Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott
Originaldokumente, die als Beweis der Anschuldigungen dienen, die ich erhebe.
Die veruntreuten Summen mögen übertrieben erscheinen, aber es haben sich ja auch viele daran schadlos gehalten. Allein
nach Afghanistan wurden in den vergangenen Jahren fünfunddreißig Milliarden Dollar für den Wiederaufbau gepumpt, doch ich nehme an, dass achtzig Prozent davon irgendwo versickert sind. Im Irak wurden sogar noch höhere Summen veruntreut.
Im Irak und in Afghanistan hatten windige Mittelsmänner den Auftrag, die örtlichen, offiziell Verantwortlichen anzuleiten, deren Schweigen wir uns erkauften. Ihre Namen: Ahmed Ben Gazi im Irak, Wali Wadi in Afghanistan. Beide wurden kürzlich im Auftrag eines Kommandos, das für Willard Consulting arbeitet, ermordet, aber ich vermute, dass die wahren Auftraggeber im unmittelbaren Dunstkreis des Weißen Hauses zu suchen sind, unter den engsten Mitarbeitern des vorigen Präsidenten, ihre Namen sind im Anhang aufgeführt. Denn es handelt sich um einen Skandal von internationaler Tragweite: Ohne die Mitwisserschaft von verantwortlichen Regierungsmitgliedern der USA und der UNO wäre dieser organisierte Diebstahl niemals möglich gewesen.
Insgesamt sind zwölf Firmen in diesen Geldtransfer verwickelt: eine Ingenieursfirma, drei Baufirmen, drei auf Wasser- und Leitungstechnologie spezialisierte Unternehmen, ein Handelsunternehmen, der Rest sind Reedereien. Allesamt bekannte Unternehmen mit bestem Leumund, neun davon sind an der Börse notiert, an der Wall Street, in London und in Frankfurt, sie sind milliardenschwer.
Der Geldtransfer läuft nach drei unterschiedlichen Mustern ab.
Das erste besteht darin, sich auf gefälschte Ausschreibungen für großangelegte zivile Bauvorhaben zu bewerben: Anlagen zur Wasseraufbereitung, zur Stromgewinnung, zur Erzeugung von Produkten, die der Deckung der Grundbedürfnisse dienen. Sobald das Konsortium den Zuschlag bekommen hat, löste sich die Immobilie in Luft auf, nachdem zuvor eine Skizze davon aus dem Hut gezaubert worden war. Sie wurde vor ihrer offiziellen Einweihung bei einem Attentat zerstört, das man irakischen oder
afghanischen Rebellen in die Schuhe schob. So verschwand der Beweis für die Fehlinvestition von selbst, denn wer sollte überprüfen, ob ein Haufen Bauschutt gar nicht mit dem übereinstimmte, was er angeblich gewesen war? Mehr als zweihundert große Bauvorhaben waren davon betroffen, im Wert von insgesamt 1,9 Milliarden Dollar.
Die zweite Methode sind Phantomlieferungen verderblicher Güter: fingierte Benzinlieferungen, Trinkwasser, Lebensmittelrationen, Mehl, Grundnahrungsmittel. Diese Güter sind im Übrigen überteuert, es werden Aufschläge in einer Größenordnung von dreißig bis fünfzig Prozent veranschlagt; erklärt werden diese Probleme bei der Versorgung mit den in beiden Ländern marodierenden bewaffneten Banden. Zehntausende von angeblichen Transporten mit Sicherheitspersonal an Bord wurden den mit dem Wiederaufbau betrauten Behörden in Afghanistan und im Irak in Rechnung gestellt. Ich schätze, dass beinahe ein Viertel der Menge an Benzin, Trinkwasser, Düngemittel, Zucker und Mehl, die in den letzten drei Jahren von der afghanischen und irakischen Regierung gekauft wurden, reine Erfindung sind. Insgesamt wurde auf diese Weise ein Geldbetrag von 2,7 Milliarden Dollar veruntreut.
Die dritte Methode besteht darin, sich auf gefälschte militärische Ausschreibungen hin zu bewerben: Verträge mit Technikern und Spezialisten, denen man das Doppelte bis Dreifache von dem zahlte, was sie sonst erhielten; völlig überteuerte Gerätschaften allerneuster Machart, die bei der Lieferung durch veraltetes, beim Gebrauchthändler erstandenes Material ersetzt wurden; gefälschte Waffenlieferungen. Hunderte von Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, von Munition, Apparaturen für elektronische Kriegsführung, Raketenwerfern, Jeeps … Sie wurden von den beiden Ländern geordert, kamen aber nie an, aus dem einfachen Grund, dass es die Einheiten, für die sie bestimmt waren, gar nicht gab. Mehrere offizielle Berichte, darunter einer vom US-Senat, stellten 2006 zweifelsfrei fest, dass circa zwanzig Prozent des Bestands der
irakischen Armee nur auf dem Papier existierte. Aber niemand versuchte jemals herauszufinden, was hinter dieser Geisterzahl steckte. Die Mitglieder der Kommission für ausländische Angelegenheiten, die wir gekauft haben, verhinderten jegliche seriöse Untersuchung. Wären tatsächlich Untersuchungen angestrengt
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