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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Spinnweben. Meine Augen begannen zu brennen, und ich zog mir das Shirt über Mund und Nase, um nicht an den giftigen Dämpfen zu ersticken.
    Nach ungefähr zehn Metern Hölle auf Erden sah ich einen schwachen Lichtschein vor mir. Die Spinnen flohen noch immer vor meinem Gift, und ich wurde etwas schneller, fegte aber weiterhin Spinnweben beiseite und versuchte in einem neuen Anfall von Panik, so viele Tiere wie möglich mit der Taschenlampe zu töten. Der enge Tunnel schien sich um mich zusammenzuziehen, und ich wollte nur noch raus! Ich hielt es nicht mehr aus!
    Ich kroch schneller, bis ich mich schließlich aus dem Tunnel herauswand in eine kleine Höhle hinein. Ich kniete mich hin und begann, zitternd und bebend am ganzen Körper, das klebrige Zeug abzuschütteln und aus meinen Haaren und Kleidern zu zupfen. Ich hoffte bei Gott, dass ich nicht gebissen worden war. Bemerkt hatte ich zwar nichts, aber von meinen Nachforschungen her wusste ich, dass man den Biss der Einsiedlerspinne selten spürte. Ich zwang mich, stillzusitzen und meinen Ekel und die Ängste in den Griff zu bekommen. Okay, du bist draußen, du hast es geschafft. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Hoffte ich.
    Die Höhle war hoch genug, sodass ich, wenn auch leicht gebeugt, darin herumgehen konnte. Der Lichtkegel meiner Taschenlampe erhellte einen weiteren Durchgang, der noch weiter in die Tiefe führte. Ich stützte mich mit einer Hand gegen die Wand, öffnete meinen Parka und zog die Glock aus dem Schulterhalfter. Ich entsicherte sie und wankte den Tunnel entlang, Waffe und Taschenlampe in die Richtung gerichtet, aus der das Schreien des Kindes kam.
    Je tiefer ich kam, umso wärmer wurde es. Die Luft war feucht und roch unangenehm erdig wie in einem Reptilienhaus, aber auch nach Schwefel und verfaulendem Fleisch. Da war eine Leiche in der Nähe; ich hatte mit genügend Mordfällen zu tun gehabt und kannte diesen süßlichen, Übelkeit hervorrufenden Verwesungsgeruch.
    Ich ließ meine Taschenlampe durch das Dunkel kreisen. Der Geruch wurde umso stärker, je näher ich der Leiche kam. Ich blieb stehen, als ich sie schließlich fand. Es war eine Frau. Sie trug eine rosafarbene Bluse und einen weißen Denimrock und lag auf einem Militärschlafsack der genauso aussah wie jener, in dem wir Simon Classon gefunden hatten. Die Leiche musste schon länger dort gelegen haben, ich erkannte jedoch einen blonden Pferdeschwanz mit rosa-weiß gestreiften Schleifen. In ihren Haaren und auf den Kleidern waren Spinnweben.
    Ich ging gegen die Wand gestützt näher an das Opfer heran. Sie hatte Blumen in ihren Händen. Frische Blumen. Weiße Lilien. Um den Körper herum standen halb abgebrannte Kerzen, und an der Wand lehnten gerahmte Engelbilder, jenen ähnlich, die ich in Classons Treppenaufgang gesehen hatte. Ich bewegte den Lichtkegel an der Wand entlang und entdeckte über ihr befestigte Kerzenleuchter und Petroleumlampen. Darauf trat ich zurück, stolperte über etwas und wäre beinahe gestürzt, konnte mich aber noch halten, indem ich mich an der Wand abstützte. Da fiel mein Blick auf eine weitere vermodernde Leiche, in diesem Fall noch etwas frischer und halb mit Erde bedeckt. Ich zog meinen Parka schützend über Mund und Nase und wankte vorbei an den beiden Leichen weiter den Gang entlang.
    Ich spürte mit einer Hand, wie kalt und rau die Felswand war, aber den Schmerz in meinem Fuß spürte ich kaum mehr. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die immer stärker werdenden Warnsignale in meinem Kopf, als ich mich einem großen runden Loch näherte, das in eine weitere Höhle führte. Mittlerweile war ich dem kleinen Mädchen sehr nahe.
    Den Rest des Wegs legte ich auf allen vieren zurück, so leise wie möglich, denn auf eine Willkommensparty konnte ich verzichten. An der Öffnung stoppte ich und sah mich in dem Raum um. Es war eine riesengroße Höhle, und von ganz oben in der gewölbten Decke drang durch einen kleinen Felsspalt Sonnenlicht herein, das alles in ein diffuses Dämmerlicht tauchte. Ich steckte die Taschenlampe in meine Parkatasche und umklammerte die Glock mit beiden Händen.
    Mittendrin sah ich eine heiße Quelle hervorsprudeln. Darüber stiegen heiße Dämpfe auf, es war stickig und feucht. Überall standen Glasbehälter und alte Aquarien herum, in denen Schlangen und Spinnen und anderes schreckliche Getier krabbelten. Direkt in der Nähe stand etwas, das die Überreste eines teilweise mit Spinnweben bedeckten Menschen enthielt. Ich

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