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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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beschäftigen würde.
    Elenas Fall war leichter. Der wütende Betaner wurde angewiesen, seinen Fall persönlich in der Barrayaranischen Botschaft vorzutragen. Dort würde er – wie Miles wusste – in einem Wust von Formularen und Berichten untergehen, welche die überaus fähigen Angestellten dort für derartige Gelegenheiten bereithielten. Bei diesen Formularen waren auch besonders kreative, welche die sechswöchige Reise zurück nach Barrayar antreten mussten und unter Garantie mehrmals wegen Korrekturen kleinerer Irrtümer hin und hergeschickt wurden.
    »Keine Angst«, flüsterte Miles Elena zu. »Die begraben den Kerl unter einem Papierberg aus Formularen, dass du ihn nie wiedersiehst. Mit Betanern funktioniert das phantastisch. Sie sind absolut glücklich, weil sie die ganze Zeit glauben, dass sie dir damit etwas antun. Du darfst aber keinen umbringen. So weit geht meine diplomatische Immunität nicht.«
    Der erschöpfte Mayhew konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als die Betaner endlich abzogen Miles kam sich vor wie ein alter Pirat nach einer erfolgreichen Kaperfahrt, als er ihn wegschleppte, »Zwei Stunden«, murmelte Bothari. »Wir sind auf diesem verfluchten Planeten erst zwei Stunden, und …«

 
KAPITEL 6
     
    »Miles, mein Lieber«, begrüßte ihn die Großmutter wie üblich mit einem Küsschen auf die Wange. »Du kommst ziemlich spät. Wieder Ärger mit dem Zoll? Bist du sehr müde von der Reise?«
    »Kein bisschen.« Er wippte auf den Fersen und vermisste die Schwerelosigkeit und die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit darin. Trotzdem hatte er das Gefühl, am liebsten fünfzig Kilometer zu rennen oder tanzen zu gehen. Aber die Botharis sahen müde aus, und Pilot Mayhew war schon fast grün im Gesicht. Nach einer äußerst knappen Vorstellung packte man ihn in Mrs. Naismiths Gästezimmer. Dort hatte er die Wahl zwischen einem zu kleinen oder zu großen geliehenen Schlafanzug. Er fiel aufs Bett, als hätte man ihn mit einem Hammer niedergeschlagen.
    Miles Großmutter gab den übrigen Abendessen. Wie Miles gehofft hatte, schien sie von Elena recht angetan zu sein. Elena war allerdings in Gegenwart der Mutter der von ihr so bewunderten Gräfin Vorkosigan befangen. Aber Miles war sicher, dass die alte Dame ihr diese Scheu schnell nehmen würde. Vielleicht würde Elena sogar etwas von der betanischen Gleichgültigkeit Klassenunterschieden gegenüber annehmen. Ob das die irgendwie bedrückende Befangenheit lindern würde, die zwischen ihm und Elena war, seit sie keine Kinder mehr waren? Bestimmt lag es auch an dem verdammten Vor-Anzug, den er trug. Es gab Tage, an denen er sich wie eine Rüstung anfühlte: archaisch, klirrend, starr und stachlig. Unbequem zu tragen – unmöglich zu umarmen. Gebt Elena einen Dosenöffner, damit sie sieht, was für ein elender, blasser Wurm in diesem bunten Gehäuse steckt – allerdings würde dieser Anblick ebenfalls abstoßend sein. Dann verfingen sich seine Gedanken in der dunklen Haarflut Elenas … Er seufzte.
    Plötzlich merkte er, dass seine Großmutter mit ihm sprach. »Verzeihung, Ma’am.«
    »Ich sprach gerade von meinem Nachbarn«, wiederholte sie zwischen zwei Bissen. »Du erinnerst dich doch an ihn. Mr. Hathaway. Er arbeitet im Wiederaufbereitungszentrum. Ich weiß, dass du ihn kennengelernt hast, als du hier zur Schule gingst.«
    »Aber sicher – Mr. Hathaway.«
    »Er hat ein kleines Problem, bei dessen Lösung du ihm vielleicht helfen kannst, da du Barrayaraner bist. Da wir wussten, dass du kommen würdest, hat er es aufgeschoben. Falls du nicht zu müde bist, könntest du vielleicht mit ihm heute Abend hingehen, denn allmählich wird es lästig …«
     
    »Eigentlich kann ich dir auch nicht viel über ihn sagen«, erklärte Hathaway und blickte hinaus auf die riesige Arena unter der Kuppel, die ihm anvertraut war. Miles fragte sich, wie lange man wohl brauchte, um sich an den Gestank zu gewöhnen. »Nur, dass er Barrayaraner ist. Jedenfalls behauptet er das. Von Zeit zu Zeit verschwindet er von der Bildfläche, kommt aber immer wieder. Ich habe versucht ihn zu überreden, wenigstens einen Schutzraum aufzusuchen, aber er scheint von dieser Idee nicht viel zu halten. In letzter Zeit durfte ich ihm nicht mehr sehr nahe kommen. Du verstehst schon. Er hat nicht die Absicht, jemanden zu verletzen, aber man kann ja nie wissen, wo er doch Barrayaraner ist – o Entschuldigung.«
    Hathaway, Miles und Bothari bahnten sich einen Weg auf dem gefährlichen

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