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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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innigster Wunsch, meiner habhaft zu werden«, erwiderte Mullah Bakir. »Dafür würde er jedes Risiko eingehen.«
    Trotz Schnee und Glatteis fuhr Osama schneller.
    »Vorhin haben wir eine Drohne gesehen, sie muss seit ein, zwei Stunden über uns kreisen, weit oben. Wie kann es sein, dass sie die Taliban nicht mit ihren Infrarotkameras ausfindig gemacht hat?«, fragte Nick.
    »Die Taliban haben sie vielleicht mit dem Feldstecher entdeckt«, mutmaßte Osama. »Daraufhin werden sie einen Trick angewandt haben, der seit der russischen Besetzung zum Einsatz kam: Man legt eine Abdeckung auf das Fahrzeug und schaufelt sie mit Schnee und Eis zu. Auf einmal können die Infrarotsensoren der Drohne die Körperwärme nicht mehr wahrnehmen. Ich habe es mehrmals ausprobiert, die russischen Helikopter haben mich nie entdeckt. Diese Methode haben wir, also die Mudschaheddin, von französischen und englischen Elitetruppen übernommen, die uns ausgebildet haben.«
    Einer plötzlichen düsteren Ahnung folgend, betastete Nick plötzlich Zahras Hals, ihre Handgelenke, beunruhigt legte er die Hand auf ihre Brust. »Ich spüre nichts mehr«, rief er entsetzt. »Sie ist tot.«
    Osama fasste sich stöhnend an die Stirn, eine Weile sagte niemand ein Wort.
    »Okay, Nick« sagte Osama schließlich. »Sehen Sie in der Ledertasche von Mandrake nach, ob Sie irgendwas finden.«
    Zwei Sekunden später hielt Nick wortlos zwei CDs und eine dicke Aktenmappe, die in einer Plastikhülle steckte, in die Höhe.
    »Die Akte Mandrake«, seufzte Osama.

20
    Wer immer Sie sind – wenn Sie dieses Dokument lesen,
bin ich tot.
    Ich hoffe, Sie sind kein Mitglied der Trupps, die seit einigen Wochen im Auftrag der CIA hinter mir her sind, denn in dem Fall hätte ich auf der ganzen Linie verloren, sogar die Möglichkeit, die schlimmsten Gangster, die Europa und Amerika seit vielen, vielen Jahren gesehen hat, hinter Schloss und Riegel bringen zu lassen. Zivilisierte Gangster, die lange studiert haben, einen Markenanzug tragen und eine teure Krawatte, aber dennoch Gangster.
    Mein Name ist Léonard Mandrake.
    Ich bin zweiundfünfzig Jahre alt, bin Finanzvorstand und Mitglied des Aufsichtsrats von Willard Consulting. Ich stamme aus bescheidenen Verhältnissen. Früh verwaist, kam ich in eine Pflegefamilie. Meine überdurchschnittlichen Schulleistungen befähigten mich dazu, mittels Stipendien an Eliteuniversitäten zu studieren. Intelligent, clever, ohne Familie, begierig darauf, Geld zu verdienen, und von Natur aus verschwiegen, war ich der ideale Kandidat für die Firma Willard Consulting, die mich auch bald entdeckte. Schnell bekam ich die Möglichkeit, mich zu einem anerkannten Finanzspezialisten hochzuarbeiten. Ich kletterte sämtliche
Stufen auf der Karriereleiter nach oben, bis ich schließlich Mitglied seines mächtigen und geheimen Direktionsrats wurde.
    Nach der Invasion im Irak hielt Patrick Willard, der Sohn von Nestor Willard, dem Firmengründer, den Zeitpunkt für gekommen, von der Situation zu profitieren. Patrick ist ein mittelmäßig begabter Mensch, der einzig und allein auf Gewinn aus ist. Willard Consulting setzte eine ausgeklügelte Maschinerie in Gang, die das für den Wiederaufbau bestimmte Geld abzweigte; Patrick wandte diese Methode zuerst im Irak an, dann in Afghanistan.
    Binnen fünf Jahren stiegen diese Summen auf ungefähr acht Milliarden Dollar an: fünf Milliarden im Irak und drei in Afghanistan.
    In meiner Eigenschaft als Finanzvorstand von Willard Consulting habe ich die technische Basis geschaffen, die diese Veruntreuung der Gelder ermöglichte. Ich persönlich habe enorm davon profitiert, da ich in den letzten Jahren mehr als hundertzwanzig Millionen Dollar abzweigen und in Steuerparadiesen anlegen konnte. Jedes Verwaltungsratsmitglied von Willard Consulting hat ungefähr dieselbe Summe in die eigene Tasche gesteckt, Patrick Willard selbst fast vierhundert Millionen Dollar.
    Der Bericht im Anhang erläutert die Methode, die angewandt wurde. Ich habe alle Beweise beigefügt, deren ich in den letzten sechs Monaten habhaft werden konnte: Bankauszüge von Konten auf den Kaimaninseln, den Bahamas, in Hongkong und natürlich auch in der Schweiz.
    Gefälschte Erfüllungsgarantien für Briefkastenfirmen und nie errichtete Immobilien. Überzogene Bestellungen von Benzin, Trinkwasser und allen möglichen Grundnahrungsmitteln. Fingierte Waffenbestellungen, die für Phantasieregierungen bestimmt waren. Ingesamt enthält dieses Dossier zweihundert

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