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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Meine Finger - jeder einzelne Finger war auf eine andere Weise gefesselt.
    Der Abfall habe ihm alles gesagt, erklärte er. »Ich weiß, wie viele Stunden und Minuten seit deiner letzten Periode vergangen sind.« Und er sagte, das Baby, das ich jetzt empfange, werde mit einiger Sicherheit ein Junge. Und dieser Junge, der werde ein König. Ein Kaiser. Ein Genie, das mich reich machen und über alle anderen Frauen erheben werde.
    Und bei jedem Ausatmen legte er sich schwerer auf mich drauf, so dass der nächste Atemzug noch flacher wurde, bis mir fast die Sinne schwanden.
     
    Neddy Nelson: Hat nicht deshalb die Regierung darauf gedrängt, dass jeder einen Port bekommt? Weil einfach zu viele Leute bei den Crash-Partys mitgemacht und an der Geschichte herumgepfuscht haben?
     
    Irene Casey: Die Luft roch wie ein Glas klares Wasser an einem heißen Tag. Das Eis roch nach nichts. Die Erde war hart gefroren. Der Fluss auch. Kein Wind. Es kam mir vor, als sei die Zeit stehengeblieben. Nichts existierte mehr, außer uns.
    Er sagte, männliche Spermien schwimmen schneller, leben aber nicht so lange wie weibliche, und sein Atem roch wie ein Rülpser, wenn man zum Frühstück Schweinewurst gegessen hat.
    Ich sagte, ich muss mal.
    Und er sagte: »Wenn wir fertig sind.«
     
    Neddy Nelson: Noch nie was von gelenkter Manipulation gehört? Den Leuten ist gar nicht bewusst, dass es die Transkripte sind, die sie davon abhalten, an der Geschichte herumzupfuschen.
     
    Irene Casey: Ich weiß noch, wie ich mich bei ihm entschuldigt habe, weil ich ihn vollgepinkelt hatte. Uns beide. Aber es tat so weh, und die Kälte machte den Schmerz noch schlimmer. Wenn ich damals ins Freie ging, zog ich immer neun oder zehn Slips übereinander an. Damit ich schön breite Hüften hatte.
    Ich wollte das nicht, aber als er meinen Reißverschluss aufmachte und seinen kalten Daumen durch alle diese Höschen und dann in mich rein wühlte, musste ich einfach pinkeln. Ganz heiß kroch es in meine Jeans, in meine Unterwäsche. Und sogar in meinen Pullover. Alles andere war eiskalt.
    Wie ich so dalag, in meinem Weihnachtspullover auf dem schmutzigen Eis, mit diesem Mann auf mir, der mir die Luft abdrückte und mich »die Mutter der Zukunft« nannte, da dachte ich: Schlimmer kann es jetzt nicht mehr kommen.
    Er drehte seine Hand vor meinem Gesicht hin und her, die feuchten Finger dampften in der frostigen Luft, und ich sagte: »Tut mir leid.«
    Er sagte: »Wir sind in Sicherheit.«
    Er hatte seine nassen Finger in mir drin, und ich sagte noch immer »Mister« zu ihm. Und: »Die Hunde sind längst weg.«
     
    Neddy Nelson: Den Ort, wo es weder Raum noch Zeit gibt -wird der von Historikern nicht »Orkus« genannt? Der Ort außerhalb der Zeit?
     
    Irene Casey: Der Mann setzte mir ein Knie auf die Brust, als ob er sich auf mich knien wollte, und schob dann die Spitze seines schwarzen Schuhs von oben in meine Jeans. Und während er meine Jeans und Slips bis zu den Socken herunterstreifte, musste ich daran denken, wie viele Leute bei mir zu Hause auf das Weihnachtsessen warteten. Zu viele, als dass meine Mutter mich vermissen würde.
     
    Echo Lawrence: Auf das Osterei, das Rant mir gab, hatte er etwas mit weißem Wachs geschrieben, und nachdem ich das Ei gefärbt hatte, konnte ich die geheime Botschaft lesen.
     
    Irene Casey: Schlimmer, als wenn Basin Carlyle dir beim Völkerball den Ball in den Unterleib semmelt. Schlimmer als die Krämpfe, wenn du deine Tage hast. Dieses Stoßen und Schieben da drin tut richtig weh. Und nass und schmutzig war ich, weil das Eis unter mir schmolz. Ich lag in einer matschigen Pfütze.
    Ich kam mir vor wie ein Stück Stoff, eingespannt in eine Nähmaschine, und die Nadel stieß immer wieder zu.
    Meine Arme fest angewinkelt wie bei einem Baby oder einer Mumie, neugeboren oder tot, auf jeden Fall wehrlos. Der Mann auf mir bewegte sich schneller, hörte plötzlich auf, und alle seine Muskeln und Gelenke wurden hart wie Stein, waren wie gefroren.
    Und dann wurde er ganz locker, ganz entspannt, ließ mich aber nicht los. Seine Finger hielten mich weiter gepackt.
    Sein Puls wurde langsamer, und er sagte: »Es hat noch nicht geklappt, noch nicht. Um sicherzugehen«, sagte der Mann, »müssen wir es noch einmal tun.«
     
    Echo Lawrence: Zum Färben legte ich das Ei in einen Becher Kaffee. Als ich den Kaffee ausgetrunken hatte, lag das Ei da unten in dem Pappbecher, und Rant hatte mir darauf geschrieben: »In drei Tagen werde ich von den

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