Ja. Wie
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