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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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diesem Tag trug, stammte noch von dem Tag, als man ihn aus dem Fluss gezogen hatte. Auf den Tag genau neunzehn Jahre bevor Rant mit seinem Wagen an derselben Stelle ins Wasser stürzte. Ich besitze dieses Armband noch. Chet hat es mir gegeben.
    Der Tag, an dem Rant im Fluss verschwand, und der Tag, an dem Chet angespült wurde, waren beide ein 21. Dezember.
     
    Irene Casey: Der Junge stand mit verkrampften Zehen auf dem gefrorenen Matsch und wärmte seine Hände in dem Dampf, der aus seinem Mund strömte. Er bibberte am ganzen Leibe, schüttelte sich wie eine kleine Faust, und er sagte: »Es wird alles wieder gut ... alles wird wieder gut ...«
    Seine Arme waren voller Narben. Seine klappernden Zähne schwarz.
    Er mochte im Highschool-Alter sein.
    Von diesem blauen Papierfetzen einmal abgesehen, stand er dort im Schilf nackt wie ein Baby.
     
    Neddy Nelson: Hört sich heftig an, aber Rant hat anscheinend seine eigene Mutter geheiratet. Hat den Namen Chester Casey angenommen und ist dageblieben, um den Jungen großzuziehen. Um sich selbst großzuziehen.
     
    Irene Casey: Ich konnte mich nicht aufrichten, so sehr war ich am Eis festgefroren. Ich kam nicht mal so weit nach vorn, dass ich meine Jeans oder ein paar von den Höschen nehmen konnte.
    Der nackte Junge stolperte über die schwankenden Eisschollen auf mich zu und sagte immer wieder: »Nicht bewegen.« Und: »Du bist verletzt.«
    Der Fluss spülte Wasser über das Eis, und der Junge sagte: »Versuch nie, in Krankenhausklamotten zu trampen.«
    Er rutschte und glitt auf seinen blauen Papierpantoffeln zu mir her und bückte sich, um mir in Höschen und Jeans zu helfen. Und als seine zitternden Finger mich berührten, sprang zwischen uns ein Funke über. Zwischen seiner und meiner Haut knallte eine elektrische Entladung. Laut. Grell im Tageslicht. Zwischen unseren Fingerspitzen.
     
    Neddy Nelson: Ist das nicht wie die - Dreifaltigkeit? Rant und Chester und der alte Green Taylor Simms: wie in der christlichen Kirche, drei Leute, die ein und dieselbe Person und doch voneinander verschieden sind?
     
    Irene Casey: Bis auf die Knochen durchgefroren, krieche ich über die zertrümmerte Eisfläche zum Ufer. Hinter uns der schwappende Fluss. Mein Weihnachtspullover ausgeleiert und schmutzig. Rote und gelbe Flecken. Blut und Pisse. Völlig ruiniert.
    Der nackte Junge sagt: »Das ... tut mir leid.«
    Und ich mache die Knöpfe auf und schäle meine Arme aus den verdreckten Ärmeln. Ich halte ihm den Pullover hin und sage: »Nimm das. Du holst dir ja den Tod.«
     
    Neddy Nelson: Würde das nicht erklären, warum Chet Casey so wenig um seinen toten Sohn getrauert hat? Und warum Chet sich einfach so in diesem Haus eingenistet hat?
    Also wenn es hier nicht um ein paar fette Zeitschlaufen geht, dann weiß ich auch nicht.
     
    Irene Casey: Als wir zum Weihnachtsessen zurückgehen, frage ich ihn: »Wer bist du?« Und dieser Junge sagt: »Das willst du gar nicht wissen ...«
     
    Echo Lawrence: Schlaufen - wie beim Sticken.
     
    Shot Dunyun: Ist das denn zu fassen? Rant Casey ist nicht tot. Er ist Chester geworden. Der Vater. Als Rants Auto als flackernder Weihnachtsbaum vom Barlow-Viaduct stürzte, flog er in die Vergangenheit, aber nicht um, wie Simms es geplant hatte, Irene zu töten. Rant ging vielmehr zurück, um Irenes Vergewaltigung zu verhindern. Das gibt's doch gar nicht.
     
    Irene Casey: Und so ist Chet in mein Leben getreten. Sicher war ich mir erst, als meine nächste Regel ausblieb, aber danach trat dann auch Buster in mein Leben.
     
    Echo Lawrence: Das Hundegebell weckte mich. Ich saß immer noch im Auto und beobachtete Rants altes Haus. Es war noch Nacht. Das Licht vor der Haustür ging an, die Fliegentür knarrte. Eine Silhouette erschien darin, und eine Frauenstimme rief: »Fass!«
    Das Jaulen, Bellen und Knurren wurde leiser und immer leiser.
     
    Shot Dunyun: Die Frau in der Haustür schrie im Licht der gelben Glühbirne: »Fass! Na los, mach schon!«
    Aus dem Schatten einer Robinie löste sich eine Gestalt. Und eine Männerstimme sagte: »Mrs. Casey?«
     
    Echo Lawrence: Und Irene sagte: »Bodie? Bodie Carlyle?«
    Inzwischen hatte die Gestalt einen Fuß auf die unterste Treppenstufe gesetzt. Die Fliegentür knarrte, und Irene sagte: »Komm schon rein. Du holst dir ja den Tod ...«
     
    Bodie Carlyle (

Freund aus Kindertagen): Sehen Sie, nichts im Leben ist nur gut oder nur schlecht, es ist immer ein
     
    Shot Dunyun: Der Mann trat ins Haus. Das Licht über

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