Das Kadett
Idee«, sagte er schließlich. »Ich wette, dass wir damit Zeit schinden können – zumindest, bis uns etwas Besseres einfällt. Da ist nur ein Problem: Da du kein Barrayaraner bist, wirst du nicht verstehen, was du tust. Dabei geht es aber um eine ernste Sache.«
Mayhew blickte ihn tatsächlich begriffsstutzig an, »Ha?«
»Also es ist so:« Stoß, Drehung, Aufrichten, Stoß. »Wenn du mir als einfacher Krieger den Lehnseid schwörst, so als wäre ich dein Lehnsherr – und das ist bei uns die einfachste Art, eine Eidgenossenschaft herzustellen –, kann ich dich vielleicht in meine diplomatische Immunität Klasse 3 miteinbeziehen. Wärst du Barrayaraner, ginge das auf alle Fälle, aber du bist natürlich betanischer Staatsbürger. Trotzdem bin ich ziemlich sicher, dass wir ein Rudel Advokaten mehrere Tage damit beschäftigen können, herauszufinden, welche Gesetze Vorrang haben. Ich wäre legal verantwortlich für deine Unterkunft, Verpflegung, Kleidung und Bewaffnung – ich nehme an, man könnte dieses Schiff als deine Bewaffnung ansehen – und deinen Schutz, falls dich irgendein anderer Lehnsmann angreift – was aber hier in der Beta-Kolonie kaum vorkommen dürfte. Ach ja, da ist auch noch eine Menge über deine Familie – hast du übrigens Familie?«
Mayhew schüttelte den Kopf.
»Das vereinfacht die Sache.« Stoß, Drehung, Stoß. »Inzwischen dürfen aber weder Sicherheitsleute noch die Psychologische Überwachungsstelle Hand an dich legen, weil du legal gesehen ein Teil meines Körpers bist.«
Mayhew kniff ein Auge zu. »Das klingt total hirnverbrannt. Wo soll ich unterschreiben? Wo lässt du es registrieren?«
»Du musst dich lediglich hinknien, deine Hände zwischen meine legen und die paar Sätze nachsprechen. Man braucht nicht einmal Zeugen, obwohl zwei üblich sind.«
Mayhew zuckte die Achseln. »In Ordnung, klar, Junge.«
Stoß, Drehung, Stoß. »Was heißt ›Klar, Junge‹? Ich wusste, du würdest es nicht kapieren. Bis jetzt habe ich dir nur einen Bruchteil meiner Seite dieses Handels beschrieben, nämlich deine Privilegien. Aber es gehören auch Verpflichtungen dazu und ein Haufen Rechte, die ich über dich habe. Zum Beispiel – und das ist nur ein Beispiel – würdest du dich weigern mitten im Kampf einen Befehl von mir auszuführen, hätte ich das Recht, dir auf der Stelle den Kopf abzuschlagen.«
Mayhew fiel der Unterkiefer herab. Schließlich sagte er: »Ist dir klar, dass der Psychodienst über dich auch ein Netz wirft?«
Miles grinste zynisch. »Das können sie nicht! Denn wenn sie es wagten, würde ich bei meinem Lehnsherrn Zeter und Mordio schreien und um Schutz bitten, und den würde ich auch bekommen. Er ist sehr empfindlich, wenn jemand einem seiner Untertanen etwas antun will. Ach ja, da ist noch ein Punkt. Wenn du mein Lehnsmann wirst, begibst du dich automatisch auch in ein Lehnsverhältnis zu meinem Lehnsherrn. Das ist ziemlich kompliziert.«
»Und dann zu seinem und dem seinen und wieder dem seinen, nehme ich an«, sagte Mayhew. »Mit Befehlsketten kenne ich mich aus.«
»Nein, nicht so weit. Ich habe meinen Eid als Vasall Secundus direkt Gregor Vorbarra geleistet.« Miles war klar, dass er ebensogut das Alphabet rückwärts aufsagen konnte, so wenig Sinn ergaben seine Worte für den Piloten.
»Wer ist denn dieser Greg Kerl?«, fragte Mayhew.
»Der Kaiser – von Barrayar«, fügte Miles noch hinzu, um sicher zu sein, dass Mayhew ihn verstand.
»Aha.«
Typisch betanisch, dachte Miles. Sie studieren außer ihrer eigenen Geschichte und der der Erde keine Geschichte eines anderen Volkes. »Denk trotzdem darüber nach. In so etwas sollte man sich nicht blindlings hineinstürzen.«
Als der letzte Stimmdruck aufgezeichnet war, stöpselte Miles vorsichtig das Kästchen mit dem Schalter aus – und hielt den Atem an. Dann meldete der Chefpilot sich, um sie zum Planeten hinunterzubringen.
Der Chefpilot behandelte Miles mit sichtlich mehr Respekt als zuvor. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie aus einer so reichen Familie stammen, Lord Vorkosigan. Diese Lösung des Problems hatte ich mit Sicherheit nicht erwartet. Aber vielleicht ist ein Schiff für einen Barrayaranischen Lord nur ein Spielzeug.«
»So ist es nun auch wieder nicht«, widersprach Miles. »Ich muss mich ganz schön abrackern, die Schuldverschreibung zu decken. Zugegeben, meine Familie war mal recht wohlhabend, aber das war zur Zeit der Isolation. Zwischen den wirtschaftlichen Unruhen am Ende und dem
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