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Das Kainsmal

Titel: Das Kainsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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spricht einiges dafür.
     
    Bodie Carlyle: Von einem kleinen Teil meines Goldes konnte ich mir das mitternachtsblaue Pfadfinderhemd und die Hose dazu kaufen, und auch das Pfadfindermesser, den Gürtel und den Kompass. Da Milt Tommy in die sechste Klasse ging und von dem Schatz nichts abbekam, gab ich ihm hundert Dollar in Gold für seine Schärpe, auf die sämtliche Verdienstabzeichen schon draufgenäht waren. Alle, von Erste Hilfe bis Bürgerpflichten.
    Die Leute verkaufen einem wirklich alles, wenn der Preis stimmt.
    Und ich musste erfahren, dass ein gekauftes Verdienstabzeichen absolut nichts wert ist.

7
Spukhaus
     
    Bodie Carlyle (

Freund aus Kindertagen): Rant gab nur ein einziges Mal Goldgeld aus, und zwar, als er eines Tages mit seiner Schubkarre zur Großschlachterei Perry ging.
     
    Curtis Dean Fields (

Pfarrer der Christian-Fellowship-Gemeinde in Middleton): Im Gemeindesaal war alles für die jährliche Spukhausparty hergerichtet: Alte, nach Lokdiesel stinkende Wachstuchplanen hingen von der Decke und bildeten einen stockdunklen Tunnel. Die Planen waren so aufgehängt, dass der Tunnel nach rechts und links und im Kreis herum ging, um die Leute zu verwirren und damit ihnen der Weg so lang wie möglich vorkam. Am Eingang warteten die Kinder, und Rant führte eins nach dem anderen da durch. Drinnen nur so Kinderkram. Am anderen erwartete sie dann die Party mit Kostümwettbewerb, Kuchen und Süßigkeiten. Einmal gab es auch eine Pinata.
    In dem Tunnel war es stockfinster, nur ab und zu blitzten Lichter auf und zeigten irgendwas Unheimliches. Hinten war es am dunkelsten, und hier verband Rant einem die Augen. Dann nahm er deine Hand, steckte sie in einen großen Mischkessel mit weichgekochten Hörnchennudeln und viel Butter und sagte: »Das ist Hirn.« Man tastete in einer Schüssel mit in Maiskeimöl getränkten Weintrauben oder geschälten hartgekochten Eiern herum, und Rant sagte: »Das sind Augäpfel.« Harmlose Scherze waren das damals. Aber für ein Kind ist das schon was, so im Dunkeln da zu stehen und die Hand in eine Schüssel mit warmer Gelatine zu tauchen, während Rant Casey sagt: »Das ist frisches Blut ...« Aber selbst für ein Kind ist das noch lange keine Horrorvorstellung.
     
    Luella Tommy (

Nachbarin aus der Kindheit): Am Ende des Tunnels, wo die Party stattfindet, mampfen die Kinder Kuchen und spielen Armer schwarzer Kater. Sie tanzen den Orangentanz. Manche Kinder fragen nach Servietten, um sich die Hände abzuwischen, nachdem sie angeblich Hirn und Lunge und andere Scheußlichkeiten angefasst haben. Andere wischen sich die Hände einfach gegenseitig an ihren Kostümen ab.
    Die kleine Elliot kommt aus dem Tunnel, die Arme rot bis zu den Ellenbogen. Richtig rot. Sie weint. Sie ist als Engelchen verkleidet, sie trägt Flügel aus Drahtbügeln, die mit Seidenpapier bespannt sind, und einen Heiligenschein aus Draht mit goldenem Glitzerzeug. Die kleine Elliot fährt sich mit einer Hand über die Augen, schmiert sich Rot ins Gesicht, sie schluchzt und sagt: »Rant Casey hat mir ein echtes lebendes Herz in die Hand gelegt ...«
    Und ich sage: »Nicht doch, Schatz. Das war nicht echt.« Ich spucke auf eine Serviette, wische ihr das Gesicht ab und sage: »Das war nur eine geschälte Tomate ...« Aber ich spüre, wie verschreckt sie ist. Ich knie vor ihr, wische ihr Gesicht mit einer Papierserviette ab, aber sie zerreißt sofort. Und dann merke ich, wie klebrig das rote Zeug ist, wie es die Falten ihres Rocks zusammenleimt. Klebrig, mit dunklen Flecken drin. Klümpchen. Das ist nicht bloß rote Lebensmittelfarbe. Und dann der Geruch. Trotz des Dieselgestanks dieser alten Planen ein deutlicher Geruch nach Karbolineum, wie Eisenbahnschwellen an einem heißen Tag, süßlich wie Ringelblumen, penetrant wie angegammeltes Fleisch.
     
    Glenda Hendersen (

Nachbarin aus der Kindheit): Um Gottes willen. Die ganzen Kinder, bei einigen nur die Finger, bei manchen der ganze Arm, und die Kostüme, kleine Piraten und Feen und Landstreicher, alles ist mit Blut beschmiert. Mit echtem Blut, und das Blut ist so alt, dass es schon schwarz ist. Sie essen Kuchen, und schon ist das Blut auf dem Zuckerguss. Blut an der Kelle in der Punschterrine, Blut an den Orangen. Blutige Fingerabdrücke an den Keksen.
    Aus dem Planentunnel kommt eine Armee kleiner Fußabdrücke, auf dem Fußboden des Gemeindesaals wimmelt es von klebrig roten Abdrücken von Turnschuhen und Sandalen. Lowell Richards von der Highschool nimmt

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