Das Jesus Sakrileg 2
man sich Ihrer besser annehmen.“
„Deine Liebe verlangt viel Kraft von dir, Alfredo. Aber Gott hat entschieden. Entschieden, mich zu sich zu holen. Kein Krankenhaus der Welt kann dies ändern.“
Der Beichtvater sagte nichts, aber selbst der kranke Papst konnte sehen, dass ihm der Atem stockte.
„Habe keine Angst. Der Tod ereilt uns alle, wie uns auch das Leben ereilte. Mir hat das Leben viele schöne Dinge gegeben. Es machte mir das Größte aller Geschenke.“
„Sie haben sich das verdient, Papst zu sein, Eure Heiligkeit. Keinen kann ich mir besser vorstellen, als Sie. Sie sind ein würdiger Nachfolger Petri.“
Johannes lächelte.
„Mit Freuden habe ich versucht, Gottes Worte den Menschen näher zu bringen. Liebe und Vergebung, einfache Dinge und doch haben sie mich sehr viel Kraft gekostet und noch heute zweifle ich, ob ich auch nur einen Schritt nach vorne gemacht habe. Ich, ein einfacher Mann, aus Fleisch und Blut. Viele meiner Reformen wurden von der einen Seite belächelt, von der anderen kritisiert. Und in dem Moment, wo meine Verzweiflung über mich selbst am größten war, und mein Fleisch sagte, du, der Mensch …, gab mir der Herr das größte Geschenk, was einem Gläubigen je widerfahren kann. Eine gute Freundin.“
„Eine Freundin?“
„Eine einfache alte Dame aus Jerusalem. Schlicht und arm. Aber dennoch erhabener, als je ein Papst sein kann. Und nun sorge ich mich um sie. Sehr sogar. Du musst mir einen Gefallen erweisen.“
Der Beichtvater schaute den Papst verdutzt an. Er verstand nicht, was der Papst da sprach. Von welcher alten Frau sprach er? Und wer war sie, dass er sie auf ein solch hohes Podest stellte? Wer konnte erhabener als der Papst sein? Niemand! Aber er wollte ihm nicht widersprechen, schon gar nicht in seinem jetzigen Zustand.
„Jeden Gefallen, den Ihr wünscht, Eure Heiligkeit.“
„Du musst unseren Pater Giovanni bitten, mir zu berichten, wie es Esther geht. Es ist dringend. Ich habe ihn nicht erreichen können. Sobald du eine Nachricht von ihm hast, komme wieder. Und jetzt lass mich ein wenig schlafen“, flüsterte der Papst mit schwacher Stimme und schloss die Augen.
Der Beichtvater verneigte sich und verließ das Zimmer. Er konnte die Tränen des Papstes nicht sehen.
Der Beichtvater konnte nicht wissen, dass sich der Papst aufgrund seines geistigen Ausfluges überanstrengt hatte, weil er in Sorge um Esther war.
Er konnte auch nicht wissen, welches Geheimnis Esther umgab. Und warum der Papst in Esther den legitimen Nachfolger Petrus sah und nicht in sich.
Er konnte nicht wissen, dass der Papst Esther wegen ihrer Schlichtheit verehrte. Sie hätte reich, mächtig und einflussreich sein können. Aber sie hatte sich für ein armes, schlichtes und bescheidenes Leben entschieden. Und das war für ihn Beweis genug. Warum sonst, wurde er von Gott zu ihr geführt? Das war kein Zufall, das war Schicksal. Gott hatte zu ihm gesprochen, hatte ihm gesagt, deine Mission ist noch nicht erfüllt.
Und er hatte verstanden. Und Esther hatte ihn willkommen geheißen. Keinen Groll gegen den Vatikan gehegt, trotz der vielen Verbrechen, die auf ihm lasteten und dessen er sich schämen musste.
Nein, sie hatte ihn in ihrem Kreis aufgenommen und ihn aus dem Tagebuch Maria Magdalenas lesen lassen. Konnte es einen größeren Beweis ihrer Liebe und ihres Mitgefühls gebe n? Sie war eine Heilige, das stand für ihn außer Frage. Denn nach seiner Begegnung mit ihr ging es ihm auch körperlich um einiges besser.
Esther jedoch würde keine Ehren oder Würdigungen annehmen. Ansonsten hätte er sie noch in Jerusalem heiliggesprochen. Die Regeln, die eigentlich einzuhalten wären, hätte er mi t Freuden ausgehebelt. Er war der Papst.
Aber sie hatte ihm gesagt, dass er nach Rom zurück und die Begegnung in seinem Herzen aufbewahren wolle, um weiter Gutes zu tun. Sie wollte keine weltlichen Ehrungen. Vielmehr freue sie sich, dass sie einen Freund gewonnen habe und hoffe, dass auch er sich freue, dass er eine Freundin gefunden habe.
Diese Worte berührten ihn sehr. Und bis heute hatte er nicht den geringsten Zweifel an ihrer Herkunft.
Er hoffte sehr, dass es Esther gut ging. Ohne Gewissheit über ihren Gesundheitszustand durfte er nicht sterben, darum bat er Gott im Gebet.
Der Beichtvater hatte die Tür geschlossen und wollte gerade weiter gehen, als er einige Meter vor sich den Kardinal sah. Dieser schien zum Papst zu wollen.
„Was ist mit dem Papst?“
„Er hatte einen
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