Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
Vom Netzwerk:
Schlamm nach Reifen-spuren, falls McKay das Flussbett hier in der Nähe verlassen haben sollte. Die ermittelnden Beamten hatten scheinbar dasselbe getan. McKay konnte nicht einfach vom Erdboden verschwunden sein. Wenn es eine Spur von ihm gab, würde ich sie finden.
    Ich klopfte mir den Schnee von den Schuhen und richtete meine Aufmerksamkeit auf das Haus. Ein Bereich, mindestens zwei bis drei Räume umfassend, war vollständig abgebrannt. Den Rest hatte die Witterung weitestgehend zerstört. Ich stieß auf offene Stellen im Dach, herausgebrochene Fenster und leere Türrahmen. Überall lagen leere Bierflaschen herum, Getränkedosen und Laub. Ein Raum war voller Graffitis, und auf dem Boden lagen Spritzen herum. Es sah aus, als hätten Gewehrsalven die Wände durchsiebt, und auf dem Boden gab es eine Feuerstelle. Hier hatten eindeutig Junkies gehaust. Ideal, sich hier einen Schuss zu setzen. Ein ideales Jagdrevier auch für einen durchgeknallten Psychotäter. Gut möglich, dass sämtliche Kids, die hier von Heroin berauscht Party gemacht hatten, in den Müllsäcken gelandet waren, die wir in den Bäumen jenseits des Hügels gefunden hatten.
    Ich ging von einem Raum zum anderen und suchte nach Kritzeleien an den Wänden, Namen vielleicht, die uns bei der Identifizierung der Opfer behilflich sein könnten. Ich fand sie zuhauf, quasi die Visitenkarte menschlicher Beute, von Kids, die jung und leichtsinnig mit Alkohol und Drogen experimentierten, während sich die Eltern zu Hause um sie sorgten.
    Brandi liebt Tommy. Bobcats Rock. Sag Mom, es tut mir leid. Heather und Jimmy. Freunde für immer. Kimberley S.
    Ich notierte mir die Namen für einen Abgleich mit der Vermisstenliste. Vielleicht käme ja was dabei raus.
    Der hintere Raum sah aus wie ein Boilerraum. Überall lag Unrat herum, aufgeweichte Kartons, Bierdosen, Plastiktaschen, verrottetes Laub und Äste. Das Dach jedoch war vollständig intakt, sodass es hier dunkler war als in den anderen Räumen. Keine Spuren von Kritzeleien und auch keine verkohlten Überreste eines Lagerfeuers.
    In einem Anfall von Platzangst ging ich nach draußen und atmete kräftig durch, um mir an der frischen Luft den Kopf freizupusten von den Bildern von Jugendlichen, die hier versteckt in den Wäldern ihren Treffpunkt hatten und nun wahrscheinlich tot waren. Irgendwie war mir klar, dass auch sie McKay zum Opfer gefallen waren, so wie Classon, Christie und Willie Vines. Der Himmel war nun wieder bedeckt, finster und Unheil dräuend. Ich fragte mich, wann die Wettergötter uns endlich eine Pause gönnen und nach Alaska weiterziehen würden. So einen strengen Winter hatte es am Ozarks-See noch nie gegeben. Da war es fraglich, ob Blacks Pilot noch rechtzeitig ankommen würde, ehe der nächste Schneesturm hereinbrach.
    Leider vermisste ich Black. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass er sagte, ich sei nicht schuld an all den Katastrophen, nicht schuld daran, dass Bud im Krankenhaus lag, und dass McKay sich nicht einfach so aus dem Staub gemacht haben konnte. Manchmal glaubte ich ihm. Im Moment nicht. Er sollte lieber schleunigst nach Hause kommen, sonst könnte ich unangenehm werden.
    Ich sah mich weiter um und fand nichts Verdächtiges, keine Spur, die auf McKays Anwesenheit hier schließen ließ. Aber als Versteck war dieser Ort nicht zu überbieten. Außer ein paar Drogensüchtigen, die vielleicht Glück gehabt hatten und einem Massaker entkommen waren, kannte wahrscheinlich niemand diesen Ort. Ich beschloss, ihn der Feuerwehr zu melden, die ihn dann zu Übungszwecken abfackeln sollte.
    Ich streifte hinter dem Boilerraum herum und schaute über den Fluss hinweg ans andere Ufer, wo sich ein weiterer Hügel erhob. Das Wasser gurgelte und plätscherte munter vor sich hin, und es begann wieder zu schneien, als von einem Eichenast über dem Fluss rot aufleuchtend ein Kardinalsvogel abhob. Die Szenerie einer Weihnachtskarte. Die Hölle befand sich lediglich auf der anderen Seite des Hügels.
    Keine Fußspuren zogen sich den Hang hinauf, sodass sich die Schneedecke unzerstört und in jungfräulichem Weiß darüber erstreckte. Ich beschloss, weiter nach der Stelle zu suchen, an der McKay das Flussbett verlassen haben könnte. Vielleicht konnte sein Allrad aber auch fliegen wie die Fahrräder in ET – Der Außerirdische.
    Mein Allrad konnte definitiv nicht fliegen, würde also in den tiefen Verwehungen versinken, und somit stapfte ich den Hügel zu Fuß hinauf. Etliche Male rutschte ich aus und fiel

Weitere Kostenlose Bücher