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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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zugeben, dass der Zweck die Mittel heiligte. Sein Assistent wartete geduldig ab, er wusste, wie Osamas Antwort ausfallen würde.
    »Eine gute Idee«, sagte Kandar schließlich. »Du bist ganz schön gerissen!«
    »Könnten Sie mir dabei helfen, einen guten Preis zu erzielen?«
    »Ruf Kommissar Abdullah Kratin Balla vom Sittendezernat an und grüße ihn von mir. Er wird dir einen Mittelsmann nennen können.«
    »Das mache ich sofort.«
    »Du kannst das Geld für den Alkohol für dich selbst behalten.«
    »Danke,
Qoumaandaan
. Ich wollte es mit Gulbudin teilen, sein Motorrad braucht ein neues Hinterrad.«
    »Sieh dich vor«, sagte Osama. »Der Besitz dieser Zeitschriften kann dich ins Gefängnis bringen, womöglich sogar an den Galgen. Pass auf, dass dir niemand vom NDS folgt. Such dir einen zuverlässigen Mann aus und mach ein paar Umwege vom Kommissariat aus.«
    »In Ordnung, Chef.«
    »Vergiss auch nicht, alle Zeitschriften abzuwischen, die du angefasst hast. Benutze Äther, keinen normalen Lappen, sonst bleiben Fingerabdrücke haften. Wenn du die Zeitschriften verkauft hast, kommst du wieder her und holst mich ab.«
    ***
    Nick hatte den Peugeot, der ihm als Dienstwagen diente, gegen sein kleines Mazda-Cabrio eingetauscht, um zum Zentralkommissariat nach Zürich zu fahren. Von Bern aus brauchte man eine knappe Stunde. Zu dieser frühen Uhrzeit herrschte nicht viel Verkehr. Normalerweise liebte er es, ungehindert über eine verlassene Autobahn zu brausen. Nicht jedoch an diesem Tag. Er fühlte sich elend, obwohl seine Recherchen doch spannend waren. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Dinge nicht so liefen, wie sie sollten. Dass seine Vorstellung vom Leben sich gerade radikal wandelte. Er fragte sich, wie seine Zukunft wohl aussehen würde. Ob noch einmal ein professioneller Skisportler aus ihm werden würde? Oder würde er sich wegen seiner außergewöhnlichen Sprachkenntnisse von einer internationalen Organisation anwerben lassen? Die Zeit, in der ermit Feuer und Flamme für den Geheimdienst gearbeitet hatte, waren jedenfalls vorbei. Der Tod seines Freundes Werner hatte ihm die Augen geöffnet. Er spürte weder den Kitzel der ersten Jahre noch das berauschende Gefühl, einer edlen, exklusiven Sache dienen zu dürfen. Er war vom Glauben abgefallen. In Wahrheit verspürte er leisen Ekel.
    Doch wie konnte man eine Organisation wie die »Firma« verlassen? Wie brachte man einem Mann wie dem General bei, dass man gehen wollte? Hatte er Anrecht auf eine ordentliche Kündigung mit Zeugnis, oder drohte ihm dann der plötzliche, unauffällige Tod, indem er von einer Brücke stürzte oder einen Verkehrsunfall hatte? Offiziell arbeitete er für ein Forschungsinstitut für internationale Beziehungen, eine der zahlreichen Deckorganisationen der Firma. Vielleicht konnten sie sich gütlich einigen. Vielleicht aber auch nicht.
    Eines war gewiss: Die Firma entsprach nicht dem Bild, das er sich immer von ihr gemacht hatte. Die Analysten, die sich den Kopf darüber zerbrachen, wie man etwa gewaltbereite Islamisten aufhalten konnte – das war nur die eine Seite. Entscheidend war eine andere, die wesentlich geheimere Kernorganisation. Die K-Truppe. Er hatte inzwischen begriffen, dass die K-Männer das Herzstück der Firma bildeten. Eine wenig romantische Vorstellung. Er stand also im Dienst einer völlig anderen Organisation, als er sich immer erhofft hatte. Einer Struktur, die von Gewalt geprägt war, nicht von Intelligenz.
    Und das war es definitiv nicht, was er aus seinem Leben hatte machen wollen.
    Die Ankunft in Zürich riss ihn aus seiner nachdenklichen Stimmung. Er fand sofort einen Parkplatz vor dem Kommissariat, einem großen alten Gebäude, das berühmt wegen seines Giacometti-Saals war. Das Sittendezernat befand sich in der zweiten Etage. Auf dem Flur hielt er einen Inspektor auf, der mit kugelsicherer Weste und Shotgun in der Hand gerade zu einem Einsatz aufbrechen wollte.
    »Wer ist der letzte Neuzugang hier im Team?«
    »Inspektor Binterchrüp. Letztes Büro.«
    Binterchrüp war ein junger Polizist mit offenem Blick, er trug einen Dreitagebart und Straßenkleidung, was ihn sofort als Zivilpolizisten auswies. Er teilte sein winziges, fensterloses Büro mit drei anderen Kollegen, die jetzt am Morgen noch nicht anwesend waren. Nick hatte nach dem jüngsten Kollegen gefragt, weil junge Polizisten in der Regel kooperativer waren als die altgedienten Inspektoren. Er zeigte einen gefälschten Ausweis des Eidgenössischen

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