Das kalte Gift der Rache
erbot sich die Finnin hoffnungsvoll. »Sie würden staunen, was das unter Umständen ausmacht.«
»Seh’ ich dann vielleicht so aus wie diese Puppen?«
Brianna lachte abermals. Wer hätte das gedacht, sie findet mich amüsant. Sie sah sich um und senkte dann die Stimme. »Dieser Laden ist doch ziemlich schickimicki, oder?«
Sie wurde mir immer noch sympathischer, und ich überlegte tatsächlich, was anzuprobieren. Bud fächerte die Kleider eines nach dem anderen durch wie Ralph Lauren oder so jemand. »Welche Farbe soll’s denn sein, Claire? Hier ist eins in Aqua, das gut zu deinen Augen passen würde.«
»Nee, viel zu aqua.«
»Okay, wie wär’s dann mit diesem in Gold-Beige, passend zu deinen Haaren?«
»Nee, viel zu gold-beige.«
Hier griff Brianna ein. »Miss Morgan, für mich sind Sie der Typ Frau, der eher schlichte Sachen bevorzugt, womit man meiner Meinung nach sowieso immer richtig liegt. Wie wär’s mit Schwarz. Dieses da zum Beispiel?«
Sie legte es sich über den Arm, um es mir vorzuführen. Ich begutachtete es genau zehn Sekunden lang und sagte dann: »Okay, ich nehm’s, vorausgesetzt, es kostet nicht mehr als dreihundert Dollar.«
Brianna nahm das Preisschild in die Hand. »Kommt fast hin. Genau dreihundertfünfzehn plus Mehrwertsteuer.«
»Was gibt’s sonst noch?«
»Claire, um Himmel willen, nur zwanzig Dollar mehr.« Bud abermals.
»Okay, okay, packen Sie’s ein. Ich nehm’s.«
Brianna lächelte und verschwand mit dem Kleid in einer weiteren Wandnische, die aussah, wie das Taj Mahal, nur kleiner. Hier befand sich die Kasse. Ein Kronleuchter spendete genügend Licht, damit reiche Leute große Schecks für kleine Kleider ausstellen konnten, die 315 Dollar plus Mehrwertsteuer kosteten.
Ich beglich die zusätzlichen Kosten, und sie drückte mir, begleitet von einem strahlenden Lächeln, das Wechselgeld in die Hand. »Schwarz steht Ihnen sicher sehr gut, sehr elegant, überhaupt, ein hübsches Paar, Sie beide.« Sie sah Bud beinahe schmachtend an, enttäuscht und traurig, dass er mir gehörte und nicht ihr.
Ich beschloss, ihren Tag zu retten. »Bud und ich sind kein Paar, ich hab einen anderen Mann, aber Bud ist Single und findet Sie verdammt attraktiv.«
Bud schaute mich an, als wäre ich verrückt geworden. Brianna lebte richtig auf. »Stimmt das wirklich?«
»Ja, find ich tatsächlich«, säuselte Bud, indem er sich mit einem Ellbogen auf der Theke abstützte. »Wollen wir uns nicht mal auf einen Drink treffen?«
»Liebend gern. Gleich heute Abend? Um halb sieben? Sie können mich hier nach der Arbeit abholen.«
Bud war platt, und diese Brianna hatte es faustdick hinter den Ohren. Aber ich mochte selbstbewusste Frauen, die das Heft in die Hand nahmen. Brianna war schon in Ordnung, aber Buds Südstaatenakzent hatte es ihr offenbar schwer angetan. Vielleicht stammte sie ja aus Südskandinavien.
»Vielleicht begleitet sie dich ja auf die Gala heute Abend, Bud. Ein passendes Kleid hat sie garantiert, und vielleicht können wir uns ja dort treffen.«
»Ich hätte große Lust«, stimmte Brianna ohne Zögern ein. Bud sah aus, als wäre er gestorben und in den Himmel gekommen.
Wieder draußen klemmte ich mir den silberfarbenen Karton mit dem Kleid unter den Arm und suchte nach dem Schlüssel für meinen Explorer. »Da hast du dir ja was angelacht, Junge, Junge. Die Frauen liegen dir ja regelrecht zu Füßen.«
»Für wie alt hältst du sie denn?«
»Alt genug, solltest du das gemeint haben.«
»Mann, sie sieht echt umwerfend aus. Blond, blaue Augen und gut gebaut.«
»Danke übrigens für deine Hilfe.«
»Lieber Gott, du hast das Erstbeste genommen, das sie dir gezeigt hat. Du hättest es anprobieren sollen. Bei Kleidern kann man sich erst sicher sein, wenn man sich im Spiegel gesehen hat.«
»Ich probiere nie was an. Es wird sicher passen. Hör zu, Black wird so gegen acht aus New York zurück sein und mich abholen. Wir erwarten dich und Brianna da draußen. Ich will mich auf dem Campus etwas umsehen, währen dieser Johnstone seine Show vor dem Publikum abzieht.«
»Bis später.« Bud schlenderte davon und winkte Brianna zu, die noch immer in der Tür stand und ihm hinterhersah. Was war das bloß mit ihm und den Frauen? Es musste der sexy Tonfall sein. Was wohl Brianna sagen würde, wenn sie erfuhr, dass er eigentlich Budweiser hieß?
Später an diesem Abend stand ich vor meinem Badezimmerspiegel und wünschte mir zum Teufel noch mal nichts sehnlicher, als dass ich das
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