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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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hinterlassen hatten, waren noch zu sehen. Ich sah auch, dass alle Leichen nun heruntergeholt und in die Gerichtsmedizin abtransportiert worden waren. Buckeye Boyd war noch vor Ort, immer noch kopfschüttelnd und ketterauchend. Ich fragte mich, beim wievielten Päckchen Marlboro er mittlerweile war. Vielleicht sollte ich ja auch zu rauchen beginnen. Würde vielleicht meine Nerven beruhigen.
    »Hey, Buck. Bist du die ganze Nacht über hier gewesen?«
    Er nickte und schnippte die Kippe beiseite. Es zischte, als sie auf dem Schnee aufkam. »Ja, ich hab die Bergung beaufsichtigt. Aber wir sind fertig damit, und ich geh jetzt erst mal auf ein Nickerchen nach Hause, ehe ich mit der Obduktion beginne.«
    »Gibt’s Hinweise auf die Identität des einen oder der anderen?«
    »Nichts. Die meisten waren nackt, und es gab keine Anhaltspunkte.«
    »Meinst du, diese so mysteriös verschwundene Hausmeisterin ist auch dabei?«
    Buckeye zuckte mit den Schultern. »Der Täter hat einfach wahllos zugeschlagen. Da ist alles dabei, Claire, Männer, Frauen, Kinder. Kaum zu glauben, da wird einem richtig schlecht. Und überhaupt, wo bleiben David Duchovny und Gillian Anderson? Ich erwarte schon die ganze Zeit, dass sie mit wehenden Rockschößen hier antanzen.«
    Buckeye verpasste keine einzige Akte X- Wiederholung.
    Der Wind fegte durch die Bäume. Ein Ast brach ab und krachte in einer Wolke aus Schneekristallen zu Boden. Ich zog meine Kapuze hoch und starrte zu den ausgefransten Seilfetzen hoch, an denen der Täter die Opfer um die Brust herum aufgeknöpft hatte. Sie wehten im Wind wie das Kopfhaar einer Leiche.
    »Ich werd mich mal ein wenig umsehen, Buck. Wie wär’s, ich nehm den Allrad da drüben?« Ich zeigte auf den kleinen, in ungefähr sechs Meter Entfernung geparkten Geländewagen.
    »Kein Problem. Die Bundeskollegen haben damit das Umfeld abgesucht. Stell ihn einfach wieder da ab, wenn du fertig bist. Sie sammeln ihn dann später ein.«
    Ich kletterte rein, startete und nahm die Strecke außerhalb des gelben Absperrbands den Wald entlang. Aus dem Auto heraus, in Schrittgeschwindigkeit, besah ich mir die gelb markierten Bäume, in denen die Opfer gehangen hatten.
    Am hinteren Ende des Schlachtfelds stellte ich den Motor ab. Ein Leichentuch aus Stille fiel über das Land, dann hörte ich die Stimmen der Männer von der Spurensuche, die ihre Arbeit beendeten. Mich umgab der Duft von Kiefernnadeln, gemischt mit den Benzinschwaden des Allrads. Ich suchte den Boden ab. Alles war übersät mit Fußabdrücken, kein Wunder, mehrere Ermittlerteams waren die ganze Nacht über herumgetrampelt in dem Versuch, irgendwas zu finden. Allem Anschein nach waren kleinere Gruppen, zu zweit und zu dritt, weiter ausgeschwärmt.
    Ich suchte nach den Spuren von McKays Allrad, und als ich sie fand, schloss ich aus dem Zustand der Schneedecke, dass meine Kollegen der Sache bereits nachgegangen waren. Ich kletterte in meinen Allrad und folgte McKays Spur ungefähr eine Meile in nördlicher Richtung bis zu einer steil aufragenden Felsformation. Die Spuren führten zu einem schmalen Fluss, dessen Ufer von beiden Seiten zugefroren waren. Die Mitte war offen und breit genug, um in einem Allrad durchzufahren.
    Ich ging ungefähr dreißig Meter am Ufer entlang in die eine und die andere Richtung. Am Fuß der Felsformation auf der gegenüberliegenden Seite gab es jede Menge Buschwerk und Bäume, alle schneebedeckt, aber nirgendwo eine Stelle, an der McKay den Flussbereich hätte verlassen können. Es waren keine Reifen-spuren auf dem sandigen Grund des Flussbetts zu sehen. Ich vermutete, das Wasser hatte sie längst eingeebnet.
    Eine Spur aus Fußabdrücken führte einen hohen Hügel hinter dem Fluss hinauf. Ich fuhr mit meinem Allrad bis zum höchsten Punkt und stoppte. Mein Blick fiel auf ein verfallenes Gebäude unterhalb. Es sah aus wie ein ehemaliges Motel. Hier draußen am Ende der Welt? Eine alte Jagdhütte vielleicht. Ich folgte der Schneise zerstörten Schnees durch kniehohe Verwehungen hindurch hügelabwärts. Ohne den Allrad umzuwerfen, erreichte ich das verfallene Gebäude, das von Fußspuren ermittelnder Beamten umgeben war. Ich stellte den Motor ab und stieg an einer Seite des Gebäudes aus. Ich hörte den Fluss, der hier breiter und schneller in seinem Bett in Richtung See strömte.
    Gegen Norden hin türmte sich der Schnee meterhoch, während die Sonne an der Südseite des Gebäudes schon einiges weggeleckt hatte. Ich durchsuchte den eisigen

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