Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Stimme eine eiserne Entschlossenheit mitschwang.
»Ja.«
»Jessica ist auch nicht rangegangen.«
»Ich glaube, Ms. Kincaid hat sich den Abend freigenommen. Was gibt’s?«
»Douglas Case von American Synergy ist ziemlich aus dem Häuschen. Er sagt – ich zitiere: ›Der Doktor hat sich aus dem Staub gemacht‹.«
»Was?«
»Mr. Case hat in ziemlich derben Worten Ihre Privatnummer verlangt. Ich hab Sie ihm natürlich nicht gegeben, doch da wir fünf Millionen Dollar von ASC erwarten, hielt ich es für das Beste, im Flugzeug anzurufen.«
Janson dachte angestrengt nach.
»Die fünf Millionen können wir gut gebrauchen, Mr. Janson«, fügte Quintisha Upchurch hinzu. »Dieses Flugzeug ist nicht gerade billig.«
»Sagen Sie Mr. Case, ich kümmere mich darum.« Er sprach Mikes Namen aus. Das Stimmerkennungssystem verband ihn wieder mit dem Cockpit. »Mike, haben wir den Point of no Return überflogen?«
Der Point of no Return war nicht zwangsläufig die Mitte des Ozeans zwischen den Kontinenten. Ob die Embraer nach Afrika zurückkehren konnte oder nach Südamerika weiterfliegen musste, weil der Treibstoff für eine Rückkehr nicht ausreichte, hing auch vom Gewicht sowie den Windverhältnissen ab. Aufgrund des verbrauchten Treibstoffs wog die Maschine weniger und brauchte umso weniger Energie, um die Geschwindigkeit zu halten. Außerdem würden sie, wenn sie umkehrten, statt des Gegenwinds von Westen wieder Rückenwind haben. Eine komplizierte Angelegenheit. Piloten wie Mike hatten den Point of no Return im Kopf, indem sie ständig alle Faktoren abwogen.
»Noch neunundzwanzig Minuten bis zum Point of no Return.«
»Wir kehren um. Zurück nach Porto Clarence.«
»Wird gemacht – sobald ich die Landeerlaubnis habe.«
»Mike?«, meldete sich Jessica zu Wort. »Wenn du die Erlaubnis hast, sei bitte sanft.«
»Wie bitte?«
»Wende die Maschine schön vorsichtig«, fügte Janson hinzu. »Wir wollen nicht, dass hier hinten irgendwas runterfällt. Over and out.«
Sie hielten sich immer noch an den Händen und stützten einander, als die Embraer in die Schräglage ging.
»Willst du nicht deinen Freund Doug anrufen?«
»Erst will ich wissen, was passiert ist.«
»Das werden wir aber erst erfahren, wenn wir in Porto Clarence sind.«
»Und das wird erst in drei Stunden sein.«
»Zeit genug, um hier noch zu einem Point of no Return zu gelangen?«
»Zeit für einige Points of no Return.«
13
»Ich fürchte, ich war ein bisschen unhöflich zu deiner Ms. Upchurch«, entschuldigte sich Doug Case am Satellitentelefon.
»Sie versteht schon, dass du unter Druck warst«, beruhigte ihn Janson.
Vom Fenster des vorderen Zimmers von Ferdinand Poes Krankenhaussuite aus überblickte er den Präsidentenpalast auf der anderen Seite des Hafens von Porto Clarence und einen breiten blaugrauen Streifen des Atlantiks im Osten und Norden. Die Fahne von Île de Forée – Gold, Grün und Schwarz mit einem diagonalen roten Streifen – war anstelle des gelben Banners von Iboga gehisst worden und flatterte im böigen Wind.
Der Wind hatte auch den üblichen Dunstschleier über dem Meer vertrieben.
Janson sah viele Meilen hinaus. Ein Schiff am nördlichen Horizont wurde langsam größer. Er beobachtete es schon seit einer Stunde, während er darauf gewartet hatte, dass Doug Case zurückrief. Es war zu langsam für einen Öltanker oder ein Kreuzfahrtschiff.
»Ich hatte ein bisschen Zeit, um mich zu beruhigen. Es ist nicht deine Schuld, dass der Doktor ausgebüxt ist. Du kriegst dein Geld, wir überweisen es sofort.«
»Warte noch.«
»Was?«
»Überweise das Geld, wenn wir den Doktor zurückbringen.«
»Wir reden von fünf Millionen Dollar, Paul.«
»Die aber nicht uns gehören. Noch nicht. Wir finden ihn.«
Auf die erste Spur war er bereits wenige Minuten nach der Landung am Flughafen gestoßen. Poes wagemutiger Spion Patrice da Costa – der sich selbst im Scherz als »vorläufiger Sicherheitschef der vorläufigen Garde des vorläufigen Präsidenten Poe« bezeichnete – ging mit Janson zur Chefin des Bordells, das er Flannigan am Abend zuvor empfohlen hatte. Die verängstigte Frau berichtete, der Arzt sei hier gewesen, sie wisse jedoch nicht, wohin er gegangen sei. Rückblickend betrachtet, wurde Janson klar, dass Flannigan ihm nicht getraut hatte und bei der erstbesten Gelegenheit verschwinden wollte.
»Und wenn ich ihn gefunden habe, bringe ich ihn persönlich in dein Büro.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen. ASC hat
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