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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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erstarrte.
    »Wollt ihr euch davonstehlen?« Vince’ Kumpel grinste.
    »Wir ... wir wollen nur in den Park.«
    »Ist das so?« Der kleine, füllige Mann lachte. »Ich kann in dir lesen, wie in einer Akte, Mag-niemals-Maggy!«
    Sie dachte kurz daran, ihm die schwere Aktentasche über den schwitzenden Schädel zu ziehen, da rief jemand. Eine Ärztin. Rasch kam sie den Gang hinuntergelaufen.
    »Lasst mich das machen. Ihr wollt abhauen? Ich helfe euch!« Vince’ Kumpel lachte wieder. Als die junge Ärztin bei ihnen war, packte er sie einfach und zerrte sie in die Zelle. Margaret sah, wie sich seine bandagierten Hände um ihren Hals legten. Ihre aufgerissenen Augen starrten sie an. Kein guter Platz für Ladys wie uns, schienen sie zu sagen. Die Tür schloss sich. Margaret schlug auf sie ein, warf sich dagegen. Sie bekam sie nicht auf. Mein Gott, mein Gott! Grenzenlose Panik überflutete sie. »Bloß weg hier, Vince! Schnell!«
    Er hielt sie fest.
    »Vince, lassen Sie los. Wir müssen abhauen!«
    »Du siehst einen Baum, aber es ist kein Baum! Haben Sie das vergessen?!«, schrie er sie an. »Es ist nicht mehr unsere Welt. Es ist jetzt ihre!«
    »Loslassen! Loslassen, verflucht noch mal!« Sie kam frei und rannte den Gang hinunter.
    Doch er holte sie ein.
    »Warte, Maggy. Warte.«
    »Mag! Niemals Maggy!«, rief sie und schlug nach ihm.
    »Ist ja gut ... beruhig dich, bitte. Beruhige dich.«
    Sie sah ihn an. »Wer sind Sie?«
    »Ein Arzt dieser Anstalt. Du kennst mich.« Er zeigte auf den Namen an seinem Kittel. Dr. Joshua Gene. Sie musste lachen. Joshua Gene?! Sie konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. »Vince! Vince, kommen Sie her, und sehen Sie sich das an!« Der Gang war leer. Vince war verschwunden. Sie zitterte. Wo war er nur? Verunsichert schaute sie umher. Der Arzt zeigte ihr seine Hände. Das übliche Ritual. Keine Handschuhe. Es beruhigte sie irgendwie.
    »Gehen wir, Maggy«, sagte er freundlich.
    »Wohin?«
    »Zu deiner Tasche. Zu deinen Akten.«
    »Meine Akten, ja ... es ist alles so verwirrend, das Ende, ich werde es noch einmal lesen müssen«, flüsterte sie ihm zu. Er nickte und nahm sie bei der Hand. Ein hoffnungsloser Fall. Sie würde hier niemals mehr rauskommen. Konfabulatorische Paraphrenie, gepaart mit paranoider Schizophrenie. Sie selbst nannte ihre Krankheit Ximaera. Ein außergewöhnlicher Fall. Er würde wohl ein Buch darüber schreiben. Dr. Joshua Gene lächelte und führte Maggy sanft, aber bestimmt zu ihrer Zelle zurück.

Nordamerikanische Ostküste, Long Island, 2023 n. Chr.

    Ben träumte. Er war wieder in Montana, auf der Farm seiner Eltern. Und er hatte Kate dabei. Hand in Hand wanderten sie zwischen den Obstbäumen herum. Der Himmel war blau und die Luft süß vom Duft reifer Äpfel. Süß wie Kates Lächeln. Der Wind frischte auf. Er zerrte an den Blättern und Ästen, riss das Obst herunter, so dass es auf dem Boden aufschlug. Kate schrie, denn dieser Wind kam von riesigen Flügeln. Die Heuschrecken hatten sie entdeckt. Ben wollte zum Farmhaus zurück, doch Kate ließ ihn los und rannte tiefer zwischen die Baumreihen. Die Monsterheuschrecken folgten. Sie zerfetzten die Baumkronen, brachen Äste, entwurzelten Stämme. Dann hatten sie Kate. Und als sie mit ihr fertig waren, warfen sie sie vor seine Füße. Und ihr Gesicht sah nun aus wie einer der zerplatzten Äpfel am Boden.
    Er schreckte hoch. Der Albtraum war vorüber, doch der Wind war noch da. Er kam von den Hubschraubern der Armee. Ben sah ihnen nach. Sie flogen nach Süden, nach New York City. Der letzte Angriff für diesen Winter gegen die verdammten Grashüpfer.
    »Guten Morgen, König der Rebellen!«
    Shawny kam über den Strand gelaufen. Shawny war zwanzig und trug zerschlissene Kleidung in mehreren Schichten. Sie fand das cool. Sie wollte das feine Zeugs nicht, das sich in den verlassenen Landsitzen der Reichen an der Nordküste der Insel stapelte.
    »Hallo, Rattenkönigin ...«
    »Hey, zieh nicht so ein Gesicht, du hast Geburtstag! Und was du heute geträumt hast, geht in Erfüllung!«
    Ben sah sie nur an.
    Sie hielt ihm einen Pappteller hin. Eine Kerze brannte darauf, auf einem kleinen Kuchen. Shawny, die alle nur Königin der Ratten nannten, hatte ihn aus dem Armeelager am Flughafen gestohlen. Aber das Muschelarmband für Ben hatte sie selbst gemacht. Lange hatte sie im Sand von Long Beach nach den schönsten schimmernden Schalen gesucht. Sie hockte sich vor ihn. »Happy Birthday ...« Sie wollte ihn küssen, doch er

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