Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
Schaudern. Nach dem Wechsel zur Sozialpädagogik ging es im FH-Studium etwas aufwärts, weil »Fairness« ein zentraler Wert vieler Kommilitonen und damit erfüllt war, allerdings zählte »Anerkennung für Leistung« in dem Umfeld weniger, daher gibt Christina in Summe für die Werte 50 Prozent. Die Karriereanker waren gemäß der Ausbildungssituation ebenfalls noch nicht voll erfüllt. Das Anerkennungsjahr und das erste Berufsjahr in der Verwaltung »dümpelten so vor sich hin«, beurteilt Christina diese Zeit. »Da gab es zu wenig Gestaltungsspielraum für meine unternehmerische Kreativität und ich hatte auch noch zu wenig Verantwortung (Minus im Karriereanker »General Management«). »In Brüssel ging dann die Post ab«, schmunzelt sie. Hier stimmt lange Zeit alles: Werte, Karriereanker und auch Kompetenzen. Anlass für den späteren Wechsel mit 36 Jahren zurück nach Berlin ist vor allem das Privatleben. Aber auch die Aussicht, dass sie ohne weitere formale Qualifikationen in Brüssel keinen weiteren Aufstieg schaffen wird. Und für Christina, mit dem Karriereanker »General Management«, ist mehr Verantwortung wichtig. Über einige Jahre ist der Berliner Job sehr gut für sie. Dann folgt ein kompletter Werteabsturz. »Wenn ich in einem fairen Wettbewerb die Stelle nicht bekommen hätte, wäre das für mich zwar schmerzhaft gewesen, aber akzeptabel. So aber geht das gar nicht. Es war einfach unbegründet und unfair.« Noch immer kocht sie förmlich vor Wut, wenn sie davon spricht. »Ehrlicherweise«, sagt sie mit Blick auf die fallende Kurve bei den Karriereankern, waren die letzten zwei Jahre in dem Berliner Job aber auch inhaltlich nicht mehr so zufriedenstellend. Vielleicht wollte ich mit der Geschäftsführung auch davon weg.
Christinas Zufriedenheitskurve beziehungsweise deren Absturz bringt den Handlungsbedarf klar auf den Punkt: Der nächste Job braucht auf jeden Fall Gestaltungsspielraum und muss ihre zentralen Werte bedienen. Christina ist kein Typ für Wertekompromisse. Dafür ist sie im Gegenzug auch bereit, Zeit und Energie zu investieren.
Wie entscheiden Sie sich? Finden Sie das heraus in der folgenden Fazit-Übung.
Übung 25 : Ein Fazit ziehen
Was sagen die einzelnen Kurven über den Grad Ihrer Zufriedenheit mit Ihren früheren Berufsstationen oder dem jetzigen Job aus?
Zur Beantwortung dieser Frage bieten sich Ihnen verschiedene Möglichkeiten. Sie können Ihre summarische Gesamtzufriedenheit je beruflicher Station betrachten, also über alle relevanten Faktoren hinweg. Oder Sie schauen auf einzelne Faktoren, beispielsweise den Verlauf Ihrer Kompetenzen oder Werte. Spannungsreich sind oft gerade abweichende Kurven und Diskrepanzen, wenn Sie zum Beispiel Ihre Kompetenzen in einem Job einsetzen und entwickeln konnten, dies aber für Ihre Werte nicht gilt, wie es bei Christina der Fall war.
Letztlich ist es ganz allein Ihre Entscheidung, ob Sie nach der Betrachtung Ihrer Zufriedenheitskurven ein Fazit ziehen, das eine berufliche Veränderung beinhaltet.
Eine Option ist immer auch, dort zu bleiben, wo man ist. Wenn in Summe die Bilanz stimmt, können Sie sich vielleicht doch mit einigen weniger positiven Aspekten arrangieren? Auch das wäre ein gutes, nämlich stimmiges Ergebnis der Zufriedenheitskurve in der Gesamtbetrachtung.
Ein Fazit Ihrer beruflichen Gesamtzufriedenheit verleiht Ihrem Eindruck in jedem Fall Verbindlichkeit und motiviert zum Weitergehen. Oder bestärkt Sie eben darin, zu bleiben.
Folgende Fragen können Sie als Anregung nutzen, um ein Fazit aus Ihren Zufriedenheitskurven zu ziehen:
Schließt Ihre jetzige Tätigkeit zentral wichtige Aspekte und Entwicklung mit ein? Wird es im jetzigen Job möglich sein, diese zu durchlaufen?
Schließt die Summe Ihrer Kompetenzen und Werte diese Entwicklung aus?
Sollte Letzteres zutreffen: Welche Alternativen bieten sich?
Bieten Alltag, Freizeit und das private Umfeld einen Ausgleich, um in beruflicher Hinsicht zufrieden zu bleiben?
Können Sie sich mit einzelnen Abweichungen in der Zufriedenheit arrangieren, wenn Sie in Summe die Vorteile der anderen Aspekte betrachten?
Wo sind Sie bereit, Kompromisse zu schließen?
Werden Sie in Ihrer jetzigen Situation gesund bleiben können?
Notieren Sie nun bitte Ihr Fazit.
Kreative Alternativen für die Darstellung Berufszufriedenheit
Nicht jedem liegt die Art der Darstellung von Berufszufriedenheit in einer Kurve, für manche meiner Klienten ist dies zu technisch. Im Folgenden möchte ich Ihnen
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