Das Janson-Kommando: Thriller (German Edition)
Offiziere in ihren Zellen über meine ›Schwäche‹, während sie darüber nachdenken, wie sie ihn wieder an die Macht bringen können. Doch es ist nun mal der Preis, den ein freies Land dafür zahlen muss, frei zu bleiben, selbst so gefährliche Gegner nicht zu töten.«
»Ihre Weisung hängt vorne am Eingangstor«, nickte Janson. »Und die Leute aus Ibogas innerstem Zirkel, die ich gesehen habe, wurden human behandelt.«
»Warum wollen Sie dann Iboga nicht zurückbringen, damit wir ihn vor Gericht stellen können? Er bekommt ein faires Verfahren, das versichere ich Ihnen.«
»Leider ist Ihre Weisung nicht bis in jede Zelle des Gefängnisses vorgedrungen.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich habe Ibogas Hauptfrau gesehen: Sie lag nackt auf dem Steinboden, an Händen und Füßen gefesselt.«
»Das hat sie auch mit unseren Frauen gemacht.«
»Ich habe den Wärter an Ihre Weisung erinnert, und er sagte: ›Präsident Poe hat uns angewiesen, niemanden mehr zu schlagen. Doch das weiß sie nicht, und sie erinnert sich noch gut daran, was sie unseren Frauen angetan hat. Sie soll ruhig ein bisschen Angst haben.‹ Er zeigte auf die Peitschen an der Wand und fragte mich: ›Was glauben Sie, woher diese Peitschen kommen? Vom Roten Kreuz?‹«
»Alles kann man nicht kontrollieren«, entgegnete Poe. »Bis Sie Iboga gefasst haben, werde ich im Gefängnis für Ordnung sorgen.«
»Meine Spezialisten für forensische Buchprüfung werden das Geld finden«, sagte Janson. »Doch ich werde Iboga dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag übergeben.«
»Glauben Sie mir etwa nicht?«
»Ich glaube Ihnen, dass Sie es ehrlich meinen«, gab Janson mit einem warmen Lächeln zurück, auf das selbst der gewiefteste Diplomat hätte stolz sein können. »Aber Sie müssen ein ganzes Land in Ordnung bringen, und es wird noch eine Weile dauern, bis Sie wirklich alles ›kontrollieren‹ können.«
»Nein«, erwiderte Poe. »Iboga wird den Gerichtshof jahrelang an der Nase herumführen.«
»Bei der Vorbereitung auf meine eigentliche Aufgabe, Dr. Flannigan zu retten, habe ich einiges über Sie erfahren, Sir. Ich bewundere Sie. Sie sind ein praktischer Mensch. Sie haben die London School of Economics besucht, um die englische Sprache zu beherrschen. Nur so konnten Sie sich in die Lage bringen, die Interessen von Île de Forée entsprechend zu vertreten, in einer Welt, die von Englisch sprechenden Leuten dominiert wird. Und Sie sind ein mutiger Mann. Das Volk braucht Menschen wie Sie, die sich um seine Anliegen kümmern. Aber auch Sie haben irgendwo Ihre Grenzen. Sie haben so viel zu tun, Sie können sich nicht auch noch darum kümmern, die Leute von ihrem Drang nach Rache an Iboga abzuhalten. Und falls Sie mir jetzt sagen, das ginge mich nichts an, würde ich antworten, das tut es sehr wohl, wenn ich ihn fange.«
»Also gut!«, lenkte Ferdinand Poe schließlich ein. »Wenn Ihnen so viel daran liegt, übergeben Sie ihn meinetwegen dem Internationalen Gerichtshof.«
»Mir liegt viel daran.«
»Ich habe aber auch noch eine Bedingung: Falls es Iboga jemals gelingen sollte, seine Gefängniswärter zu überlisten und aus Den Haag zu fliehen, müssen Sie mir versprechen, ihn wiederzufinden, bevor er zurückkommt und die Macht auf Île de Forée wieder an sich reißt.«
»Das verspreche ich Ihnen«, nickte Janson.
15
37°35' N, 0°58' W
Cartagena, Spanien
»Bringt sie runter, Jungs«, wies Janson seine Piloten an. »Jessie muss vor dem Doktor in Cartagena sein.«
Aus einer Höhe von sechstausend Fuß betrachtet, schimmerte die Varna Fantasy weiß in der Morgensonne, ihr Kielwasser ein langes V auf der ruhigen Meeresoberfläche.
Sie standen hinter den Piloten und blickten durch die Frontscheibe hinaus, während die Embraer 650 von CatsPaw Associates in einem weiten Bogen um die Varna Fantasy herum auf die Küste zuflog. Als sie den felsigen Saum des blaugrünen Meeres erreichten, nahmen sie Kurs auf Cartagena, den Hafen, den das bulgarische Kreuzfahrtschiff als nächsten anlaufen würde.
Janson wurde auffallend gesprächig, für Jessica ein Indiz, dass er irgendetwas verschwieg. Cartagena, erzählte er ihr, liege in einer ungewöhnlich tiefen Bucht der Mittelmeerküste, was die Stadt schon vor dreitausend Jahren zu einem wichtigen Hafen gemacht habe. Phönizische Seeleute und Händler hatten hier ebenso angelegt wie Karthager, römische Eroberer und spanische Kriegsschiffe.
»Die Römer hinterließen gepflasterte Straßen,
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