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Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott

Titel: Das Kabul-Komplott - Bannel, C: Kabul-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cédric Bannel
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traurige Experiment weltweit in den Medien fand. Die Fotos der Junkies aus dem »Schweizer Paradies«, die auf einem mit Spritzen übersäten Bürgersteig hockten und sich am helllichten Tag einen Schuss setzten, waren rund um den Globus gegangen.
    »Ist das noch ein Umschlagplatz für Drogen?«
    »Ja. Nicht zu vergleichen mit früher, aber es gibt unter derKornhausbrücke immer noch einen Haufen Dealer und jede Form von Prostitution. Kleiner Ratschlag: Nehmen Sie lieber eine Knarre zu viel als zu wenig mit und verriegeln Sie Ihre Türen schön von innen. Das ist eine der wenigen Ecken Zürichs, an denen man echt Schiss bekommen kann.«
    ***
    Babrak bog in die kleine betriebsame Seitenstraße ein. Einer seiner Männer folgte ihm diskret in hundert Metern Abstand, um sicherzugehen, dass er nicht doch überwacht wurde. Er hatte einen langen Umweg gemacht, hatte ein klassisches Täuschungsmanöver eingelegt, indem er in Richtung Salang Wat gefahren war, nachdem der Wagen eines Komplizen die Zufahrt zu der kleinen Parallelstraße versperrt hatte, in die er eingebogen war. Er überprüfte die Notizen, die er sich auf einem Zettel gemacht hatte. Der Mann, mit dem er verabredet war, war zu Zeiten des Talibanregimes ein berühmter Mittelsmann für diejenigen gewesen, die pornographisches Material oder den Kontakt zu recht zugänglichen Männern suchten. Zahlreiche Talibananführer, so ging das Gerücht, waren den
Batchas
sehr zugetan, den traditionellen jungen afghanischen Tänzern, die mit ihren lasziven Posen keinen Hehl aus ihrer sexuellen Orientierung machten. Was dieselben Menschen nicht daran hinderte, das Laster zu geißeln und die Sodomiten zu steinigen oder zu amputieren. Babrak hatte die Talibanherrschaft fünf Jahre lang erduldet und konnte noch immer nicht die Widersprüchlichkeit ihrer Denkweise und ihres Tuns begreifen.
    Wie ein Echo seiner Gedanken kam er an einem Verkaufsstand mit traditioneller Arznei vorbei. Ein Banner spannte sich über die gesamte Vorderfront, es warb mit einem verlockenden Preis für Rhinozeroshornextrakt. »Sei stark, sei ein echter Afghane!«, hieß es auf dem Plakat. Sex spielte tatsächlich eine große Rolle im Leben der Afghanen, ob er nun erlaubt war oder nicht. Babrak wusste, dass die Amerikaner seit einigenMonaten Viagratabletten verteilten, um sich das Wohlwollen der Dorfvorsteher zu sichern, was damit weit besser gelang als mit den üblichen finanziellen Zuwendungen. Dank der blauen Pillen kamen sie ihren ehelichen Pflichten regelmäßig nach, das ganze Dorf wusste, dass ihr Anführer Potenz und Stärke besaß, was seine Autorität maßgeblich untermauerte. Babrak erkundigte sich zweimal nach dem Weg und blieb dann vor einem kleinen Lädchen ohne Schild stehen, das sich zwischen eine Mechanikerwerkstatt und einen Reifenhändler zwängte. Die Vitrine war bis auf einige Musikinstrumente und ein altes Konzertplakat leer. Niemand achtete auf ihn. Als er eintrat, ertönte eine Klingel. Ein Mann erhob sich von einem Schemel, auf dem er gesessen hatte. Er trug einen Turban und einen langen, ungepflegten Bart. Babrak bemerkte, dass ihm sämtliche Finger der linken Hand fehlten. Verstümmelten Menschen begegnete man allenthalben in Afghanistan, die einen waren Kriegsversehrte, die anderen hatten die Taliban wegen eines Verstoßes gegen islamisches Recht bestraft.
    »Assalamu alaikum«,
sagte der Mann mit sanfter Stimme. Anstelle des Paschtunischen hatte er Dari benutzt, wie die meisten ungebildeten Afghanen. »Mögest du dich nicht um deine Gesundheit sorgen müssen.«
    »Wa alaikum assalam«,
erwiderte Babrak. »Möge dein Körper stark sein, dein Heim wachsen und gedeihen und du lange leben auf Erden.«
    Der Mann schielte auf die Tasche, die Babrak auf die Erde gestellt hatte.
    »Darf ich dir einen Tee bestellen?«, fragte er.
    »Gern.«
    Der Mann klatschte in die Hände, und ein etwa zwölfjähriger Junge trat hinter einem Vorhang in Erscheinung. Er trug eine bauschige Hose und ein weit ausgeschnittenes Oberteil, das seine glatte Brust sehen ließ; Babrak fragte sich, ob er als
Batcha
arbeitete. Mit spröder Stimme bestellte der Mann zweiTee. Sie warteten auf ihr Getränk und unterhielten sich einstweilen über die Geschäfte, die niemals so gut gelaufen waren in Kabul,
Inshallah
.
    Dann, als der Tee serviert worden war, erklärte Babrak: »Ich bin Polizist, Ihren Namen habe ich von einem Kollegen aus dem Kommissariat bekommen. Im Rahmen eines Einsatzes habe ich etliche westliche

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