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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Kleid anprobiert hätte. Oder es wenigstens umgedreht hätte. Ich wandte mich leicht zur Seite und sah meinen Rücken. Verdammt, das war Betrug. Sie hatten vergessen, die Rückseite des Kleids anzunähen. Die Vorderseite war äußerst züchtig und elegant und alles, lange Ärmel, weich fließender schwarzer Samt mit hohem Rollkragen, aber wehe, du drehst dich um, Baby, hinten war ich nackt bis zur Taille. Das hieß, ich musste ohne BH und ohne Schulterhalfter gehen. Gott sei Dank hatte Harve mir dieses Fußgelenkhalfter zu Weihnachten geschenkt. Und Gott sei Dank hatte mir Black diese Fransenstola aus der Lichterstadt Paris mitgebracht.
    Ich stellte einen Fuß auf den Waschbeckenrand und stellte fest, dass der Seitenschlitz sich bis weit zum Schenkel hinauf öffnete; also schnallte ich mir die Waffe ans andere Fußgelenk, knapp über den schwarzen Lackstilettos, letztmals getragen, als ich damit zudringliche Kerle auf einem Lkw-Parkplatz kastriert hatte. Aber sonst hätte ich zu diesem Kleid nicht Passendes gehabt. Springerstiefel waren nicht so ganz das Wahre und auch schwarz-orange, knöchelhohe Nikes nicht. Und Black wollte ich ja schließlich auch nicht blamieren.
    Danach fummelte ich eine Weile mit meinen Haaren herum, und beschloss, sie wie Black einfach streng nach hinten zurückzufrisieren. Sein Haargel stand griffbereit, und ich trug etwas davon auf. Ich hatte noch ein Paar Diamantohrstecker von Tante Helen, also legte ich die auch an. Dann fiel mein besorgter Blick auf das Make-up-Set von Lancôme, das mir Bud vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich hatte es nie geöffnet. Sollte ich? Wie schon gesagt, das war eine schicke Angelegenheit, und ich wollte Black nicht blamieren. Ich wollte mich andererseits auch nicht blamieren, und ein bisschen Kosmetik konnte wirklich nicht schaden.
    Ich öffnete das Set und nahm ein Fläschchen Mascara heraus. Meine Wimpern wunderten sich wahrscheinlich. Dann trug ich etwas Rouge auf meine Wangen auf, dazu zimtbraunen Lippenstift, nur einen gedämpften Hauch. Du lieber Himmel, so viel Make-up hatte ich seit einer Verabredung in meiner Jugend nicht mehr getragen. Ich kam mir blöd vor, aber Black würde es sicher gefallen.
    Als ich ihn hereinkommen hörte, nahm ich die Stola und legte sie mir um die Schultern. Nach einem letzten missgelaunten Blick in den Spiegel fragte ich mich, wer zum Teufel diese Frau überhaupt war. Black musste sich dasselbe gefragt haben, als ich die Treppe herunterkam, denn er stand wie angewurzelt da und starrte mich an.
    »Lieber Himmel, Claire.« Er trug einen Smoking und sah auch verdammt gut darin aus. Dann sagt er: »Du bist wunderschön.«
    Ich ging die Treppe ganz nach unten, und er sagte: »Ohne deine Waffe erkenn ich dich ja kaum.«
    »Falsch gedacht.« Ich hob den Saum des Kleids und zeigte ihm das süße kleine Ding.
    »Ich hätt’s wissen müssen.«
    »Wie war New York?«
    »Okay. Komm bitte her. Ich brauch dich.«
    »Aber ruinier bloß nicht meinen Lippenstift.«
    »Kann ich nicht versprechen.«
    Er ruinierte ihn natürlich doch, aber was soll’s. Ich hatte ihn auch vermisst. »Okay, Black, das muss für’s Erste reichen. Wir dürfen uns nicht verspäten. Charlie könnte auch dort sein.«
    »Solange wir das später fortsetzen können.«
    »Oh, noch was.« Ich wirbelte herum und zeigte ihm die fehlende Rückseite meines Kleids. Nicht dass er auf dem Ball eine Herzattacke bekam!
    »Mann, du hast echt vor, das in der Öffentlichkeit zu tragen?« Dabei lächelte er aber. »Da kann ich für nichts garantieren. Nicht bei so viel nackter Haut.«
    »Darum die Kaschmirstola.«
    Black nahm sie und legte sie mir um die Schultern. Ich kam mir vor wie in einer dieser bekloppten Seifenopern.
    »Ich glaube, mir gefällt deine Aufmachung. Noch besser als das Prostituierten-Outfit.«
    »Schmeichler.«
    »Du riechst auch so gut.«
    »Irischer Frühling. Von dir. Hab ich im Bad gefunden. Komm jetzt, lass uns gehen. Ich hoffe, du hast die Heizung im Auto angelassen. Dieses Kleid ist allenfalls was für heißblütige Brasilianerinnen.«
    Ich schnappte mir meinen Polizeiparka und zog ihn über mein schickes Outfit. Ich würde mir doch nicht den Hintern abfrieren, nur um mein neues Fähnchen zu zeigen.
    Ich trat zur Tür hinaus und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Wahnsinn, Black.«
    »Dacht ich mir, dass er dir gefällt.«
    Es war ein nagelneuer Geländewagen, ganz in Schwarz und Chrom, massiv und bullig. Nicht so eine mickrige Kiste, wie man

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