Das Kainsmal
hundert Farben auf. Reifen quietschen, die Masse aus funkelnden Lichtern und Farben streift kreischend am Teamfahrzeug entlang und verschwindet wieder in der Nacht.
Shot Dunyun: Der Auktionator sagt: » ... Zwanzig Dollar? Können wir die Auktion bei zwanzig anfangen ... ?«
Und aus den Tiefen des Motors, das Gesicht noch immer am Brandschutzblech, ruft Echo: »Red keinen Unsinn. Ich kenne ja nicht mal dein aktuelles Nummernschild.«
Tina den Hintern entgegenreckend, sagt sie: »Wie kann ich dir ein Foul anhängen, wenn ich nicht mal dein Nummernschild kenne?«
Der Auktionator sagt: »Zwanzig! Zwanzig sind geboten! Höre ich fünfundzwanzig? Wer bietet fünfundzwanzig ... ?«
Rant, Ellbogen auf den Kotflügel gestützt, beobachtet Echo. Und ich beobachte die beiden und zeichne das auf, damit ich es später zu Hause leben kann.
Tina sagt: »Hey, kleiner Taggänger ...« Sie sieht Rant an und sagt noch lauter: »Hey, du mit den schwarzen Zähnen! Kleiner Taggänger!«
Rant blickt auf. Hemdsärmel hochgeschoben, so dass man die Bissnarben an seinen Unterarmen sieht.
Und Tina sagt: »Hat deine Freundin dir erzählt, was sie arbeitet? Woher sie die Kohle hat, die sie für Autos ausgibt?«
Rant sagt nichts. Aus reiner Gewohnheit spucke ich aus. Und noch einmal.
Echo zieht einen Arm aus dem Motorraum, und als sie ihn anwinkelt, erscheint eine Hand. Die Hand stopft einen Verstellschlüssel in eine hintere Hosentasche ihrer Jeans.
Und zu Echos Hintern, zu dem aus der Tasche ragenden Schraubenschlüssel, sagt Tina Something: »Deine Freundin, die du so sehr magst, sie fickt für Geld.« Tina verschränkt die Arme vor der Brust, beugt sich zurück und schreit: »Deine kleine Freundin ist eine gottverdammte Hure.«
Aus den Aufzeichnungen von Green Taylor Simms: Am Tag nach einer Baumnacht funkeln die Straßen. Glänzen. Goldene und silberne Lamettasträhnen flackern und flattern im Wind. Zerbrochener Glasschmuck knirscht unter den Reifen.
Shot Dunyun: Der Auktionator sagt: » ... Dreiundzwanzig sind geboten. Ein Gebot von dreiundzwanzig Dollar. Zum ersten ...«
Echo tritt zurück, richtet sich auf und dreht sich zu Tina um.
Und Rant sagt: »Ist das wahr?«
Der Auktionator sagt:» ... zum zweiten ...«
Echo dreht den Kopf hin und her, bis ihre Halswirbel knacken, und sagt: »Ist was wahr?«
Rant sagt: »Was sie gesagt hat.« Er sagt: »Bist du wirklich meine Freundin?«
Und der Auktionator sagt: »Verkauft!«
21
Echo
Canada Mercer (
Software-Entwickler): Meine Frau und ich haben Echo Lawrence nach einer Dinnerparty angeheuert. Freunde von uns, die Tyson-Neals, hatten gerade ihr erstes Kind bekommen, und die Bedürfnisse des Kleinen störten die Mahlzeit beträchtlich. Als die Mutter zum xten Mal aufstand und aus dem Zimmer ging, sagte der Vater: »Bin ich froh, dass wir das mit dem Flotten Dreier ausprobiert haben, bevor der Kleine gekommen ist.« Mit einem Neugeborenen, sagte er, hätten sie niemals die Zeit und die nötige Ruhe gehabt, Bondage-Spielchen auszuprobieren, Vibratoren, Polizeiuniformen. Aber das liege alles hinter ihnen, und jetzt, wo das Baby da ist, hätten sie nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Sie machten einen sehr glücklichen Eindruck.
Als wir von der Party aufbrachen, kamen Sarah und ich uns vor, als hätten wir bisher hinterm Mond gelebt. Auch wir planten ein Kind zu bekommen, und wir hatten noch nicht einmal Analverkehr ausprobiert. Von einem Flotten Dreier ganz zu schweigen. Ein paar Tage später riefen wir die Tyson-Neals an und fragten, wie sie an eine Frau gekommen seien, die mit ihnen ins Bett gehe. Sie kannten eine junge Dame, die ausschließlich mit Paaren in unserem Alter arbeitete. Ein Nachtgänger-Mädchen. Sie werde nach der Sperrstunde gern zu uns in die Wohnung kommen.
Echo Lawrence (
Party-Crasher): Vergiss es. Die Polizei hat das Schwein, das in unsere Familie gekracht ist, nie gefunden. Die letzte Erinnerung an meine Eltern ist, wie wir zusammen im Auto sitzen. Wir sind dauernd durch die Gegend gefahren. Meine Mutter hatte ein graues Auto, einen Dienstwagen, der so verbeult war, dass er aussah wie Alufolie, die man zusammengeknüllt und dann wieder glattgestrichen hat. Als Verkehrsforscherin hielt meine Mutter mir ständig Vorträge über die Messung von Verkehrsaufkommen: Berechnung der Straßenauslastung in Prozent. Manchmal hielt sie mitten auf einer Autobahnüberführung an, so dass wir die Autos auf der Straße unter uns beobachten
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