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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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worden, hätte man entdeckt, dass mehr als achtzigtausend imaginäre irakische Soldaten Lebensmittelrationen verspeist, Wasser aus Flaschen getrunken, literweise Benzin verbraucht, Uniformen in Anspruch genommen und Kartuschen abgefeuert hätten … In Afghanistan ereignete sich dasselbe. Mittels dieser Art des Geldtransfers sind beinahe dreieinhalb Milliarden Dollar verschwunden.
    Ich, Léonard Mandrake, bin der Erfinder dieser drei Grundmuster der Unterschlagung. Ich habe sie entworfen, umgesetzt und überwacht, ich habe die Aufträge erteilt.
    Doch vor einem Jahr beschloss ich, diese illegalen Aktivitäten zu beenden. Kamen die Gewissensbisse zu spät? Ich will mich nicht entschuldigen oder beklagen. Von diesem Geldtransfer habe ich in hohem Maße profitiert, ich bin dadurch reich geworden. Anfangs dachte ich, Geld zu veruntreuen hätte keine Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung. Zu spät begriff ich, dass mein Handeln tatsächlich Konsequenzen hatte. Menschen wurden nicht ärztlich behandelt, weil die Krankenhäuser, in die man sie einlieferte, gar nicht existierten, obwohl man doch für ihren Bau bezahlt hatte. Andere wurden krank, weil sie verdorbenes Wasser tranken, da die entsprechenden Kläranlagen niemals errichtet worden waren. Wieder andere, Frauen, Kinder, starben im Kugelhagel der Aufständischen, weil die Schutztruppen nur auf dem Papier existierten. Ich hielt mich nur für einen Dieb, in Wirklichkeit war ich ein Mörder. Ein Mörder, der seine Opfer nie sah, und dennoch: ein Mörder.
    Die Begegnung mit Zahra hat mein Leben verändert.
    Ich war zynisch, ein Menschenfeind, mein Herz war gefühllos, dann jedoch entdeckte ich, dass auch ich zu Gefühlen fähig war.
    Ich entwarf ein komplettes Dossier, nicht um meine Veruntreuung anzuzeigen, sondern um mich reinzuwaschen. Ich gestehe meine Feigheit ein, aber ich wollte nur meine Schande loswerden und mein Glück mit Zahra genießen. Heimlich kaufte ich ein Weingut in Australien, einen friedlichen Ort in einer verschwiegenen Gegend, wo niemand nach mir suchen würde. Leider hat mich die Geldgier Wali Wadis verraten, der kompromittierende Dokumente über unsere Machenschaften entwendete. Er nahm Kontakt zu Patrick Willard auf, um ihn zum Reden zu bringen, denn er hielt es für ausgeschlossen, dass die Geldgeber in der Schweiz, Tausende von Kilometern von Afghanistan entfernt, ihn zur Rechenschaft ziehen würden. Er hatte jedoch nicht mit der Angst Patrick Willards, entdeckt zu werden, gerechnet. Und so führte Wali Wadis Vorgehen zu einem Zerstörungsprozess, dessen Opfer er beinahe unmittelbar darauf selbst wurde. Auch ich geriet in diesen Strudel: Willard begriff, dass diese Dokumente niemals hätten existieren dürfen. Und dass ich im Begriff stand, ein Dossier zusammenzutragen, um dann zu fliehen oder sie zum Reden zu bringen, wie Wali Wadi. Wenn ich den Betrug nicht mehr deckte, gehörte ich nicht mehr zu ihnen. Wenn ich nicht mehr zu ihnen gehörte, musste ich sterben.
    Diese Zeilen schreibe ich in Kabul, wohin ich geflohen bin, während wir darauf warten, dass Zahra die Geburtsurkunde bekommt, welche die australische Einwanderungsbehörde von ihr verlangt. Ich dachte, ich wäre den Häschern fürs Erste entronnen, die sich an meine Fersen geheftet haben, aber wenn Sie diese Zeilen lesen, dann heißt das, ich habe einen Fehler begangen oder dass sie stärker sind, als ich gedacht hatte.
    Wenn Sie diese Dokumente aufheben, werden Sie sich in Lebensgefahr bringen. Ich bitte Sie, schicken Sie sie an die UN, an die BBC, an CNN und an die internationalen Medien und Websites, die in der Liste im Anhang verzeichnet sind. Sorgen Sie für ihre größtmögliche Verbreitung, das ist die einzige Chance, nicht dasselbe Schicksal zu erleiden wie ich.
    Stirbt Zahra vor mir, so bitte ich nur um eines: neben ihr begraben zu werden, auf immer und ewig. Keine Blumen und kein Grabstein, ich habe keinerlei Luxus verdient, nur eine schlichte kleine Skulptur neben der Frau, die meine Seele gerettet hat.
    Ich wünsche Ihnen mehr Glück, als ich es am Ende meines Lebens hatte. Seien Sie versichert: Scham und Gewissensbisse waren in den vergangenen Monaten meine ständigen Begleiter.
    Léonard Mandrake
     
    Nick ließ die Akte auf die Rückbank sinken. Ihm war schwindlig.
    Der Anhang, in dem Léonard Mandrake die Nutznießer verzeichnet hatte, umfasste die Namen von weltbekannten Firmen, aber auch von Einzelpersonen. Vierundzwanzig Initialenpaare, vierundzwanzig Namen, die

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