Das Jobinterviewknackerbuch
die meisten Kandidaten als Eiertanz: Soll ich mich in Zurückhaltung üben? Oder soll ich mich möglichst bald melden, um mein Interesse zu bekunden? Bei diesem Eiertanz ist es nur schwer zu vermeiden, dass sie ein oder zwei Eier kaputttreten. Denn auch nach dem Job-Interview bleiben Personaler ziemlich unberechenbar. Bei unseren Recherchen sind uns Personaler begegnet, die auf hartnäckiges Nachhaken allergisch reagierten: »Das sind doch Schleimer!«, lautete ein Statement. »Das kann man in Ami-Land machen, aber nicht bei uns«, war ein weiteres. Aber mindestens genauso viele Personaler haben offen zugegeben, dass ehrliche und freundliche Rückmeldungen sie menschlich anrühren. »Ich finde das toll!«, sagt zum Beispiel Simone Jahn von der Techniker Krankenkasse (Interview in Teil 2).
Da in solchen Zweifelsfällen das menschlich Warme und das Positive schwerer wiegen als Vorsicht und Misstrauen, empfehlen wir Ihnen: Sollten Sie nichts Konkretes mit dem Arbeitgeber verabredet haben, seien Sie geduldig und fragen Sie erst nach circa einer Woche telefonisch nach, was aus Ihrer Bewerbung und dem Vorstellungsgespräch geworden ist. Aber lassen Sie keinesfalls 14 Tage oder mehr verstreichen. Denn das würde Ihr Desinteresse an der zu besetzenden Position bekunden.
|160| Der Nachfassbrief
Er ist kein Muss, wird in vielen Unternehmen aber gern gesehen: Der Nachfassbrief nach einem Bewerbungsgespräch. Inhaltlich gehört zu einem Nachfassschreiben zunächst eine Danksagung für das freundliche oder interessante Gespräch. Man kann sich für die offene und entspannte Gesprächsatmosphäre bedanken – und seinen Wunsch bekräftigen, die ausgeschriebene Stelle zu besetzen. Betonen Sie, dass das Gespräch Sie noch einmal in Ihrer Einsicht bestärkt hat, bei Ihrem Wunscharbeitgeber anzufangen. Dabei empfiehlt es sich, nochmals auf die eigene Motivation und die passgenaue Qualifikation einzugehen. Eventuell können Sie im Vorstellungsgespräch zu kurz gekommene Punkte noch einmal stärker betonen. Abschließend sollte auch bekräftigt werden, dass Sie sich ein weiteres Gespräch und natürlich eine positive Entscheidung erhoffen – ohne aber dabei indirekt um den Job zu betteln. Auch auf die Bitte um baldige Antwort sollten Sie verzichten: Personaler fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt.
Umgang mit Absagen
Der Lebensmittelriese Edeka schrieb im Frühjahr 2009 zehn Trainee-Stellen aus – und bekam darauf fast 900 Bewerbungen! Diese Statistik soll Ihnen zeigen, wie die Bewerberströme in Krisenzeiten zunehmen – und dass Absagen immer wahrscheinlicher werden. Sollten Sie also nach einem Bewerbungsgespräch eine negative Antwort erhalten, nehmen Sie diese nicht zu persönlich. Bedenken Sie, welch große Rolle Vetter Zufall und Gevatter Glück unter derartigen Bewerbungszuständen spielen. Ganz wichtig: Bleiben Sie trotz Absage in der Kommunikation mit dem Unternehmen freundlich und verbindlich. Erstens kann man einem Arbeitgeber eine Absage auf ein Vorstellungsgespräch wirklich nicht zum Vorwurf machen. Und zweitens sieht man sich vielleicht irgendwann mal wieder.
|161| Eine Umfrage unter Fach- und Führungskräften, die die Stepstone AG durchgeführt hat, zeigt übrigens, dass die meisten Bewerber nach einer Absage keinesfalls resignieren. 35 Prozent nehmen sie als Anlass, die eigenen Bewerbungsunterlagen noch einmal zu überprüfen und zu optimieren. 16,7 Prozent melden sich beim betreffenden Unternehmen, um die Gründe für die Absage zu erfragen. 30,4 Prozent lassen sich von Absagen gar nicht beirren und bewerben sich weiter wie bisher. Nur 5,5 Prozent empfinden einen negativen Bescheid als persönliche Niederlage und resignieren schnell.
|162| Interview
»Welche Ratschläge geben Sie Interview-Kandidaten mit auf den Weg, Herr Kohl-Boas?«
Interview mit FRANK KOHL-BOAS , HR-Business Partner der Google Inc.
Herr Kohl-Boas, was sollte ein Kandidat auf keinen Fall kurz vor einem Vorstellungsgespräch tun?
Wir hatten mal eine Bewerberin bei uns, die vor dem Termin Fanta Blue getrunken hatte. Diese Kandidatin hatte im Gespräch eine auffallend blaue Zunge – sie sah aus wie ein Schlumpf!
Was sie den Job gekostet hat?
Nein, natürlich nicht. Wir haben alle laut gelacht! Wissen Sie, in der Google-Welt ist der Auftritt eines Bewerbers oder seine Kleidung weniger relevant. Was haben wir schon für schrille Vögel bei uns im Vorstellungsgespräch gehabt!
Worauf kommt es Ihnen also an?
Neben den fachlichen
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