Das Jobinterviewknackerbuch
Betrieben ist auch die Gefahr größer, auf ungeschulte Personaler zu treffen, die bisweilen unorthodoxe Frage-Methoden anwenden – oder sollte man sagen: Dort kann man auch mal auf ungeschickte Personaler treffen. In Großunternehmen muss man dagegen damit rechnen, mehrere Verfahrensstufen zu durchlaufen, bei einem weltweit tätigen Konzern können das bis zu vier sein. Dazu gehören dann auch sogenannte Assessment Center, in denen Bewerber testweise vor berufliche Probleme gestellt und in ihrer Lösung bewertet werden. Die Personaler dort haben in der Regel eine Ausbildung durchlaufen und verfügen über psychologisches Hintergrundwissen.
Ursache dieser Unterschiede ist die Organisation bei großen und kleinen Arbeitgebern: Während in zentral strukturierten Mittelstandsunternehmen |99| das zügige Urteil des Chefs genügt, müssen in einem Konzern gleich mehrere Entscheidungsträger der Einstellung eines Bewerbers zustimmen. Da Arbeitgeber in der Regel vorsichtig sind und das Risiko einer Fehlentscheidung möglichst klein gehalten werden soll, nimmt die Zahl der Personen, die einen Bewerber begutachten, in Großunternehmen tendenziell zu. Angeblich gibt es Auswahlverfahren in US-amerikanischen Banken, bei denen Kandidaten bis zu 15 Führungspersönlichkeiten kennenlernen müssen.
Standardisierte Abläufe sind keine Pflicht
Das Ausmaß der Standardisierung von Job-Interviews und wie stark Sie damit rechnen müssen, wie genau der oben aufgeführte Gesprächsablauf auch umgesetzt wird, ist von Arbeitgeber zu Arbeitgeber unterschiedlich und schwer vorherzusehen. Tendenziell werden größere Unternehmen eher Fahrpläne für Job-Interviews haben. Aber das muss nicht sein, wie das Beispiel der Techniker Krankenkasse zeigt – immerhin eines der größten Unternehmen in der deutschen Gesundheitsbranche: Hier gibt es laut Personalabteilung keine standardisierten Abläufe. Was hingegen festgelegt ist, sind ganz spezielle Fachaufgaben und Fachfragen der einzelnen Abteilungen, die laut Unternehmensleitung in einem Vorstellungsgespräch auf jeden Fall abgefragt werden müssen. Wie groß prinzipiell das Bedürfnis nach Struktur und Anleitung im Job-Interview ist, zeigt der Erfolg des Management-Beraters Wolfgang Jetter: Unter dem Titel »Effiziente Personalauswahl« hat er einen Job-Interview-Leitfaden veröffentlicht, der zu einem kleinen Bestseller unter Personalern avanciert ist. Und unter dem Titel »PROF I. S.« vermarktet Jetter sogar eine »Software für erfolgreiche Einstellungsgespräche«.
|100| Die Lieblingsfragen der Personaler und was dahintersteckt
Was am meisten zählt in Job-Interviews – das sagt ja schon der Name –, sind natürlich die Fragen der Personaler und die Antworten, die Sie darauf geben. Die entscheidende Knacker-Info, die wir Ihnen dafür mit auf den Weg geben wollen, sind die unten aufgeführten Frageblöcke, die wir aus unseren Recherchen und Interviews mit Personalverantwortlichen herauskristallisiert haben.
Dabei fahren wir jedoch ausdrücklich eine andere Strategie als andere Bewerbungsratgeber: Wir halten nichts von konkreten Anweisungen und Beispielen, wie man auf Fragen im Vorstellungsgespräch antworten soll. Wir halten nichts von konkreten Frage-Antwort-Anweisungen. Denn das Problem dabei ist, dass konkrete Frage-Antwort-Beispiele den Abertausenden Persönlichkeiten unter den Bewerbern nicht gerecht werden. Jeder von uns würde anders, in seinen eigenen Worten, antworten. Unsichere Bewerber könnten möglicherweise glauben, die in einem Ratgeber präsentierte Antwort wäre besser als das, was ihnen zu einer bestimmten Frage auf der Zunge liegt. Und schon ist die Authentizität futsch. Und Arbeitgeber mögen Persönlichkeiten, die einen echten und verlässlichen Eindruck machen.
In unseren Interviews haben Personaler auf die Frage nach ihrem ganz persönlichen K.o.-Kriterium in Job-Interviews keine Antwort häufiger geliefert als die folgende:
Falsche Bewerber, die sich verstellen und vorgeben, jemand anders zu sein, als sie wirklich sind
. Mehr dazu lesen Sie übrigens im letzten Teil dieses Buches. Wir werden Ihnen im folgenden Kapitel deshalb nur Hilfestellungen für Ihre Antworten liefern. Als entscheidend erachten wir die jeweilige Knacker-Info: Was ist der eigentliche Hintergrund der jeweiligen Frage? Und weiter gedacht: Wie könnte Ihre Antwort einen positiven Eindruck hinterlassen?
|101| 1. »Wer sind Sie eigentlich?«
Beispiele
»Erzählen Sie von sich
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