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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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fixierte mich mit seinen Augen. »Du willst es dir nicht überlegen, bei mir zu wohnen, solange ich weg bin? Da gibt’s Zimmerservice rund um die Uhr.«
    »Ja, genau, ich vergesse meinen Job und verstecke mich bei dir zu Hause vor dem schwarzen Mann.«
    »Wie du willst, Claire, aber überleg’s dir bitte.« Dieses Mal schob er mir ein Foto von Christie Foxworthy rüber, das, auf dem sie mit weit aufgerissenen Augen aus dem Koffer starrt.
    »Frühstück ist fertig«, sagte ich mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Hast du auch so Kohldampf wie ich?«

19
    Am Silvestermorgen schließlich lungerte ich wieder auf der Straße herum, dieses Mal in der Innenstadt von Camdenton. Zum Glück musste ich zu diesem Einsatz weder Netzstrümpfe noch ultrakurze Shorts tragen; es genügte mein üblicher schwarzer Overall mit der großen obligatorischen, gelb fluoreszierenden Prägeschrift SHERIFF . Anders als meine Verkleidung als Prostituierte schreckte dieses Outfit sämtliche potenziellen Freier von vornherein ab.
    Tatsächlich wartete ich auf Bud, der sich verspätet hatte. Der trübe, bedeckte Himmel passte haargenau zu meiner Stimmung. Über mir türmten sich dicke Schneewolken, die nichts Gutes verhießen. Wo lebte ich eigentlich? In der Arktis? Fehlten eigentlich nur noch ein Iglu und ein Pinguin als Haustier. Die vergangene Woche über hatten wir die Hintergründe von Absolventen der Akademie erforscht, ohne allzu großen Erfolg, und das Wetter kam unserer Arbeit auch nicht gerade entgegen.
    Dann tauchte Bud wie aus dem Nichts auf und schlenderte die Straße entlang auf mich zu.
    Ich begrüßte ihn freundlich. »Wird verdammt aber auch Zeit.«
    »Ey, Mann, ich hab den ganzen Vormittag lang Alibis überprüft. Weißt du schon, welche Art von Spinne du daheim hattest?«
    »Laut Veterinäramt war sie harmlos. Kommt in den hiesigen Wäldern häufig vor, ist hier heimisch. Ich fang dir eine. Kannst du dann Fido nennen.«
    Er schauderte. »Nein, danke. Ich hab ’nen Goldfisch.«
    »Vielleicht schenke ich sie Shabby nachträglich zu Weihnachten. Der steht auf so gruseliges Zeug.«
    Bud sah sich um. »Okay, was gibt’s? Neue Hinweise?«
    »Das nicht, aber ich brauch deine Hilfe.«
    Bud stutzte sofort, denn eigentlich war ich ein ziemlich unabhängiges Mädchen. Unwahrscheinlich, dass ich ihn schon mal um einen Gefallen gebeten hätte.
    »Welche Art von Gefallen?« Nun klang er misstrauisch. Verwirrt blickte er abermals um sich.
    »Versprichst du mir, nicht zu lachen?«
    »Aber ja doch.«
    Ein Teenagerpärchen kam händchenhaltend vorbei. Ich wartete kurz, und flüsterte dann: »Du sollst mir helfen, ein Kleid für deinen Geschenkgutschein auszusuchen.«
    Bud lachte herzlich.
    Meine Miene verfinsterte sich. »Moment mal, Bud. Wozu schenkst du mir diesen Gutschein, wenn du nicht willst, dass ich Gebrauch davon mache?«
    Er fing sich sofort. »Tut mir leid, aber wenn ich geschockt bin, muss ich immer lachen. Willst du ihn wirklich benutzen?«
    »Sicher.«
    »Für ein Kleid?«
    »Ja.«
    »Wow. Als Frau, so richtig, hab ich dich noch nie gesehen.«
    »Vielen Dank.«
    Bud schob die Hände in die Taschen. »Hey, es ist mir eine Ehre. Wirklich.«
    Ich kam mir saublöd vor. »Also da draußen in der Akademie heute Abend geht’s wohl ziemlich etepetete zu. Ich weiß nicht, was man zu so einem Anlass anzieht, also musst du mir helfen.«
    Er legte die Hand aufs Herz. »Ich bin gerührt, Claire, und ich werde dich nicht enttäuschen.«
    »Hilfst du mir nun beim Aussuchen oder nicht?«
    »Aber sicher. Swank’s ist gleich um die Ecke. Schon mal dagewesen?«
    »Wo denkst du hin?«
    Bud grinste frech. »Halt dich einfach an mich, und sag ansonsten kein Wort. Und zück nicht die Waffe, wenn sie dich zur Anprobe bitten.«
    »Halt jetzt den Mund, Bud.«
    Wir betraten Swank’s Couture mit entsprechend arroganter Miene, und ich klopfte den Schnee auf dem weißen Teppich von meinen Springerstiefeln. Im Eingangsbereich plätscherte ein weißer, dreistufiger Brunnen vor sich hin, was mich sofort nach der Toilette Ausschau halten ließ, und die herumstehenden, zum Teil halb nackten Schaufensterpuppen, machten einen freundlicheren Eindruck auf mich als Bostoner Society-Ladys. Das ganze Ambiente stieß mir sofort unangenehm auf.
    Die Wände waren fast alle verspiegelt mit vielen zurückversetzten Nischen für viele extra angestrahlte blasiert dreinblickende Schneiderpuppen. Und ich meine nicht Bud und mich.
    Wenig später trat die Eiskönigin von Finnland

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