Das Jesuskomplott. Thriller (German Edition)
Fälschung.»
«Beweise, Marchese, Beweise.»
Engel glaubte, ihn endlich in die Enge getrieben zu haben. Der kleine Mann jedoch blieb ruhig. «Es steht auf jeden Fall fest, Herr Professor, dass eine mittelalterliche Fälschung ausgeschlossen ist. Niemand wäre dazu in der Lage gewesen, außerdem ist die historische Überlieferung seit dem 7. Jahrhundert dicht genug. Die im Tuch nachgewiesenen Blütenpollen stammen aus dem Raum Jerusalem. Am 31. März 1998 wies man an der Universität Houston in Texas nach, dass es sich bei den rostähnlichen Verfärbungen um menschliches Blut handelte. Um das Blut eines Mannes. Er hatte die Blutgruppe AB.»
Engel stichelte weiter.
«Selbstverständlich kann in diesem Tuch ein Mensch gelegen haben. Aber wann und wo?»
Der Marchese zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Er sieht aus wie ein Hofnarr, dachte Engel und musste schmunzeln. Das Lächeln verging ihm sofort, als der Clown ernsthaft fortfuhr:
«Die Gilde vom Heiligen Tuch verfügt über eine weit größere Blutprobe, als sie dem Institut in Texas vorgelegen hat. Wir konnten das Alter des Blutes bestimmen. Es stammt aus dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung.»
«Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.»
Engel blickte herausfordernd in die Runde.
«Da arbeiten Sie seit Jahrhunderten daran, die Echtheit des Tuchs zu beweisen. Dann haben Sie den Beweis in der Hand und verschweigen ihn. Warum gehen Sie nicht zum Papst, er wird begeistert sein.»
«Sie verstehen gar nichts!»
Der Marchese war mit erstaunlicher Leichtigkeit vom Stuhl aufgesprungen und hatte sich wie ein Tänzer auf die Zehenspitzen gestellt.
«Der Vatikan wird sofort alles bestreiten. Das Tuch darf nicht echt sein.»
«Das verstehe ich jetzt nicht.»
Theresia Stone hatte die ganze Zeit gebannt zugehört und vornübergebeugt auf ihrem Stuhl gesessen. Jetzt lehnte sie sich zurück und schaute dem Marchese direkt ins Gesicht.
«Die Kirche müsste doch jubeln, wenn sie eine Fotografie ihres Heilands vorzeigen kann, die auch noch mit der Schilderung der Bibel übereinstimmt.»
«Sie stimmt eben nicht überein, Theresia», mischte sich Henderson ein und zeigte dem Marchese mit einem kurzen Kopfnicken an, dass er den Einwand entkräften wollte.
«Wie der Marchese vorhin gesagt hat, finden sich in den Fasern des Tuchs größere Mengen Blut. Das beweist, dass Jesus noch gelebt hat, als man ihn vom Kreuz abnahm. Damit würde die Bibel an einer zentralen Stelle widerlegt, selbst wenn man davon ausgehen muss, dass er später seinen Verletzungen erlegen ist. Wenn Evangelisten aber an einer so wichtigen Stelle die Unwahrheit sagen, warum sollen sie dann mit der Auferstehung recht haben?»
Engel stöhnte laut auf.
«In jedem historischen Proseminar würdest du damit durchfallen. Es gibt keinen einzigen Beweis, dass dieser Mann, dessen Blut im Tuch gefunden wurde, Jesus ist.»
Genau in diesem Moment klingelte ein Handy. Der Marchese griff in die Hosentasche, murmelte eine Entschuldigung und meldete sich mit einem schnarrenden «Pronto». Anschließend presste er schweigend den Hörer ans Ohr. Langsam knickte er in den Knien ein. Es sah aus wie die Karikatur eines Tänzers. Als er den Hörer vom Ohr nahm, konnte er sich nicht mehr halten und fiel auf die Knie.
«Danke, danke!»
Seine Stimme klang auf einmal tiefer und fester.
«Der DNS-Abgleich zwischen dem Blut auf dem Tuch und den Knochen Ihres Grabfundes ist abgeschlossen.»
Er fiel mit dem Oberkörper nach vorne und begann zu schluchzen. Es dauerte fast eine Minute, eher er sich erhob. Er drehte sein Gesicht zu den anderen, die den Atem anhielten. Sein Gesicht war tränenüberströmt, und seine Stimme schien ihm nicht mehr zu gehorchen. Er flüsterte mehr, als dass er sprach.
«Der Mann, der in das Heilige Tuch eingeschlagen war, ist Jesus von Nazareth, dessen sterbliche Überreste zweitausend Jahre im Grab seiner Familie in Jerusalem geruht haben. Bis zu diesen glorreichen Tagen. Halleluja!»
***
«Wir haben also nur diese datierte Skizze des Grabes und einen Zettel mit dem hingekritzelten Wort ‹Kopfreliquiar›»?
Hawley ging mit großen Schritten auf dem kleinen Grünstreifen am Rande der Baustelle des neuen Hauptquartiers der Henderson Archeological Foundation entlang. Sarah konnte ihm kaum folgen und antwortete atemlos:
«Ja, und das ist viel zu wenig, um irgendetwas zu beweisen.»
«Und wenn es keine weiteren Beweise gibt? Wenn doch alles so ist, wie
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