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Das kalte Gift der Rache

Das kalte Gift der Rache

Titel: Das kalte Gift der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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mich weiter fest umklammert. Ich murmelte beruhigende Worte und nahm es hoch, während ich mich auf die Stimme des Mannes konzentrierte. Sie hatte geklungen wie Willie Vines Stimme. Aber Willie war tot. Oder doch nicht?
    Meine Augen durchsuchten die dunkleren Bereiche an den Wänden, während ich mich langsam in der Richtung voranbewegte, aus der die Hilferufe kamen. Eigentlich sollte ich das Kind absetzen, konnte mich aber nicht dazu überwinden. Die Kleine hatte große Angst und zitterte am ganzen Leib. Ich müsste sie mit Gewalt von mir lösen. Dann sah ich ihn und war zutiefst geschockt, dass es wirklich Willie war. Seine Handgelenke waren gefesselt und über seinem Kopf an einem Haken in der Wand festgebunden. Aus einer Wunde am Kopf blutete er. Das Blut lief über sein Gesicht und in den Ausschnitt seines weißen T-Shirts.
    »Gott sei Dank! Gott sei Dank, dass Sie hier sind!«, flüsterte er. Dann brach er in Tränen aus, und sein Schluchzen hallte durch das ganze Gewölbe.
    Mindestens ebenso sehr interessierte ich mich für die andere, wenige Meter von ihm entfernt an die Wand gefesselte Person. Eine Frau. Sie starrte mich mit großen Augen an, als ich auf sie zuging, rührte sich jedoch nicht und sagte kein Wort. Ihre Augen blickten glasig drein, als stünde sie unter Schock. An ihren roten Zöpfen erkannte ich sie sofort. Wilma Harte, das mysteriöserweise aus der Akademie verschwundene Mädchen. Abermals fühlte ich mich bedroht und in großer Gefahr, wie zwischen den Klemmen einer Bärenfalle. Ich blieb stehen und lauschte, hörte aber nichts. Keine Spur von McKay.
    Willie begann, sich in den Fesseln zu winden, heulte noch immer. »Bitte, bitte. Befreien Sie uns. Wenn McKay wiederkommt, bringt er uns um.«
    Sämtliche Alarmglocken in mir schrillten mittlerweile so laut, dass ich vor Angst zitterte. Auf Willies Stimme hin begann das kleine Mädchen zu wimmern. Hier stimmte was nicht, und alles wurde immer mysteriöser. »Wo ist McKay?«
    Willie verfiel wieder in Unruhe und wand sich verzweifelt in den Fesseln. »Weiß ich nicht! Er ist weg, sagt aber, er will uns töten. Wir müssen hier raus, ehe er zurückkommt.«
    Ich hielt meine Waffe weiter genau auf Willies Brust gerichtet. Der Mann galt eigentlich als tot. Und wenn er es nicht war, wessen Körper war dann am Neujahrsabend in seinem Haus bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden? Ich hatte nicht vor, ihn zu befreien. Noch nicht. »Das ist Wilma Harte, stimmt’s?«
    »Genau, ja, McKay hielt sie die ganze Zeit über hier unten gefangen und hat schlimme Sachen mit ihr angestellt. Sie spricht kein Wort, starrt nur dauernd so schrecklich vor sich hin. Bitte, helfen Sie uns doch!«
    Die Schwefeldünste von der heißen Quelle brachten mich ins Schwitzen, und mir war flau davon im Magen, aber mich beschäftigten andere, größere Probleme. »Hat McKay das kleine Mädchen geschlagen?«
    »O mein Gott, ja, es war furchtbar. Nur weil sie nicht aufhören wollte zu weinen. Er ist verrückt. Glauben Sie mir. Er brüstet sich damit, Simon und Christie und viele andere ermordet zu haben.«
    »Wir haben gestern Abend einen verstümmelten Körper bei dir zu Hause gefunden. Hatte deine Sachen an. Wer war das, Willie? Und warum will McKay uns glauben machen, du wärst tot?«
    »Weiß ich nicht. Ein Mädchen hat das entführte Kind gesehen. Vielleicht hat er es auch umgebracht. Er liebt es, zu töten, glauben Sie mir. Er wusste, dass ich Ihnen die Wahrheit sagen würde. Ist mir nach Hause gefolgt und hat mir einen Schlag auf den Kopf verpasst, und als ich aufgewacht bin, war ich hier unten mit Wilma. Hier ist seine Folterkammer, und er kommt zurück! Also machen Sie uns los! Schnell!«
    Ich wusste nicht, was ich davon glauben sollte. Ich hielt die Kleine weiter auf dem Arm und ging langsam nach rechts, immer noch auf der Suche nach McKay. Mir war klar, dass er hier war.
    Fragte sich nur wo. Plastikschalen voller Spinnen, lagen auf dem Boden, und zwar mehrere. Sah aus, als würden die Spinnen sich gegenseitig töten und auffressen. Als ich mir sicher war, dass sich McKay nicht in unmittelbarer Nähe aufhielt, befreite ich Wilma von ihren Fesseln. Sie plumpste wie ein Sandsack zu Boden, wo sie, zusammengekauert wie ein Embryo, liegen blieb.
    Dann wandte ich mich Willie zu, der mittlerweile fast hysterisch reagierte, aber ich traute ihm kein bisschen. Kein Wort von dem, was er sagte, glaubte ich ihm. Ich stellte das Kind auf den Boden und zog meine Handschellen heraus.

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