Das Kairos-Prinzip: So finden Sie den richtigen Zeitpunkt für den beruflichen Wechsel
erstaunlich. Denn heute ist diese Vision zu 100 Prozent verwirklicht!
Als ich nach sechs Jahren in der Festanstellung meine Selbstständigkeit plante, habe ich mit einer Kollegin mit der Methode der Visionsreise gearbeitet. Folgende Bilder konnte ich sehen: Ich bin an einem Ort mit einem Wald in der Nähe. Das tiefe dunkle Grün der Bäume hat eine starke, beruhigende Ausstrahlung. Es ist auch Wasser in der Nähe. Der Arbeitsraum, in dem ich arbeite, ist ein Ort der Ruhe und der Inspiration. Menschen kommen aus vielen Himmelsrichtungen hierher, nehmen Wege in Kauf, um dort mit mir zu arbeiten (ich hatte immer das Bild, dass Menschen zu mir kommen und nicht, dass ich, wie bei Beratern, Trainern, Coachs häufig üblich, selber viel zu Kunden reise). Die Menschen erzählen mir von Ihren Problemen und Wünschen, und ich unterstütze sie dabei, für diese Probleme neue Lösungen zu finden. Die Verbindung nach innen, zu tragenden Werten und Sinn ist dabei zentral. Ich erlebe, dass Menschen bereit sind, für das, was sie bei mir finden, auch Geld zu bezahlen, gutes Geld. Ich habe Kunden, die dies aufbringen.
Für mich ergab sich kein Mottosatz aus dieser Visionsreise, aber ganz zentral dieser Blick auf die Bäume mit ihrem tiefen Grün. Er symbolisierte für mich alles, was ich im Beruflichen machen wollte.
Wenn ich heute, im Jahr 2013 auf diese Vision zurückschaue, ist es ehrlich gesagt beeindruckend, wie präzise manche Details eintrafen. Man könnte wirklich von der »sich selbst erfüllenden Prophezeiung« sprechen, im positiven Sinne. Zum Zeitpunkt der Visionsreise wohnte ich noch allein ohne meinen Mann in einem zentralen Bezirk von Berlin, also keineswegs so wie in meinem Visionsbild. Heute lebe und arbeite ich in Berlin-Tegel, mit dem Tegeler See und dem Tegeler Forst gleich um die Ecke – das tiefe Grün der Bäume beruhigt und inspiriert mich beinahe jeden Tag. Mein Arbeitsraum und meine Arbeitsweise sind genauso eingetroffen wie in der Vision. Ich sah in dieser inneren Bilderreise tatsächlich auch eine Wohnung, die der, in der wir heute leben, einfach frappierend ähnlich war.
Und natürlich hat meine Vision auch Konsequenzen. Wer einen schönen Arbeitsraum hat und nicht viel zu Kunden reist, muss diesen Raum finanzieren. Auch in den Sommermonaten, wenn Klienten Ferien machen. Bin ich gern bereit, diesen Teil der Vision in Kauf zu nehmen? Ja!
Vision und Ziele – auf die richtige Formulierung kommt es an
Nun haben Sie per »Zukunftsvideo« einen Eindruck davon bekommen, wie der Job, der zu Ihnen passt, sich anfühlen kann. Am Ende dieses Buches soll ein Plan für Sie entstehen, wie Sie konkret weiter vorgehen. Dazu nutzen Sie dann wieder die einzelnen Elemente der KAIROS-Methode.
Wie ich in der Einleitung bereits geschildert habe, wollen manche Klienten sehr schnell zu konkreten Schritten übergehen, schreiben überhastet an ihrem Lebenslauf und posten diesen in diversen Foren. Nach einigen Sitzungen kommen solche Aktivitäten dann meistens erst einmal zur Ruhe. »Ich weiß eigentlich gar nicht recht, was ich will und ob ich dann eine Stelle nach einem Einstellungsgespräch auch annehmen würde«, gestand sich eine meiner Klientinnen ein. Aus dem Ziel »Bloß weg hier« wurde das mittelfristige Ziel »Ich orientiere mich in Ruhe neu, gemäß meinen Kompetenzen und Werten«. Für die kurzfristige Perspektive konnte sie die Herausforderung der derzeitigen Situation annehmen und für sich formulieren: »In der jetzigen Situation lerne ich, was für mich zu lernen ist, und finde einen guten Ausstieg.«
Was Sie als nächsten Schritt brauchen, um vom Status quo in konkrete Handlungen zu kommen, ist etwas, das ich Zielvision nenne. In dieser Zielvision bündeln Sie in einem energievollen Satz oder einem Bild, worum es im Kern Ihrer beruflichen Vision geht. Sie knüpfen also direkt an Ihrer Visionsreise des idealen Tages, der idealen Woche und des idealen Jahres an und formulieren dafür einen oder zwei Sätze. Häufig fallen diese Formulierungen sehr bildhaft aus. Christina zum Beispiel fand für sich den Satz: »Ich steuere das Schiff und gebe Orientierung für Projekte im Sozialmanagement.«
Eine solche Zielvision zeigt Ihnen, in welche Richtung es gehen soll, und sie leitet Ihren persönlichen KAIROS-Prozess. Sie werden jetzt vielleicht einwenden: Ist ein Bild denn ausreichend als Ziel? Meine Antwort: Zu Beginn einer Veränderungsphase sind ein Bild und ein prägnanter Satz sogar besser als ein konkretes
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