Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
dagegen, und es klappt auch nie; aber offenbar fühlt er sich ohne tödliche Waffen nackt. Wenn die Betaner bei allen anderen auch so gut aufpassen, wie bei uns, haben wir nichts zu befürchten.«
    Voll Genugtuung sah er beim Betreten der Haupthalle wie Elena vor Staunen die Luft wegblieb. Von einem hohen Kuppeldach strömte strahlend goldenes Licht auf einen riesigen tropischen Garten herab. Überall dichtes Grün, Blumen und Vögel. Springbrunnen plätscherten.
    »Das ist, als beträte man ein riesiges Terrarium«, sagte Elena. »Ich komme mir wie ein Hornhüpfer vor.«
    »Genau! Der Silica Zoo betreut die Halle. Sie ist eine seiner Außenstellen.« Langsam schlenderten sie zu den kleinen Läden hinüber. Miles lenkte Elenas Aufmerksamkeit auf Dinge, die ihr Spaß machten. Er wollte einen katastrophalen Kulturschock vermeiden. Sexläden wären zum Beispiel in der ersten Stunde auf diesem Planeten etwas zu viel für sie, auch wenn sie so niedlich aussah, wenn sie rot wurde. Statt dessen führte er sie in eine ungewöhnliche Tierhandlung, wo es ihr sehr gefiel. Miles musste wirklich seinen gesunden Menschenverstand zusammennehmen, um ihr nicht eine riesige Eidechse mit Halskrause aus Tau Ceta zu schenken, deren Schuppen wie Edelsteine funkelten. Obwohl sie Elena so gefiel, hatte Miles Bedenken, ob das fünfzig Kilo schwere Reptil mit ganz speziellen Futterbedürfnissen als Haustier geeignet wäre. Dann gingen sie über einen Balkon, von dem aus man in den Garten hinabsehen konnte, wo er ihr statt der Eidechse eine Riesenportion Eis kaufte. Sie setzten sich auf die Bank vor dem Geländer und aßen.
    »Hier kommt mir alles so frei vor«, sagte Elena und leckte mit strahlenden Augen die Finger ab. »Es sind nicht überall Soldaten und Wachposten. Eine Frau … eine Frau könnte hier alles werden.«
    »Das hängt davon ab, was du mit frei meinst«, sagte Miles. »Man muss sich hier Anordnungen fügen, die wir zu Hause nie dulden würden. Du solltest mal sehen, wie alle hier bei einem Probealarm wegen Sandsturms oder Elektrizitätsausfalls gedrillt sind. Es gibt hier keinen Platz für – wie soll ich sagen? – soziales Versagen.«
    Elena lächelte ihn verständnislos an. »Aber jeder kann seine eigene Heirat arrangieren.«
    »Aber weißt du auch, dass man eine Erlaubnis braucht, um ein Kind zu bekommen? Das erste ist noch erlaubt, aber danach …«
    »Das ist doch absurd«, meinte sie. »Das kann doch niemand kontrollieren.« Offenbar hielt sie diese Bemerkung für sehr kühn, denn sie blickte schnell umher, ob ihr Vater auch nicht in der Nähe war.
    Auch Miles sah sich um. »Bleibende, empfängnisverhütende Implantationen, für Frauen und Hermaphroditen. Man braucht eine Genehmigung, um sie zu entfernen. Es ist Sitte, dass ein Mädchen, wenn es in die Pubertät kommt, diese Implantation bekommt und sich die Ohrläppchen durchbohren lässt und ihr … äh …« Miles stellte fest, dass auch er nicht gegen Erröten gefeit war. »Und ihr Jungfernhäutchen durchtrennt wird – alles gleichzeitig und vom selben Arzt. Es ist so eine Familienfeier – eine Art Initiationsritual. An den Ohren kann man auch sehen, ob ein Mädchen zur Verfügung steht.«
    Elena fasste sich an die Ohrringe und wurde nicht nur etwas, sondern tief rot. »Miles! Glauben die hier etwa, dass ich …«
    »Naja, ich will dich nur warnen. Falls dir jemand zu nahe tritt, und dein Vater oder ich nicht da sind, brauchst du keine Angst zu haben, zu sagen, sie sollen dich in Ruhe lassen. Sie verstehen das, weil sie dich nicht beleidigen wollen.« Jetzt lächelte er schelmisch. »Also, weißt du, wenn du die nächsten sechs Wochen mit den Händen über den Ohren herumlaufen willst …«
    Schnell legte sie die Hände in den Schoß und funkelte ihn wütend an.
    »Entschuldige, ich kann manchmal gemein sein.« Einen Augenblick lang bedrückte ihn die Erinnerung daran, wie gemein.
    Er war fünfzehn gewesen, als man ihn ein Jahr als Austauschschüler in die Kolonie Beta geschickt hatte. Damals stand er zum ersten Mal vor anscheinend grenzenlosen Möglichkeiten, sich sexuell auszuleben. Doch war diese Illusion sehr schnell zerronnen, denn er musste feststellen, dass die meisten faszinierenden Mädchen schon vergeben waren. Der Rest bestand aus ›Gute Samariterin‹ Typen, Abartig Neugierigen, Hermaphroditen und Jungs.
    Miles legte keinen Wert darauf, Opfer von Wohltätigkeit zu werden, war er doch zu sehr Barrayaraner, um sich selbst mit den beiden letzten

Weitere Kostenlose Bücher