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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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Justizministeriums vor und erklärte, er sei mit einem Fall im Umfeld von Heroindealern betraut. Binterchrüp schien nicht sehr beeindruckt, forderte ihn jedoch auf, Platz zu nehmen.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich habe gehört, eine Prostituierte könnte mir eventuell Informationen über eines der Mitglieder des Netzwerks geben. Eine gewisse Yasmina. Sie verkehrte in dem besetzten Gebäude in der Langstraße, in dem es zu einer Schießerei gekommen ist.«
    »Die Fabrik mit den Drogensüchtigen? Ich sehe mal nach, was wir über sie haben«, sagte Binterchrüp, auf einmal sehr interessiert.
    Er tippte ihren Namen in den Computer.
    »Wir haben fünfundachtzig Yasminas hier im Verzeichnis.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele sind«, erwiderte Nick enttäuscht.
    »Zürich ist zwar eine der sichersten Städte weltweit, aber das Geld zieht Prostituierte an wie der Honig die Fliegen. Wir versuchen sie zu beschützen, aber wir haben dieselben Probleme wie überall auf der Welt. Ist Ihr Mädchen eine Schwarze oder eher arabischer Herkunft?«
    »Arabisch.«
    Er wusste es eigentlich nicht, aber Jacqueline war Libanesin, und er konnte sich den Gesuchten nicht mit einer farbigenProstituierten vorstellen. Vielleicht hatte er ja eine Vorliebe für Mädchen aus dem Orient.
    »Wie alt ist sie?«
    Nick überlegte. Der Gesuchte hatte seine Treffen mit Yasmina vor zehn Jahren aufgegeben. Jacqueline, die sie dann ersetzte, war damals bereits eine erwachsene Frau gewesen. Wenn es ein Schema gab, dann würde er sich wohl nicht mit einem blutjungen Mädchen einlassen.
    »Sie ist mindestens vierzig, aber es würde mich nicht überraschen, wenn sie sogar noch älter wäre«, sagte er.
    »Mal sehen, was wir da haben … Ah ja, ich habe drei Namen hier. Yasmina Hat Yaha, vierunddreißig Jahre. HIV-positiv, geht in der Nähe vom Friedhof Fluntern anschaffen. Sie kam vor fünf Jahren nach Zürich.«
    »Nein, das ist sie nicht. Die Frau, die ich suche, ist seit über zehn Jahren in dem Metier tätig.«
    »Ich habe hier eine Yasmina Sitruk. Aus guter Familie. Ist mittlerweile dreiundvierzig. Wurde im Alter von acht Jahren von einem Nachbarn vergewaltigt, die Eltern haben Anzeige erstattet. Nach einem Verkehrsunfall zur Vollwaise geworden. Kam zu einem Onkel und einer Tante. Nahm mit sechzehn erstmals Drogen, ging mit neunzehn auf den Strich. Heute hält sie der Wodka am Leben, trinkt mehrere Liter täglich.«
    Er drehte den Bildschirm herum, damit Nick ihr Foto sehen konnte. Es war eine stark übergewichtige Frau, deren zerstörtes Gesicht zur Hälfte von ungepflegten Haaren verdeckt wurde. Natürlich richteten Drogen einen Menschen zugrunde, und sicherlich hatte die Frau anders ausgesehen, als sie jung war, aber Nick brachte sie beim besten Willen nicht in Zusammenhang mit Léonard.
    »Das ist sie nicht.«
    »Tja, dann hätte ich hier nur noch ein Fohlen im Stall«, sagte der Inspektor und klickte ein weiteres Foto an. »Yasmina Fatma, sechsundvierzig. Kam mit achtzehn aus Algerien, hat imHeim gelebt. Ausbildung zur Buchhalterin. Erstmals 1988 wegen Prostitution festgenommen. Dann nichts mehr bis 2000, als sie im Rahmen der Ermittlungen zu einem ihrer Kunden festgenommen wird. Damals war sie ganz oben, gehörte zu einem Ring von Callgirls, die man telefonisch buchte, die Nummer zu fünfhundert Dollar. Sie fing sich Hepatitis C ein, wurde rausgeschmissen, stand plötzlich auf der Straße. Von da an rutschte sie immer tiefer hinab. Pumpte sich mit Amphetaminen voll, mit Cannabis, ein bisschen Heroin, sniffte es erst, spritzte es sich schließlich, dann Crack. Jetzt kriegt man sie für zwanzig Franken.«
    Er zeigte ihm ein Foto. Die Frau sah völlig fertig aus und hatte den leeren Gesichtsausdruck eines Junkies, aber da war noch etwas von
früher
. Kein Zweifel, sie musste einmal atemberaubend schön gewesen sein.
    »Das könnte sie sein, die Frau, die ich suche, war Callgirl. Könnte ich einen Ausdruck davon haben?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wo ist sie zu finden?«
    »Früher ging sie ziemlich diskret hinterm Limmatplatz anschaffen. In der Akte steht, dass sie das letzte Mal am Letten verhaftet wurde.«
    Nick kannte das verrufene Viertel vom Namen. Anfang der neunziger Jahre hatten die Behörden dort die Entwicklung einer Art offener Zone für Junkies zugelassen, die Zulauf von Drogenabhängigen aus ganz Europa fand. Von einem auf den anderen Tag hatten sie die Zone dann geräumt, erschrocken über die Resonanz, die dieses

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