Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
er hielt auf einmal inne und sprach.
„Maria… kannst auch du nicht schlafen?“
Ich erschrak leicht, da ich mich ertappt fühlte. Es beschämte mich, da ich nicht wollte, dass er dachte, ich würde ihm heimlich lauschen.
Joshua drehte sich um und schenkte mir ein Lächeln. Dies nahm meine Scham.
Ich weiß nicht, warum a ber in seiner Nähe fühle ich mich wohl und frei.
In seiner Nähe fürchte ich nichts u nd in seiner Nähe verliert alles andere an Bedeutung.
„Ich glaube es ist die Schwüle, die mich nicht schlafen lässt.“
„Möchtest du ein wenig mit mir spazieren gehen, Maria? Ich würde mich sehr freuen.“
„Ja“, sagte ich und wir spazierten zusammen durch die Nacht entlang des See s .
Joshua sprach nicht und ich fragte nicht.
Es war auf der einen Seite wunderschön, auf der anderen aber spürte ich, dass Joshuas Gedanken fern waren.
Ich war eifersüchtig auf diese Gedanken. Wieso konnten diese nicht bei mir sein, wie die meinigen immer bei ihm waren?
Eine Frau ist ein merkwürdiges Geschöpf Gottes. Manchmal frage ich mich, was sich der Herr gedacht hat, als er die Frau erschuf. Als er bestimmte, uns Frauen das Privileg zukommen zu lassen, das Wunder Leben zu bestimmen.
Auf der einen Seite sind wir zerbrechlich und sehnen uns nach Sicherheit, Geborgenheit und Schutz. A uf der anderen Seite sind es wir, die unter unendlichen Schmerzen Leben schenken.
Warum hat uns der Herr nicht immer stark gemacht? Dann müsste eine Frau nicht so leiden. Vor allem dann nicht, wenn sie liebt. Du magst lachen, liebes Tagebuch, aber das waren meine Gedanken in dieser seltsamen Nacht, die meinen Entschluss vorbereitete, den ich am nächsten Morgen fasste.
Am See blieb Joshua stehen und schaute aufs Wasser.
Es war still. Selbst die Nachtaktiven schienen zu ruhen, als erwarteten sie etwas.
Ich stand neben Joshua und versuchte, meinen Blick starr auf den See zu halten, da ich nicht wollte, dass er dachte, ich würde lieber ihn anschauen. D a er nichts unternahm, sich zu mir zu drehen, blickten wir beide auf den See. Diese Stille machte mich ganz närrisch.
Zu gerne hätte ich die Mauer des Schweigens durchbrochen.
Einzig der Mut fehlte mir.
Dann sprach er, ohne seinen Blick vom See abzuwenden.
„Sag Maria, wer bin ich?“
Ich verstand nicht recht, was er meinte und schaute ihn fragend an. Doch er schaute nicht zurück und blickte weiter auf den See.
„Ich höre viele Geschichten über mich. Einige flüstern , e inige sind offen , w ieder andere voller Furcht und gar manche des Zornes. Kannst du mir sagen, wer ich bin, Maria?“
„Du gibst den Menschen Hoffnung. Deine Worte lassen sie ihre Nöte vergessen und sie glauben, dass es auch für sie eine Zukunft gibt. Du bist ein noch größerer Prophet als Johannes, den sie den Täufer nennen. Du bist der gütigste Mensch, den ich je kennen gelernt habe. Wieso fragst du mich das? Was bedrückt dich?“, fragte ich ihn und nun drehte er sich zu mir und unsere Blick traf en sich .
Seine Augen war en feucht, sein Gesicht voller Kummer. Trotz der Nacht war mir, als sähe ich ihn im hellsten Lichte.
Sein Kummer kam über mich, ein Gefühl der Angst nahm sich meiner an.
„Gedanken. Sie bedrücken mich, sie sprechen zu mir. Sie lassen mich Dinge tun, die ich nicht verstehe, Worte sprechen, die nicht meine sind. Als wäre ich nicht mehr ich selbst. Bin ich noch der Sohn Josefs? Der Handwerker? Oder bin ich wirklich ein Prophet? Aber gehört nicht zu einem Propheten mehr als nur das Wort? Worte werden vergessen. Worte können nicht die Not lösen, sie nur kurz entzaubern a ber die Zeit ist wie ein Strom. Sie holt die Worte ein u nd dann ? Ich habe Sorge, dass ich ein an Wahn Leidender sein könnte, der denkt, etwas zu sein, was er nicht ist. Was, wenn all die, die mir folgen und meinen Worten lauschen und Wunder erwarten, bald merken, dass auch ich ihnen nur ein Trugbild vorgetragen habe? Was, wenn diese Wunder ausbleiben, weil sie nie stattgefunden haben? Werden sie dann noch meinen Worten glauben?
Denn wie kann ein Mensch anderes sein als ein Mensch, Maria…?“
„Sprich nicht so Joshua! Du lässt Sorgen in mein Herz, die ich nicht möchte. Du bist der gütigste Mensch, dem ich je begegnet bin . Wie kann da aus dir der Wahn sprechen, wenn du von Liebe sprichst , w enn du bei all deinen Worten und Taten nie an dich denkst? Solche Güte kann kein Wahn sein . “
„Deine Worte werde ich in meinem Herzen tragen. Sie sollen mich in Zeiten der Angst mit
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