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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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für das Gesöff, mit dem er sich abfüllt.«
    »Haben Sie ihm das Geld gegeben?«, fragte die Frau in der blauen Uniform der Weltraumhafenverwaltung.
    »Naja – schon«, antwortete der Pilot mürrisch. »Aber ich habe ihm erklärt dass es absolut das letzte Mal sei. Und überhaupt …« Er blickte finster auf seine Stiefel und platzte dann heraus: »Ich würde ihn lieber in Glanz und Glorie in die Luft gehen sehen, als dass er wegen Arbeitslosigkeit langsam verreckt. Ich weiß, wie ich mich fühlen würde, wenn ich keinen Sprung mehr machen dürfte …« Dann presste er die Lippen zusammen, blickte aber die Verwaltungsangestellte kampflustig an.
    »Alle Piloten sind verrückt«, sagte die Frau vom Sicherheitsdienst. »Das kommt davon, dass man ihnen das Gehirn angebohrt hat.«
    Miles lauschte fasziniert, ohne sich zu schämen. Der Mann, über den sie sprachen, war anscheinend ein Leidensgefährte: Ein Verlierer in Schwierigkeiten. Ein Wurmlochsprungpilot mit einem überflüssig gewordenen Kopplungssystem im Gehirn, bald arbeitslos, hatte sich in seinem alten Schiff verschanzt und hielt die Abwrackmannschaft in Schach. Aber wie?
    »Eine Glanz und Glorie Explosion, wodurch dann tagelang Schrott als Verkehrshindernis durch die inneren Orbits schwirrt, wenn er seine Drohung wahr macht«, beschwerte sich die Verwaltungsangestellte. »Wir müssten den Laden schließen und alles saubermachen.« Jetzt griff sie als letzten auch noch den Verschrotter an. »Und glauben Sie ja nicht, dass meine Abteilung das bezahlt! Ich werde dafür sorgen, dass Ihre Firma die Rechnung bekommt – und wenn ich bis zur Justizabteilung gehen muss!«
    Der Verschrotter wurde erst blass, dann rot. »Ihre Abteilung hat diesem Wahnsinnigen, bei dem die Drähte schon glühen, Zugang zu meinem Schiff erlaubt«, schimpfte er.
    »Er sagte, er habe noch ein paar persönliche Sachen dort«, verteidigte sie sich. »Wir konnten doch nicht ahnen, dass er etwas Derartiges plante.«
    Miles stellte sich den Mann vor, wie er in seinem halbdunklen Schlupfwinkel saß, bar jeglicher Verbündeter, wie der letzte Überlebende einer hoffnungslosen Belagerung. Unbewusst ballte Miles die Faust. Sein Vorfahre, General Graf Selig Vorkosigan, hatte die berühmte Belagerung von Vorkosigan Surleau mit nur einer Handvoll ausgewählter Gefolgsleute und einer List aufgehoben – wie man sagte.
    »Elena«, flüsterte er aufgeregt. »Folge mir und sag nichts!«
    »Hm?«, fragte sie überrascht.
    »Ach, Miss Bothari, wie gut, dass Sie hier sind«, sagte er laut, als sei er eben erst gekommen. Dann nahm er Elenas Arm und marschierte zu der Gruppe hinüber.
    Miles wusste, dass er Fremde bezüglich seines Alters verwirrte. Auf den ersten Blick schätzten sie ihn wegen seiner geringen Größe meist jünger. Da aber sein Gesicht durch die lange Vertrautheit mit Schmerzen vorzeitig gereift war, er außerdem unter starkem Bartwuchs litt, so dass trotz sorgfältiger Rasur immer ein dunkler Schatten blieb, hielten sie ihn bei genauerem Hinsehen meist für älter, als er war. Miles hatte festgestellt, dass er durch sein Auftreten beide Eindrücke nach Belieben erwecken konnte. Mit zehn Generationen tapferer Krieger im Rücken lächelte er verhalten.
    »Guten Tag, Ladies, Gentlemen«, grüßte er. Die vier starrten ihn so verblüfft an, dass ihn seine weltmännische Art fast im Stich ließ. »Man sagte mir, dass einer von Ihnen mir sagen könne, wo ich den Piloten Arde Mayhew finde«, fuhr er tapfer fort.
    »Wer, zum Teufel, sind Sie?«, fragte der Verschrotter und äußerte offensichtlich die Meinung aller. Miles verbeugte sich elegant. Nur mit Mühe verkniff er es sich, ein imaginäres Cape zu schwenken. »Lord Miles Vorkosigan, zu Ihren Diensten. Dies ist meine Mitarbeiterin Miss Bothari. Rein zufällig hörte ich einige Ihrer Bemerkungen – und ich glaube, ich könnte Ihnen behilflich sein, wenn Sie es mir gestatten …« Elena zog, über ihre neue, allerdings vage, offizielle Stellung überrascht, die Augenbrauen hoch.
    »Hör mal, Junge«, begann die Weltraumhafenangestellte. Miles warf ihr unter herabgezogenen Brauen seine beste Imitation General Graf Piotr Vorkosigans Vorgesetztenblick zu. »… Sir«, verbesserte sie sich. »Aber warum suchen Sie den Piloten Mayhew?«
    Miles reckte das Kinn hoch. »Ich bin beauftragt, eine Schuld bei ihm zu begleichen.« Vor etwa zehn Sekunden hatte er sich selbst dazu bevollmächtigt.
    »Jemand schuldet Arde Geld?«, fragte der Verschrotter

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