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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Männer aus meinem Clan haben ihn bereits angesprochen. Er wird das tun, was wir von ihm wollen und wann wir es wollen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.«
    »Wunderbar!«, sagte Joseph und steckte den Schnellhefter ein. »Das Attentat wird ihn berühmt machen. Mit drei Kilo C 5 kann man in einem geschlossenen Raum fünfzehn oder zwanzig Leute erledigen, vielleicht noch mehr. Sind Sie sicher, dass Sie die Konsequenzen im Griff haben werden?«
    »Attentate finden hier jeden Tag statt«, erwiderte der Minister unbekümmert. »Dieses hier wird die Aufmerksamkeit nicht mehr auf sich ziehen als jedes andere. Was die polizeilichen Untersuchungen angeht, so wird es ein, zwei Tage ein wenig Wirbel geben, dann geht man wieder zur Tagesordnung über.«
    »Gut, ich vertraue Ihnen.«
    Joseph stand auf. Sein Blick streifte das beinahe leere Bücherregal des Ministers. Die Taliban hatten die Bücher verbrannt, die einmal darin gestanden hatten, weil sie gottlos waren. Überhaupt existierten fast keine Bücher mehr in dieser Stadt, abgesehen vom Koran.
    »Heute ist Mittwoch. Kandar und seine beiden Assistenten treffen sich morgen Abend. Schaffen Sie das bis dahin?«
    »Ja.«
     
    Am nächsten Morgen hatte der Südwind das Tief weggeblasen, das den Schneeregen der vergangenen Tage gebracht hatte,über Kabul strahlte eine herrliche Spätwintersonne. In dem Wagen, der ihn zum Kommissariat brachte, freute sich Osama, dass die Luft an diesem Tag so klar war. Schon bald, ab April, würde die Temperatur steigen und sich eine beißende Staubwolke bis Herbst über Kabul legen. Da die Shiyasuddin Wat wegen eines Unfalls zwischen einem Minibus und einem mit Melonen beladenen Eselskarren gesperrt war, bog sein Fahrer abrupt in die Jad-e-Koloa Pushta ein, was einen Umweg von mehr als einem Kilometer bedeutete. Als Osama endlich im Kommissariat ankam, waren die meisten seiner Mitarbeiter bereits eingetroffen. Babrak erwartete ihn aufgeregt vor der Tür zu seinem Büro. Osama hängte seine Mütze an einen Garderobenhaken.
    »Du hast aber gute Laune!«, stellte er fest.
    »Ich habe gute Nachrichten. Einer unserer Männer hat einen Freund, mit dem er manchmal
Buzkashi
spielt und der bei Etisalat arbeitet. Er ist dort bei der Auskunft tätig und hat Zugang zu den Daten aller Kunden.«
    »Weißt du, wie er heißt?«
    »Noch besser. Ich treffe mich mit ihm zum Essen!«
    »Bravo!«
    »Wir müssten ihn allerdings ein wenig motivieren.« Babrak machte die entsprechende Geste. »Wie viel ist noch in der Spionenkasse,
Qoumaandaan

    Die »Spionenkasse« war eine kleine Blechdose, in die alle leitenden Angestellten der Kriminalbehörde das Geld einwarfen, das sie bei Verhaftungen »einbehielten«. Dieses Geld war dazu bestimmt, Informanten zu bezahlen oder sich bei Zivilisten für die Hilfe bei Recherchen zu bedanken.
    »Es ist fast nichts mehr drin«, gestand Osama. »Weniger als fünfhundert Afghanis. Wir haben fast alles für die Bande von Babur ausgegeben.«
    Der Kommissar spielte auf eine Bande an, die sich auf die Entführung von reichen Mitbürgern spezialisiert hatte. Sie foltertenihre Opfer, bis sie verrieten, wo sie ihre Ersparnisse aufbewahrten, dann töteten sie sie und plünderten ihr Haus. Das Villenviertel Babur, eine der wenigen Touristenattraktionen Kabuls, war ihr bevorzugtes Revier gewesen – bis es Osama nach achtmonatiger Fahndung gelungen war, ihnen das Handwerk zu legen. Er hatte sie alle verhaften lassen, vier von ihnen wurden zum Tode verurteilt und erschossen, die anderen vegetierten in Pul-e-Charkhi dahin.
    »Er ist ziemlich jung, anscheinend will er ins Ausland emigrieren. Er wird nichts rausrücken, wenn wir ihn nicht bezahlen.«
    »Machen wir es doch anders. Hast du den Alkohol verkauft, den wir bei Wadi gefunden haben?«
    »Noch nicht, ich treffe mich morgen mit einem Ausländer im Serena Hotel, aber das wird uns nicht genügend einbringen.«
    »Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
    Babrak grinste.
    »Ich habe eine Idee,
Qoumaandaan
. Erinnern Sie sich an die vielen Pornozeitschriften, die Wali Wadi in seinem Büro und bei sich zu Hause aufbewahrte? Es sind bestimmt fünfzig Stück. Da niemand gewagt hat, sie zu stehlen, könnte ich sie heute Nacht einfach mitnehmen.«
    »Aber das sind Schwulenzeitschriften!«
    »Na und? Sie sind viel wert. Damit können wir Tausende von Afghanis verdienen!«
    Osama schockierte der Gedanke, sich dieser verderbten Zeitschriften bedienen zu müssen. Aber er musste

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