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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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mit sich rumtragen. Vielleicht war sie eine von denen.
     
    Dr. Phoebe Truffeau: Andere Bezeichnungen für Superspreader sind »Superinfector« und »Supershedder«. Aufgrund des unsichtbaren tödlichen Speichelnebels und Tröpfchenregens, der diese ansteckenden Personen umgibt, sprechen Epidemiologen gelegentlich auch von »Wolken«.
     
    Neddy Nelson: Macht es Ihnen keine Angst, dass das Notstandsgesetz für medizinische Krisensituationen jetzt alle legalen Rechte eines Individuums außer Kraft setzen kann?
     
    Shot Dunyun: So wie man seine ärgsten Feinde wegsperrt, ohne sie vor ein ordentliches Gericht zu stellen, ohne ihnen Anwälte zu beschaffen, so werden jetzt auch Erkrankte unter Quarantäne gestellt. Ärzte sind die neuen Richter und Geschworenen. Die Krankheit ist die neue Massenvernichtungswaffe.
     
    Neddy Nelson: Was glauben Sie, warum jeder politisch Radikale als tollwütig »diagnostiziert« und dann weggesperrt wird, bis man seinen unvermeidlichen Tod verkünden kann? Begreifen Sie nicht, dass es sich hier um legalisierten Mord handelt?
     
    Hudson Baker: Als ich es nicht mehr aushalten konnte, rief ich Mr. und Mrs. Nye an und erzählte ihnen alles über Amber, die Kaugummizettel und die Crash-Partys. Daraufhin heuerten sie einen Privatdetektiv an.
    Aber als sie Gregg Denneys Wohnung aufsuchten, war Amber nicht mehr da.
     
    Neddy Nelson: Wie können Sie behaupten, Rant Casey habe überreagiert? Wie soll denn ein intelligenter Mensch reagieren, wenn er herausfindet, dass er bloß das Produkt eines korrupten Schweinesystems ist? Wie soll man weiterleben, wenn man merkt, dass man mit jedem Atemzug, mit jedem Dollar, den man Steuern zahlt, mit jedem Kind, das man in die Welt setzt - dass man mit alldem nur ein verbrecherisches System am Leben erhält?
    Wie lebt man mit dem Wissen, dass man mit jeder einzelnen Zelle und jedem Blutstropfen Teil des Bösen ist?

40
Letzte Zusammenhänge
     
    Wallace Boyer (

Autohändler): Also, wenn Sie sich am Ohr kratzen, kratz ich mich am Ohr. Wenn Sie den Kopf zur Seite legen, tu ich das auch - ich passe mich Ihnen an -, halte Blickkontakt, zeige, dass ich mich für Sie interessiere, mit dem Ziel, Ihnen was zu verkaufen.
    Ich sagen: »Sehen Sie« - auch dies ein eingebetteter Befehl.
    Wenn Sie sagen: »Zeitreisen sind nicht möglich«, suche ich einen gemeinsamen Nenner und entgegne: »Gewiss, viele Leute halten das für unmöglich, aber hat man früher nicht auch gesagt, der Mensch werde nie fliegen können?«
     
    Echo Lawrence (

Party-Crasher): Zum letzten Mal habe ich Green Taylor Simms in einer Matratzennacht gesehen. Green schnallte eine Matratze aufs Dach seines roten Daimlers. Bevor es offiziell losging, machten wir einen Boxenstopp, um noch einmal vollzutanken. Während wir am Auto lehnten, hielt Green in seinem Nadelstreifenanzug die Zapfpistole in den Tank. Es roch nach Benzin und Brathähnchen.
    Ich hatte Shot an diesem Abend nicht Bescheid gesagt, damit ich mit Green allein fahren konnte. Und als wir so da standen, erzählte ich Green Taylor Simms, dass Rants Vater, Chester, in die Stadt gekommen sei.
    Green starrte auf die Ziffern an der Zapfsäule, die Dollars und Liter, die da durchliefen, und sagte: »Wie krank ist der alte Mr. Casey eigentlich im Kopf?«
    Torinos und Vegas und Toronados fahren vorbei, alle mit Matratzen auf dem Dach. Und alle Gesichter in diesen Wagen sehen zu uns her, zu uns und unserer Matratze. An allen Kreuzungen stehen Leute und halten den Daumen hoch, um von irgendwem mitgenommen zu werden. Manche winken mit Geldscheinen für eine Tankfüllung.
    Und ich erzählte Green Taylor Simms, was Chester Casey mir erzählt hatte.
    Green sagte nichts. Hörte nur zu. Beobachtete die anderen Teams, die uns beobachteten.
     
    Aus dem Verkehrsfunk von Radio Graphic Traffic: Diese Meldung kommt eben herein, und es sieht mal wieder nach einem sattsam bekannten Fall von Dejavu aus. Drei Polizeifahrzeuge verfolgen mit hoher Geschwindigkeit ein brennendes Auto auf dem Madison Beltway in westlicher Richtung.
    Sie hören Tina Something mit den neuesten Meldungen ...
     
    Wallace Boyer: Es hilft, hat Chester Casey gesagt, wenn man ganz einfach anfängt. Man soll sich die Zeit nicht wie einen Fluss vorstellen, eher wie ein Buch. Oder eine Schallplatte. Etwas Fertiges. Wie einen Film, mit Anfang, Mittelteil und Ende, vollständig abgedreht und fertig.
    Eine Zeitreise kann man sich dann so denken, als ob einem das halb gelesene Buch aus der Hand

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